Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Profi im Schlittenf­ahren

Sport Julia Taubitz tut, wovon viele Kinder träumen: Sie sitzt von Oktober bis März auf einem Rodel. Das macht sie aber nicht nur zum Spaß

- VON THOMAS BREMSER

Julia Taubitz ist schon als Kind gerne Schlitten gefahren – am liebsten auf einem „Poporutsch­er“aus Kunststoff. Heute ist sie 20 Jahre alt und fährt noch immer gerne und oft Schlitten. Julia verdient damit sogar Geld. Sie ist profession­elle Rodlerin. Im Winter reist sie um die ganze Welt und nimmt an Wettkämpfe­n teil. Gerade hat sie in Bayern bei der Europameis­terschaft mitgemacht.

„Mein Bruder ist früher gerodelt, und da habe ich immer zugeschaut. Irgendwann fand ich das auch sehr schön und wollte das machen“, sagt Julia. Mit sieben Jahren ist sie in einen Verein gegangen. „Es ist besser anzufangen, wenn man jung ist. Dann kann man sich nämlich schnell an die Geschwindi­gkeit gewöhnen.“

Rodler sind ziemlich schnell unterwegs. Auf ihren Schlitten rasen sie den Eiskanal hinunter. Da erreichen sie bis zu 135 Stundenkil­ometer. So schnell dürfen Autofahrer nur auf der Autobahn fahren. Die Trainer führen Kinder langsam an das Tempo heran. Sie fangen ganz unten an der Bahn mit dem Training an. Langsam tasten sie sich dann nach oben. Von Oktober bis März ist Julia fast jeden Tag im Eiskanal. Schlimm verletzt hat sie sich noch nie. Aber sie friert ab und zu. „In manchen Ländern ist es schon mal minus 25 Grad kalt. Da schneit es beim Start, und es ist windig. Dann zittert man schon.“Julia packt sich dann dick ein. Wenn sie den Eiskanal hinunterbr­aust, ist sie sowieso konzentrie­rt. Die Kälte merkt sie dann gar nicht mehr. Beim Start sitzt Julia oben auf dem Schlitten und wartet, bis die Ampel auf Grün springt. Dann stößt sie sich an zwei kleinen Hügeln ab. Sie beschleuni­gt mit ihren Händen, mit denen sie sich von der Eisbahn abstößt. „Dann lege ich mich bequem auf den Rücken, halte mich mit den Händen an den Griffen des Schlittens fest und halte den Kopf möglichst flach“, erklärt Julia. „Dann schickt dich die Bahn eigentlich von einer Kurve in die nächste.“

Am Ende der Saison ist Julia froh, in den Urlaub zu fahren: „An den Strand, da, wo es warm ist.“Aber auch im Sommer trainiert sie fleißig, um noch besser zu werden. Dann aber nicht auf dem Eis, sondern auf Betonbahne­n.

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Foto: dpa Julia rodelt, seit sie sieben Jahre alt ist. Inzwischen verdient sie ihr Geld damit, mit hohem Tempo durch einen Eiskanal zu rauschen.

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