Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Den Ruf des Hauses mehren
Staats und Stadtbibliothek Seit 1. Januar ist Karl-Georg Pfändtner der Chef der Stabi. Gerade lernt er dort alles kennen. Zu Augsburg hat er eine besondere Beziehung
Dem Büro sieht man noch an, dass Karl-Georg Pfändtner seine neue Aufgabe in der Staats- und Stadtbibliothek gerade antritt. Es wirkt leer geräumt. Auf dem Besprechungstisch liegen Umlaufmappen. Der neue Chef ist im Augenblick dabei, sich einzuarbeiten, seine rund 20 Mitarbeiter kennenzulernen, die Abläufe im Haus zu verstehen und gleichzeitig die Anfragen abzuarbeiten, die jetzt auf seinem Schreibtisch landen. Das sind im Moment vor allem Leihanfragen, die wegen des Lutherjahrs gestellt werden. Für Ausstellungen rund um die Lutherzeit hat die Staats- und Stadtbibliothek eine Menge zu bieten.
Sein Haus kennt Pfändtner (*1965) schon lange. Allerdings hat er vor 15 Jahren, als er als Kunsthistoriker über die deutsche Buchmalerei geforscht hat und deshalb viel Zeit in Augsburg verbrachte, um die reichen Bestände der Staats- und Stadtbibliothek in Augenschein zu nehmen, noch keinen Gedanken daran verschwendet, dieses Haus einmal zu leiten. Aber den Bau fand er schon damals gelungen. Und heute sagt er: „Es ist eines der schönsten Bibliotheksgebäude.“
Durch seine wissenschaftliche und berufliche Tätigkeit hat Pfändtner ein großes Netzwerk an Kontakten aufgebaut, international, und das möchte er nun in Augsburg nutzen, etwa für Veranstaltungen in der Bibliothek oder aber für Kongresse. Allerdings schränkt er ein, dass das so richtig wahrscheinlich erst nach dem Abschluss der Generalsanierung und dem Fertigstellen des Erweiterungsbaus der Fall sein könnte. Denn die Baumaßnahmen, die 2018 beginnen sollen, werfen jetzt schon ihren Schatten voraus.
Mit Pfändtner hat die Staats- und Stadtbibliothek einen Leiter bekommen, der ein ausgewiesener Experte für Handschriften ist und sich sehr gut im späten Mittelalter und der Frühen Neuzeit auskennt. Seit 2006 hat er für die Bayerische Staatsbibliothek München daran gearbeitet, alte Bestände für eine digitale Nutzung zu erschließen. Seit die Staats- und Stadtbibliothek unter der Führung der Staatsbibliothek München steht, ist auch in Augsburg in dieser Hinsicht viel getan worden. Das möchte Pfändtner fortsetzen. „Die Bibliothek hat einen tollen Bestand, aber international ist sie teilweise unbekannt“, sagt er. Je größer der digitale Bestand ausfalle, desto leichter gelinge es, den Ruf Augsburgs bei Forschern weltweit zu stärken.
Im Augenblick pendelt Pfändtner täglich zur Arbeit. Er wohnt mit seiner Frau und seinen vier Kindern südlich von München. Angedacht sei perspektivisch aber schon ein Umzug. „Ich bin ein Fan von Augsburg“, sagt er. Jedoch müssen erst einmal passende Räume für die Familie gefunden werden. Und er hegt die Hoffnung, dass es endlich einmal klappt, mit seiner Familie eine Vorstellung der Augsburger Puppenkiste zu besuchen.
Überhaupt möchte Pfändtner als Leiter der Staats- und Stadtbibliothek eng mit anderen Augsburger Institutionen kooperieren. „Außerdem ist mir wichtig, dass die Bibliothek ein offenes Haus ist, dass die Bürger kommen und dass auch Kinder und Schüler den Weg ins Haus finden“, sagt er. Zuerst steht oben auf seiner Agenda aber weiterhin, alles genau kennenzulernen. Das geht bei einem Haus, das 1537 gegründet wurde und seitdem Bücher sammelt, nicht von heute auf morgen.