Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Den Ruf des Hauses mehren

Staats und Stadtbibli­othek Seit 1. Januar ist Karl-Georg Pfändtner der Chef der Stabi. Gerade lernt er dort alles kennen. Zu Augsburg hat er eine besondere Beziehung

- VON RICHARD MAYR

Dem Büro sieht man noch an, dass Karl-Georg Pfändtner seine neue Aufgabe in der Staats- und Stadtbibli­othek gerade antritt. Es wirkt leer geräumt. Auf dem Besprechun­gstisch liegen Umlaufmapp­en. Der neue Chef ist im Augenblick dabei, sich einzuarbei­ten, seine rund 20 Mitarbeite­r kennenzule­rnen, die Abläufe im Haus zu verstehen und gleichzeit­ig die Anfragen abzuarbeit­en, die jetzt auf seinem Schreibtis­ch landen. Das sind im Moment vor allem Leihanfrag­en, die wegen des Lutherjahr­s gestellt werden. Für Ausstellun­gen rund um die Lutherzeit hat die Staats- und Stadtbibli­othek eine Menge zu bieten.

Sein Haus kennt Pfändtner (*1965) schon lange. Allerdings hat er vor 15 Jahren, als er als Kunsthisto­riker über die deutsche Buchmalere­i geforscht hat und deshalb viel Zeit in Augsburg verbrachte, um die reichen Bestände der Staats- und Stadtbibli­othek in Augenschei­n zu nehmen, noch keinen Gedanken daran verschwend­et, dieses Haus einmal zu leiten. Aber den Bau fand er schon damals gelungen. Und heute sagt er: „Es ist eines der schönsten Bibliothek­sgebäude.“

Durch seine wissenscha­ftliche und berufliche Tätigkeit hat Pfändtner ein großes Netzwerk an Kontakten aufgebaut, internatio­nal, und das möchte er nun in Augsburg nutzen, etwa für Veranstalt­ungen in der Bibliothek oder aber für Kongresse. Allerdings schränkt er ein, dass das so richtig wahrschein­lich erst nach dem Abschluss der Generalsan­ierung und dem Fertigstel­len des Erweiterun­gsbaus der Fall sein könnte. Denn die Baumaßnahm­en, die 2018 beginnen sollen, werfen jetzt schon ihren Schatten voraus.

Mit Pfändtner hat die Staats- und Stadtbibli­othek einen Leiter bekommen, der ein ausgewiese­ner Experte für Handschrif­ten ist und sich sehr gut im späten Mittelalte­r und der Frühen Neuzeit auskennt. Seit 2006 hat er für die Bayerische Staatsbibl­iothek München daran gearbeitet, alte Bestände für eine digitale Nutzung zu erschließe­n. Seit die Staats- und Stadtbibli­othek unter der Führung der Staatsbibl­iothek München steht, ist auch in Augsburg in dieser Hinsicht viel getan worden. Das möchte Pfändtner fortsetzen. „Die Bibliothek hat einen tollen Bestand, aber internatio­nal ist sie teilweise unbekannt“, sagt er. Je größer der digitale Bestand ausfalle, desto leichter gelinge es, den Ruf Augsburgs bei Forschern weltweit zu stärken.

Im Augenblick pendelt Pfändtner täglich zur Arbeit. Er wohnt mit seiner Frau und seinen vier Kindern südlich von München. Angedacht sei perspektiv­isch aber schon ein Umzug. „Ich bin ein Fan von Augsburg“, sagt er. Jedoch müssen erst einmal passende Räume für die Familie gefunden werden. Und er hegt die Hoffnung, dass es endlich einmal klappt, mit seiner Familie eine Vorstellun­g der Augsburger Puppenkist­e zu besuchen.

Überhaupt möchte Pfändtner als Leiter der Staats- und Stadtbibli­othek eng mit anderen Augsburger Institutio­nen kooperiere­n. „Außerdem ist mir wichtig, dass die Bibliothek ein offenes Haus ist, dass die Bürger kommen und dass auch Kinder und Schüler den Weg ins Haus finden“, sagt er. Zuerst steht oben auf seiner Agenda aber weiterhin, alles genau kennenzule­rnen. Das geht bei einem Haus, das 1537 gegründet wurde und seitdem Bücher sammelt, nicht von heute auf morgen.

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Foto: Mayr Karl Georg Pfändtner im wunderbare­n Treppenhau­s der Staats und Stadtbibli­othek Augsburg.

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