Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Jetzt sind alle Ausweichbühnen gefunden
Theater Die Oper „Kaspar Hauser“gibt es lediglich konzertant, die große Komödie im Schauspiel wird zur Abschiedsgala umfunktioniert. Wo diese Inszenierungen zu sehen sind und was die Spielzeit sonst noch bringt
Die Spielzeit des Theaters Augsburg ist nach langem Hin und Her nun „in trockenen Tüchern“: Auch für die letzten beiden Inszenierungen sind Ersatzspielstätten gefunden. Wie berichtet, können die Oper „Kaspar Hauser“und das Schauspiel „Pension Schöller“nicht wie geplant im Martinipark gezeigt werden, weil dort bereits Hallen für die nächste Spielzeit umgebaut werden müssen. Das Theater weicht damit in einer ohnehin schwierigen Spielzeit noch einmal aus.
Für „Kaspar Hauser“kam Intendantin Juliane Votteler mit Karl Borromäus Murr, dem Leiter des Textilmuseums, überein: Die Inszenierung kann dort ab 23. April zumindest konzertant aufgeführt werden. Es gibt sechs Termine. Für das Theater ist dieser Wechsel vor allem deshalb bedauerlich, weil die Produktion komplett fertig ist: Augsburg übernimmt sie vom Theater Freiburg. „Wir werden nun versuchen, so viel wie möglich von der Inszenierung zu retten, die Sänger werden in den Original-Kostümen auftreten“, so Votteler. Für eine „richtige“Oper bringe das tim aber nicht die Voraussetzungen mit.
Auch beim Stück „Pension Schöller“, die an sich schon ein Ersatz für die zunächst geplante Komödie „Der nackte Wahnsinn“ist, muss das Theater weiter zurückrudern: Die Produktion wird jetzt auf der Brechtbühne gespielt und nur noch Anleihen am Original nehmen. „Wir werden das Ganze ,Pension Augsburg‘ nennen und es als eine Art Abschiedsrevue fürs Schauspiel präsentieren“, sagt Votteler. Premiere wird im Sommer sein – nach dem Start auf der Freilichtbühne. Auch hier sind anstatt der ursprünglich geplanten 18 Aufführungen nur sechs machbar.
Trotz der vielen Ausweichspielstätten ist die Intendanz mit der laufenden Spielzeit bislang zufrieden: „Die Messe und der Martinipark wurden vom Publikum besser angenommen, als wir gedacht hatten. Wir spüren eine große Solidarität“, sagt Votteler. Auf der Messe stehen nur noch wenige Tosca-Inszenierungen an, alle sind bereits ausverkauft. Der Martinipark ist für diese Spielzeit als Ausweichort bereits abgehakt. Dort gibt es keine weiteren Auftritte mehr. Die nächste große Premiere ist am 4. Februar: Ab dann ist auf der Brechtbühne Goethes „Faust“zu sehen.
Im Sommer konzentriert sich das Theater Augsburg unter dem Motto „Im Namen Gottes“mit zwei Inszenierungen auf das Thema Religion. Zu sehen sein wird das Stück „Unruhe im Paradies“, für das in Augsburg recherchiert wurde. Tenor ist die Frage, wie es die Augsburger mit dem Glauben halten und wie das Miteinander im Alltag aussieht. Die Oper „Simplicius Simplicissimus“schließlich hat im Juni Premiere auf der Brechtbühne.
Der Spielplan des neuen Teams um Intendant André Bücker wird voraussichtlich im April präsentiert. Bücker will dann auch seine neue Führungsmannschaft vorstellen. Wie berichtet, wird ein Großteil des jetzigen Teams das Theater verlassen, darunter Operndirektor Georg Heckel, Schauspieldirektorin Maria Viktoria Linke, Ballettdirektor Robert Conn und Theatersprecher Philipp Peters. Auch im Ensemble wird es – wie bei Intendantenwechseln üblich – einen großen Wechsel geben. Sowohl im Musiktheater als auch im Schauspiel wird dem Vernehmen nach die Hälfte der Künstler Augsburg verlassen.
Was die Sanierung betrifft, laufen die Planungen laut Stadtverwaltung wie vorgesehen. Die archäologischen Grabungen im Grünstreifen zwischen Theater und Volkhartstraße werden allerdings nicht wie gedacht im Januar beginnen. Sie starten erst, wenn die Baugenehmigung für den darunter geplanten Technikkeller vorliegt.
Wie berichtet, entsteht unter dem Großen Haus ein zweistöckiger Keller, in dem unter anderem ein großes Sprinklerwasser-Bassin untergebracht wird. Oberirdisch wird dort künftig der Orchesterprobensaal stehen, in dessen Erdgeschoss der Kartenvorverkauf eingerichtet wird. Voraussichtlich im Februar müssen hier Bäume gefällt werden. Die Stadt betont, dass das Thema „mit größter Sensibilität für naturschutzfachliche Belange“behandelt werde. Mit dem Grünamt wird ein Baumbestandsplan vorbereitet. Bei der Unteren Naturschutzbehörde hat man sich laut Stadtsprecher Richard Goerlich erkundigt, welche Ersatzpflanzungen nötig sind. Die Vogelbrutzeit werde berücksichtigt.