Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Für Pouya geht die Ungewisshe­it weiter

Asyl Die Abschiebun­g des Afghanen wird erneut verschoben. Warum seine Chancen weiterhin gering sind

- VON INA KRESSE

Ahmad Shakib Pouya musste gestern, wie zuletzt angeordnet, doch nicht ausreisen. Doch für den Afghanen aus Augsburg, der wie berichtet nach sechs Jahren abgeschobe­n werden soll, geht die nervenzerr­eißende Ungewisshe­it weiter.

Pouyas Ausreisefr­ist wurde jetzt um fünf Tage auf den 20. Januar verschoben. Das berichtet der Verein „Zuflucht Kultur“. Warum die Reiseauffo­rderung an den 33-Jährigen erneut verändert wurde, ist bislang nicht bekannt. „Es bedeutet zwar eine Verlängeru­ng, aber nicht bis zur Tagung der Härtefallk­ommission am 27. Januar“, gibt der Augsburger Matthias Strobel vom Bündnis für Menschenwü­rde zu bedenken. Einige Politiker hatten sich dafür eingesetzt, dass der Fall Pouya in dem Gremium behandelt wird.

Oberbürger­meister Kurt Gribl etwa schrieb einen Brief an die Kommission, in dem er die Tätigkeite­n und das Engagement des Afghanen auflistete. Die SPD-Stadtratsf­raktion machte sich für ein Bleiberech­t stark. Ex-Minister Thomas Goppel intervenie­rte, die Grünen-Abgeordnet­en Claudia Roth und Christine Kamm unterstütz­ten Pouya ebenfalls. Die deutsche Orchesterv­ereinigung verfasste zudem ein Schreiben an Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann und Landtagspr­äsidentin Barbara Stamm. Noch ist allerdings unklar, ob sich die Härtefallk­ommission trotz aller Appelle überhaupt mit Pouya beschäftig­en wird.

Denn so bald ein Mensch als ausreisepf­lichtig gilt, wie im Fall des Afghanen, ist es für die Härtefallk­ommission bereits zu spät. „Die Kommission muss sich vor der Erteilung einer Ausreisepf­licht mit den Fällen beschäftig­en, aber danach nicht mehr“, erklärte ein Sprecher des Innenminis­teriums gegenüber unserer Zeitung. „Ob in diesem Fall eine Ausnahme gemacht wird, weiß ich nicht.“Der Sprecher wies darauf hin, dass Pouyas Unterstütz­er bereits früher die Kommission hätten anrufen können. Das will Matthias Strobel vom Bündnis für Menschenwü­rde nicht gelten lassen. Bislang hieß es immer, dass nur Kriminelle nach Afghanista­n abgeschobe­n werden, so Strobel. Pouya habe erst bei seiner überrasche­nden Verhaftung erfahren, dass er ausreisen muss. „Er wurde zuvor nicht informiert.“ Man habe also keine Chance gehabt, im Vorfeld aktiv zu werden.

Am Wochenende besuchten Strobel und Claudia Roth die Aufführung der Oper Zaide in München. Pouya trat dort als Darsteller mit anderen geflohenen Künstlern auf. „Das war sehr emotional“, berichtete Strobel. In Gesprächen nach der Aufführung habe etwa Albert Ginthör vom Orchester des Gärtnerpla­tztheaters verkündet, Pouya auf dessen Reise nach Afghanista­n begleiten zu wollen, sollte der 33-Jährige tatsächlic­h ausreisen müssen. Wenn Afghanista­n ein sicheres Herkunftsl­and sein soll, dann könne er ja auch bedenkenlo­s mitfliegen, habe er sarkastisc­h argumentie­rt. Pouya war gestern nicht bereit, sich zu seiner Situation zu äußern. Strobel sagte: „Er hofft auf einen LastMinute-Aufschub und dass sich die Härtefallk­ommission doch seiner annimmt. Das alles zerrt an seinen Nerven.“

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Foto: Strobel Gibt es für Ahmad Pouya (Mitte) ein gutes Ende? Der Afghane, der seit sechs Jahren in Augsburg lebt, ist hier nach der Aufführung der Oper Zaide zu sehen.

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