Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Nichts für Weicheier
Am Wochenende mal wieder Handball gekuckt. Holla, die Waldfee! Da wird gezerrt, geschubst, gehalten, geschlagen, gestoßen, am Arm gerissen, was das Zeug hält. Die Trikots sind einem ständigen Belastungstest unterzogen. Nein, die Rede ist nicht von der Weltmeisterschaft, die gerade in Frankreich stattfindet. Die Rede ist vom Bezirksoberliga-Landkreisderby zwischen dem TSV Gersthofen und dem TSV Schwabmünchen (siehe nebenstehenden Bericht), bei dem der Tabellenletzte den Zweiten mit 30:25 besiegte. Auch auf diesem Niveau ist dieser Sport nichts für Weicheier.
Geradezu grotesk wirkt da eine Regeländerung im Handball, die besagt, dass ein verletzter Spieler, der behandelt wurde, bei den nächsten drei Angriffen seiner Mannschaft aussetzen muss. Damit soll ein Simulieren bestraft werden. Würde man dieses Verfahren bei den Fußballern anwenden, die sich bei derartigen körperlichen Angriffen reihenweise theatralisch am Boden wälzen wären die sterbenden Schwäne schnell ausgestorben. Der Handballer simuliert nicht. Er wischt sich einmal über den Mund – und weiter geht’s.
24 Mannschaften spielen gerade in Frankreich den Titel aus. Das sind exakt die Hälfte, wie es gemäß der FIFA bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2026 sein sollen. Wer ins Finale kommt, hat innerhalb von 17 Tagen neun Spiele zu absolvieren – ein Pensum, bei dem hoch bezahlten Kicker in Tränen ausbrechen würden. Der Handballer wischt sich den Mund ab – nächstes Spiel.
Handball ist nichts für Weicheier. Leider ist dies wieder einmal nicht im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen. Lediglich auf dem Stream eines Sponsors kann man die Spiele der deutschen Mannschaft, immerhin amtierender Europameister, im Internet verfolgen. Gerade für die ältere Generation von HandballAnhänger ist dies ein immenser Nachteil. Es soll tatsächlich noch Menschen geben, für die ein Stream ein Buch mit sieben Siegeln ist.