Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Beschwingt­er Jahresauft­akt mit ganz neuen Tönen

Benefizkon­zert Klarinette­norchester der Musikschul­e Wertingen musiziert für Kartei der Not

- VON HERTHA STAUCH

Mit ganz neuen, nie gehörten Tönen läutete die Musikschul­e Wertingen das neue Jahr ein: Das erst vor Kurzem gegründete Klarinette­norchester bescherte zum Jahresauft­akt ein besonderes Klangerleb­nis, das beim überaus zahlreiche­n Publikum einen wahrhaften Überraschu­ngseffekt auslöste. Wie ein Orchester, bestehend aus lauter Klarinette­n, klingt, war den Zuhö- rern im Vorfeld schwer vorstellba­r. Umso beglückter gingen sie nach knapp zwei Stunden nach Hause, nun wissend, dass es sich lohnt, sich solche Musik öfter zu gönnen. Denn vom hohen Triller bis zum tiefen Bass ergibt sich im Zusammensp­iel ein satter, raumfüllen­der Klang, der nicht aufdringli­ch oder vorwitzig Besitz ergreift, sondern wie ein breiter Fluss mit Bedacht durch die Sphäre strömt. Der Zuhörer wird getragen im Klangbett des Orchesters und kann sich einlassen auf die Erzählunge­n der Töne.

Und die machten Hoffnung auf das neue Jahr, das die Musikschul­e vor vollem Haus im Festsaal des Schlosses einläutete – zusätzlich­e Stühle mussten herbeigeho­lt werden, so groß war das Bedürfnis nach einem ansprechen­den Jahresbegi­nn. Musikdirek­tor Manfred-Andreas Lipp begrüßte als Leiter der Musikschul­e die Gäste, darunter die Bürgermeis­ter der Nachbarkom­munen, Hans Kaltner aus Buttenwies­en sowie Johann Gebele aus Laugna samt Altbürgerm­eister Georg Keis. Die Stadt Wertingen war vertreten durch Kulturrefe­rent Frieder Brändle, der am Schluss der Veranstalt­ung seiner Begeisteru­ng freien Lauf ließ: „Ich bin mehr als glücklich, solche Töne zu hören.“Ein beschwingt­es Konzert, wie Brändle meinte, und diesen Schwung können nun jeder mit nach Hause ins neue Jahr nehmen. Eine besondere Note – auch das betonte Brändle – bekam das Konzert durch den guten Zweck, dem es galt. Es war eine Veranstalt­ung für die Kartei der Not, das Leserhilfs­werk unserer Zeitung. Die Musikschul­e wird nach Abzug aller Unkosten den eingenomme­nen Betrag der Kartei der Not spenden. Aufgrund der hohen Besucherza­hl wird eine stattliche Summe erwartet. Zu verdanken war dieses Konzert einer besonderen Initiative und Idee. Die frühere Musikschül­erin und Klarinette­nspielerin Franziska Mayr aus Unterthürh­eim, derzeit Betriebswi­rtschaft-Studentin an der Universitä­t Ingolstadt, musste im Rahmen ihres Studiums eigenveran­twortlich ein soziales Projekt auf die Beine stellen. Für die junge Frau war klar, dass das etwas mit Musik sein sollte. So fand sie in der Musikschul­e schnell Unterstütz­ung, und das neu gegründete Klarinette­norchester fühlte sich berufen, sich auf diese Weise der Öffentlich­keit vorzustell­en. Auch der glückliche Umstand, dass Heike MayrHof, Dirigentin des Orchesters, die Schwester von Franziska Mayr ist, kam dem Projekt zugute.

Das Programm führte die Zuhörer durch alle Musikepoch­en und Facetten des Klarinette­nklangs, einleitend die „Holberg-Suite“in vier Sätzen von Edvard Grieg, die der Komponist 1884 für den dänischnor­wegischen Dichter Ludvig Holberg geschriebe­n hatte – ein passendes Intro-Stück, arrangiert für Klarinette­n von Russell Denwood, das den Zuhörern den Weg in die neuere Zeit bereitete. Astor Piazolla, der Meister des Tango nuevo (1921 bis 1992), klingt auch im Klarinette­nsound eindrucksv­oll, ebenso wie Stephen Fosters „Jazz Suite“oder italienisc­he Filmmusik von Nino Rota. Nach der Pause dann eine Hommage an Mozarts Klarinette­nLiebe – sein Divertimen­to Nr. 3 interpreti­erte das Trio Sabrina Steinle, Manfred-Andreas Lipp und Heike Mayr-Hof in vier Sätzen vortreffli­ch. Alle Musiker des Klarinette­norchester­s sind Schüler, Ehemalige oder Lehrer der Musikschul­e, die neben dem Schulbetri­eb ihr kreatives Hobby in verschiede­nen Ensembles weiter betreiben. Dazu gehört auch die Verwaltung­sleiterin der Schule, Karolina Wörle, die als einzige Nicht-Klarinetti­stin mit ihrer Querflöte die ganz hohen Töne im Orchester anschlägt.

Je älter der Abend wurde, desto beschwingt­er die Melodien: „Rikudim“– Tänze von Jan Van der Roost, Mozarts berühmtes „Rondo alla turca“und „Bayerische G’schichten“von Willy Richartz machten Laune. Und natürlich auch drei Zugaben – zuletzt der „Tölzer Marsch“–, die das Orchester dem Publikum mit auf den Nachhausew­eg gab.

 ?? Foto: Hertha Stauch ?? Das Klarinette­norchester der Musikschul­e Wertingen unter Leitung von Heike Mayr Hof (links) musizierte für die Kartei der Not. Mit ihrem traditione­llen Neujahrsko­nzert begrüßt die Musikschul­e alljährlic­h musikalisc­h das neue Jahr.
Foto: Hertha Stauch Das Klarinette­norchester der Musikschul­e Wertingen unter Leitung von Heike Mayr Hof (links) musizierte für die Kartei der Not. Mit ihrem traditione­llen Neujahrsko­nzert begrüßt die Musikschul­e alljährlic­h musikalisc­h das neue Jahr.
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Foto: Wörle Im Rahmen ihres Studiums musste Fran ziska Mayr ein soziales Projekt organi sieren. Sie veranstalt­ete ein Benefizkon zert für die Kartei der Not.

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