Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Dieses Wohnheim wird zum Modellprojekt
Soziales Was zunächst als Unterkunft konzipiert war, um Flüchtlinge kurzfristig unterzubringen, hat jetzt eine andere Ausrichtung. Davon profitieren Asylbewerber, die schon besser integriert sind
Es war in jener heißen Phase im Jahr 2015, als immer mehr Flüchtlinge nach Deutschland kamen. Unterkünfte wurden händeringend benötigt. Auch die Stadt Augsburg war gefordert. Im September 2015 gab es daher eine Dringlichkeitsentscheidung von Oberbürgermeister Kurt Gribl. Er legte fest, ein altes, leer stehendes Gebäude in der Rosenaustraße zur Unterbringung für Asylbewerber umzubauen.
Die Stadt hatte zuvor das Haus von der Firma Aurelis gekauft. Das Immobilienunternehmen hat Grundstücke nahe des Hauptbahnhofs. Plan war, dass 30 Asylbewerber künftig im Gebäude einziehen sollten. Das Haus liegt unweit des Eine knappe halbe Million Euro war als Investitionssumme nötig, exakt waren es 462 000 Euro.
Seit Dezember 2016 ist das modernisierte Gebäude bezugsfertig. Doch die Voraussetzungen haben sich geändert. Die Stadt muss wegen sinkender Flüchtlingszahlen vorerst keine weiteren dezentralen Unterkünfte bereithalten. Deshalb wird das Gebäude in der Rosenaustraße nunmehr als Modellprojekt installiert. Dies geschieht in Absprache mit der Regierung von Schwaben, die für die Betreuung von Flüchtlingen zuständig ist. Das Gebäude dient jetzt als Wohnheim für berufstätige Flüchtlinge. Zwei Gruppen haben hier eine Bleibe gefunden.
23 Bewohner sind es gegenwärtig. Es sind zum einen frühere Bewoh- ner der Unterkunft in der Calmbergstraße. Zum anderen leben junge Flüchtlinge in einer Wohngruppe. Die neun Männer haben eine Ausbildungsstelle und verdanken ihr jetziges Zusammenleben dem Engagement der Industrie- und Handelskammer. In dem Gebäude können insgesamt maximal 40 Männer wohnen, informiert Sozialreferent Stefan Kiefer: „Doch soll es auch Räume zum Lernen geben.“Die zwei Wohngruppen sind auf zwei Etagen verteilt. Besonderheit: Da die Bewohner Einkommen haben, müssen sie auch Gebühren für die Unterkunft zahlen.
Die Stadt plant jetzt allerdings, das Gebäude an die Regierung von Schwaben zu vermieten. Dadurch werde unter anderem der bürokratiHotelturms. sche Aufwand gesenkt. Die derzeit 23 Flüchtlinge, die im Wohnheim in der Rosenaustraße leben, gehören zu den momentan insgesamt registrierten 2700 Flüchtlingen im Stadtgebiet. 1000 Asylsuchende leben in Gemeinschaftsunterkünften, die von der Regierung von Schwaben betreut werden. 1070 Asylsuchende werden aktuell dezentral untergebracht. Sie leben in knapp 40 Unterkünften der Stadt, teils sind es Pensionen. In den Einrichtungen der Jugendhilfe kommen 300 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unter. 50 Personen sind in Erstaufnahmeeinrichtungen. Weitere 300 Asylbewerber haben eine eigene Wohnung in Augsburg.
Zu den größten Herausforderungen der Stadt Augsburg, die im Asylbereich anstehen, zählt Sozialreferent Kiefer auch weiterhin die Wohnsituation: „Was unsere tägliche Arbeit betrifft, sind die Familiennachzüge und deren Unterbringung eine Herausforderung.“
Gesamtgesellschaftlich gesehen sei die Integration der hier lebenden Flüchtlinge eine große Aufgabe für die kommenden Jahre. Das betreffe die Kommune an vielen Stellen, zum Beispiel im Bereich Bildung. Das Sozialreferat sei hier mit dem Thema Wohnraumversorgung und -vermittlung beteiligt. Referent Kiefer sagt: „Hierzu haben wir gemeinsam mit dem Verein ,Tür an Tür‘ und dem Diakonischen Werk ein Projekt beantragt, um das Freiwilligenengagement auf diesem Gebiet zu stärken.“