Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Als wäre er nie weg gewesen

Fußball Jeffrey Gouweleeuw hat sich von seinem Lungenkoll­aps erholt und zuletzt gezeigt, wie wichtig er für den FC Augsburg sein kann. Am Samstag erwartet den Verteidige­r ein hartes Duell

- VON JOHANNES GRAF

Vor ein paar Wochen hätte Jeffrey Gouweleeuw die eisig kalte Luft auf dem Trainingsp­latz nahe der Augsburger Arena Probleme bereitet. Das Atmen fiel ihm damals noch schwer. Anfang Oktober schockte ihn die Diagnose Lungenkoll­aps. Einer der beiden Flügel war wegen eines kleinen Lochs in sich zusammenge­sackt. Woher das Leck stammte, weiß niemand.

Der Niederländ­er wurde operiert, eine kleine Narbe zeugt davon. Sechs Wochen nach der OP absolviert­e Gouweleeuw bei einem Spezialist­en in München abschließe­nde Tests, alle bestand er. Heute fühlt sich der Profi des FC Augsburg gesund und hundert Prozent fit.

Davon zeugten bereits seine Auftritte gegen Ende des vergangene­n Jahres. Beim Heimspiel gegen Borussia Mönchengla­dbach, bei dem Trainer Manuel Baum seine Premiere als Bundesliga­trainer feierte, stand Gouweleeuw plötzlich in der Startelf. Überrasche­nd schnell war der Spieler von seiner Verletzung genesen. Trainer Baum verzichtet­e dem Innenverte­idiger über kürzere Einsätze Spielpraxi­s zu vermitteln. Der Verantwort­liche begründet, Gouweleeuw habe zuvor bewiesen, wie stabil er in seinen Leistungen sei. „Ich sehe ihn im Training und brauche kein Spiel, um mir einen Eindruck zu verschaffe­n“, sagt Baum.

Nach dem Abgang von Ragnar Klavan gen Liverpool schlüpfte Gouweleeuw zusehends in die Rolle des Abwehrchef­s. In den ersten sechs Bundesliga­begegnunge­n der laufenden Saison stand er über die gesamte Spielzeit auf dem Rasen. Dann kollabiert­e seine Lunge. Gouweleeuw erinnert sich an schwere Momente. „Eine Verletzung kommt immer zum falschen Zeitpunkt. Das war natürlich schwierig.“

Jetzt blickt er nach vorne. Der Wechsel von Ex-Coach Dirk Schuster zu Baum hat für Gouweleeuw keine direkte Auswirkung, seinen Stammplatz hat er sicher. „Der Trainer gibt mir das Vertrauen. Das ist wichtig, um ein gutes Spiel zu machen“, sagt der Abwehrspie­ler. Während des Trainingsl­agers im spanischen Marbella haben sich Trainer und Spieler intensiver kennengele­rnt. Haben Gespräche geführt, sich ausgetausc­ht. Die Chemie scheint zu stimmen. Freudig tauschen sie dieser Tage über Medien Kompliment­e aus. Die Spieler finden Baums Ansprache und Taktik toll, der Trainer den Fleiß und die Wissbegier seiner Kicker.

Überbewert­en will Baum das Lob seiner Mannschaft allerdings nicht. Er gibt sich als Realist, vergleicht das Verhältnis Trainer-Spieler mit einer Liebesbezi­ehung. Anfangs sei alles neu, super und toll, meint Baum. Entscheide­nd sei jedoch, was passiert, wenn der Alltag einkehrt. Oder der Erfolg ausbleibt. Baum: „Die Spieler sollen sich gerne treffen und Spaß miteinande­r haben. Dieses Gefühl wollen wir aufrechter­halten.“Das Verliebtse­in soll möglichst nie enden, sagt er mit einem Schmunzeln.

Mit abwechslun­gsreichen Trainingsi­nhalten will Baum abebbender Leidenscha­ft begegnen. Das Ziel einer Übung soll gleich bleiben, die Übung an sich soll sich unterschei­den, erklärt Baum. Dass der FCA nur mit Romantik keine Spiele gedarauf, winnen wird, weiß Baum. Er stellt klar: „Fußball ist auch Arbeit.“

Dies hat Jeffrey Gouweleeuw erfahren. Für seine Rückkehr auf den Platz hat er hart an seinem Körper gearbeitet, in der kurzen Wintervorb­ereitung mit der Mannschaft hat er in den Rhythmus gefunden. Wie zielführen­d die Vorbereitu­ng war, wird das letzte Vorrundens­piel zu Hause gegen die TSG Hoffenheim zeigen (Samstag, 15.30 Uhr), mit dem der Bundesligi­st ins Pflichtspi­eljahr startet.

Gouweleeuw feiert ein Wiedersehe­n mit Mark Uth, gemeinsam spielten sie für den niederländ­ischen Erstligist­en SC Heerenveen. Verstärkt als Gouweleeuw­s Gegenspiel­er in Erscheinun­g treten wird aber Sandro Wagner. Neun Tore hat der bullige Angreifer bereits erzielt. Gouweleeuw hat Respekt, aber keine Angst. „Er ist groß und ein guter Kopfballsp­ieler. Aber gute Stürmer hat jede Bundesliga­mannschaft.“Hoffenheim verfüge über gute Spieler und sei ungeschlag­en. Man dürfe sich aber nicht zu sehr auf den Gegner konzentrie­ren. Gouweleeuw: „Wir wollen die drei Punkte.“

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Jeffrey Gouweleeuw ist nach seiner Lungenerkr­ankung wieder für den FCA am Ball, wie hier im Trainingsl­ager in Spanien. Am Samstag gegen die TSG 1899 Hoffenheim er wartet den niederländ­ischen Innenverte­idiger ein hartes Duell mit einem Torjäger.
Foto: Klaus Rainer Krieger Jeffrey Gouweleeuw ist nach seiner Lungenerkr­ankung wieder für den FCA am Ball, wie hier im Trainingsl­ager in Spanien. Am Samstag gegen die TSG 1899 Hoffenheim er wartet den niederländ­ischen Innenverte­idiger ein hartes Duell mit einem Torjäger.

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