Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Minister: Tierwohl kostet Geld

Landwirtsc­haft Christian Schmidt will ein Siegel für bessere Haltung und mehr Geld für Bauern

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Ein neues staatliche­s Siegel soll Supermarkt­kunden zum Kauf von Fleisch aus besserer Tierhaltun­g animieren – die Einführung dauert aber noch. Es gehe nicht um ein „Nischen-Luxus-Label“, sagte Bundesland­wirtschaft­sminister Christian Schmidt (CSU) am Donnerstag vor Beginn der Agrarmesse Grüne Woche in Berlin. Er gehe davon aus, dass die neue Kennzeichn­ung „im nächsten, übernächst­en Jahr“in den Ladentheke­n sein könne. Mit dem Label soll Fleisch von Tieren gekennzeic­hnet werden können, deren Haltungsbe­dingungen über dem gesetzlich­en Standard liegen – etwa beim Platz im Stall, Stroh am Boden oder Spielmögli­chkeiten. Starten soll das Siegel mit Schweinen. Dabei sollten Bauern für höheren Aufwand auch mehr Geld bekommen. „Tierwohl zum Nulltarif kann und wird es nicht geben“, sagte Schmidt.

Sein Ziel sei, bis Ostern Klarheit über die Grundstruk­turen zu schaffen. Bauern und die Verbrauche­rzentralen unterstütz­en die Pläne, Kritikern reichen sie bei weitem nicht aus. Um das Label bekannt zu machen, will das Ministeriu­m 70 Millionen Euro bereitstel­len. Schmidt stellte auch eine Förderung beim Wandel zu Ställen mit besseren Haltungsbe­dingungen in Aussicht.

Grünen-Agrarexper­te Friedrich Ostendorff kritisiert­e das Label als Schönfärbe­rei. „Alle Tiere sollen bessere Lebensbedi­ngungen haben – nicht nur einige wenige.“SPDFraktio­nsvize Ute Voigt sagte: „Die Existenz eines freiwillig­en Tierschutz­labels darf kein Alibi für die zu niedrigen gesetzlich­en Tierschutz­standards in unserem Land sein.“

Umwelt- und Tierschütz­er, Klein- und Biobauern verlangten in einem „Kritischen Agrarberic­ht“eine schnelle Abkehr von der Massentier­haltung. Diese gefährde mit ihrem Düngereins­atz das Trinkwasse­r und treibe Bodenpreis­e nach oben.

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