Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Jagen und Fischen bringen Millionen ein
Warum diese Hobbys ein interessanter Wirtschaftsfaktor für die Region geworden sind. Geschäfte, Verpächter und auch der Messestandort Augsburg profitieren
Die einen werfen ihre Angel aus, die anderen gehen auf die Pirsch. Immer mehr Menschen gehen in Stadt und Region auf die Jagd und zum Fischen. Soweit zum Trend. Doch was für Angler und Jäger Hobby, Freizeitbeschäftigung oder Passion ist, wird für die Region Augsburg zu einem interessanten Wirtschaftsfaktor. Jagd und Fischerei bringen Geld ein, und das in vielerlei Hinsicht.
„Das Interesse an der Jagd wächst enorm“, sagt Jürgen Ring von der Jägervereinigung Augsburg mit fast 600 Mitgliedern. Die Zahl der Interessenten, die einen Jagdschein machen, habe sich in den vergangenen fünf Jahren fast verdreifacht, sagt Ring. Auch immer mehr Frauen wollen Jägerin werden. Dabei ist dieses Hobby nicht gerade billig: Die Kosten für eine Grundausstattung mit Gewehren, Fernglas und Kleidung schätzen Fachleute auf mehrere Tausend Euro. Ein Kurs für den Jagdschein kostet rund 1400 Euro (ohne Schießgebühren). Wer ein Jagdrevier pachten will, muss weiteres Geld investieren. Zwar gibt es im Augsburger Umland keine besonders hochpreisigen Jagdreviere mit prestigeträchtigen Trophäen wie Rotwild oder Gamswild. Experten rechnen aber vor, dass im Augsburger Umland ein Jagdrevier, je Größe, mehrere Hundert bis mehrere Tausend Euro Pacht pro Jahr kostet.
Wie hoch diese Einnahmen der privaten und öffentlichen Waldbesitzer in der Region sind, dazu werden keine Zahlen genannt. Die Einkünfte dürften sich aber summieren: Allein im Landkreis Augsburg gibt es 209 Jagdreviere. Auskunft gibt es bei der Stadt Augsburg. Sie ist einer der größten kommunalen Waldeigentümer in Deutschland.
Der städtische Forstbetrieb nimmt jährlich rund 25 000 Euro an Jagdpacht ein. Das sind allerdings nur 0,7 Prozent der Gesamteinnahmen, so Forstamtsleiter Jürgen Kircher. Er sagt: „Wichtiger als das Geld sind für uns zuverlässige örtliche Jäger, die schauen, dass die Wildschäden so gering wie möglich bleiben und dass es mit der Waldverjüngung klappt.“Weitere Pachtgebühren von 5000 Euro pro Jahr nimmt die Stadt für ihre Fischgewässer ein.
Auch beim Fischen gibt es einen Trend nach oben. Die Zahl der Angler in der Region nimmt zu, so Oliver Born, Fischereifachberater des Bezirks. In Schwaben gibt es derzeit 19 400 in Vereinen organisierte Angler und geschätzt weitere 10 000 nicht organisierte Freizeitfischer. Sie bringen den Verpächtern von Fischgewässern gute Einnahmen. Nach Angaben des Bezirks fallen bei über 1100 verpachteten Fischereirechten in Schwaben insgesamt über 1,3 Millionen Euro Pacht pro Jahr an. Zusammen mit den „Fischereierlaubnisscheinen“, die beispielsweise Vereine in ihren selbst bewirtschafteten Gewässern an Angler vergeben, kommt nach Schätzungen von Born ein erheblicher Betrag zusammen, insgesamt sind es wohl mehrere Millionen Euro. Er beobachtet, dass in den vergangenen Jahren die Preise für den Verkauf und die Verpachtung von Fischereirechnach ten deutlich gestiegen sind – so wie allgemein die Bodenpreise.
„Vielen Leuten ist nicht bewusst, welcher Markt dahinter steht“, sagt Thomas Funke, Pressesprecher beim Landesfischereiverband Bayern. Neuere Untersuchungen ergeben, dass die privaten Angelfischer in vielen Regionen in Deutschland inzwischen eine größere wirtschaftliche Bedeutung haben als die Berufsfischerei. Auch in Schwaben gibt es Gewässer, die attraktiv für den Angeltourismus sind, etwa voralpine Flüsse und viele Seen. Das Hobby Angeln gilt außerdem als bezahlbar. Für eine gute Ausrüstung müssen Einsteiger rund 200 bis 300 Euro anlegen, sagen Fachleute. Ein Kurs für den Anglerschein koste 100 bis 200 Euro.
Aus Sicht von Experten trägt auch die Messe „Jagen und Fischen“in Augsburg stark zum Aufwärtstrend bei. Rund 100 Unternehmen aus der Branche bieten dort ihre Produkte an. Die Messe mit rund 300 Ausstellern informiert auch über Angebote in der Region und Neuheiten. Grundsätzlich fließe über Messen viel Geld an den Standort, sagt Oliver Griesz, Marketingleiter der Messe Augsburg. Nach Hochrechnungen auf Basis einer ifoStudie gibt jeder Messebesucher in Deutschland im Schnitt 81 Euro aus, Essen und Übernachtung eingerechnet. Aussteller investieren durchschnittlich rund 15500 Euro pro Messe. Bei der viertägigen Messe „Jagen und Fischen“seien diese Werte zwar niedriger anzusetzen, sagt Griesz. Zahlen werden nicht erhoben. „Die Messe hat aber durchaus einen beträchtlichen finanziellen Nutzen für den Standort“, so Griesz. Über 30000 Besucher werden erwartet. O
„Jagen und Fischen“läuft noch bis Sonntag, 22. Januar, im Augs burger Messezentrum.