Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Ordnung der Unordentli­chkeit

- VON STEFAN KROG

Die Stadt hat sich jetzt auf einen Fahrplan festgelegt, was Schulsanie­rungen in den kommenden Jahren betrifft. Bis zum Jahr 2020 läuft die erste, 100 Millionen Euro schwere Runde des Schulsanie­rungsprogr­amms. Die dicksten Brocken sind neben der Fachobersc­hule/RWS am Alten Postweg (läuft bereits) und der Hans-Adlhoch-Schule in Pfersee (läuft bereits) das Rudolf-Diesel-Gymnasium in Hochzoll. Ab diesem Jahr will die Stadt elf Millionen Euro in Sanierung und Modernisie­rung des Betongebäu­des stecken. Ab dem Jahr 2020 sind weitere 20 Millionen Euro fällig.

Besonders die Schulbaute­n aus den 70er Jahren sind es, in die viel Geld gesteckt werden muss. Der FOS/BOS/RWS-Komplex muss brandschut­ztechnisch saniert werden, ebenso das Berufsschu­lzentrum wenige hundert Meter entfernt. Allein das kostet insgesamt über mehrere Jahre gerechnet mehr als 20 Millionen. Und ab kommendem Jahr ist die Schiller-Schule in Lechhausen mit einer Modernisie­rung fällig – in den folgenden vier Jahren werden um die 16 Millionen in den Komplex fließen. „Mir ist jede 100 Jahre alte Schule lieber als eine 40 Jahre alte. Bei der Adlhoch-Schule zum Beispiel sind die Mauern so dick, dass eine Dämmung energetisc­h kaum etwas bringen würde“, sagt Schulrefer­ent Hermann Köhler (CSU).

Neben energetisc­her Sanierung geht es bei den Schulen um allgemeine Modernisie­rung, um Brandschut­z und um die Erweiterun­g von Ganztagsan­geboten. Manches von den Investitio­nen wird man hinterher kaum bemerken, etwa neue Rauchklapp­en für den Brandschut­z oder zusätzlich­e Fluchtwege. „Das macht Dreck und Umstände, aber sicherheit­smäßig geht es ohne nicht“, sagt Köhler.

Auch wenn es „Sanierungs­programm“heißt, wird nicht jede Schule generalsan­iert. Sechs Schulen werden bis zum Jahr 2020 eine „Rundumerne­uerung“bekommen – bei insgesamt 70 Schulen im Stadtgebie­t. Allerdings sind flächendec­kende Generalsan­ierungen weder nötig, noch wären sie bezahlbar, auch wenn die Stadt eine hohe Förderung des Freistaats bekommt. Das Land übernimmt zwischen 65 und 80 Prozent der förderfähi­gen Kosten, wobei bestimmte Posten wie die Planung nicht förderfähi­g sind und somit von der Stadt komplett zu zahlen sind. Bis zum Jahr 2030 folgen zwei weitere Sanierungs­tranchen, die auch jeweils um die 100 Millionen Euro schwer sind. Von den insgesamt 300 Millionen bis 2030 Euro wird das Land um die 122 Millionen Euro zahlen. Den Rest muss die Stadt schultern, die dafür Kredite aufnimmt.

Bei den meisten Schulen ziehen sich die Sanierungs­arbeiten über mehrere Jahre hin, weil sie im laufenden Betrieb saniert werden müs- sen. Teils werden dafür provisoris­che Ausweich-Klassenzim­mer in Containern angebaut, etwa an der Eichendorf­f-Schule in Haunstette­n. Insgesamt werden im ersten Abschnitt der Sanierung bis zum Jahr 2020 um die 20 Maßnahmen angegangen, die teils schon fertig sind, etwa naturwisse­nschaftlic­he Räume an Gymnasien. Welche Schulen nach 2020 drankommen, ist noch unklar. Zwar gibt es schon Überlegung­en, aber das Schulrefer­at will noch keine Erwartunge­n bei einzelnen Schulen wecken, die am Ende doch nicht erfüllt werden können, weil sich an anderen Schulen überrasche­nd mehr Handlungsb­edarf ergibt.

Sanierunge­n in der einen oder anderen Form sind insgesamt bei gut 50 der insgesamt 70 Schulen nötig. Zudem ist auch absehbar, dass sich an der einen oder anderen Stelle im Stadtgebie­t noch etwas tun könnte: In der Johann-Strauß-Schule (Haunstette­n) wird jetzt nur die nötigste Brandschut­zsanierung gemacht, weil eine Sanierung nicht mehr wirtschaft­lich gewesen wäre. Im Hinblick auf das neue riesige Baugebiet Haunstette­n Süd-West könnte Ende des Jahrzehnts ein Neubau mit größeren Kapazitäte­n beschlosse­n werden. An der DreiAuen-Schule (Oberhausen-Nord) entsteht eine Erweiterun­g mit einem Pavillon, weil die Schule immer voller wird. Möglicherw­eise wird sich dieser Trend noch verstärken, wenn das ehemalige Cema-Areal bebaut wird. Auch für die ehemaligen Flächen von Zeuna-Stärker an der Äußeren Uferstraße gibt es wohl Überlegung­en für Wohnbebauu­ng.

Seit Donald Trump sehe ich meinen Büroschrei­btisch mit anderen Augen. Der Neusässer Fotograf Daniel Biskup durfte den neuen US-Präsidente­n in seinem Büro in New York fotografie­ren. Dieser chaotische Schreibtis­ch, auf dem sich alles wolkenkrat­zermäßig türmt! Das Bild habe ich jetzt immer vor Augen, wenn ich an meinem Tisch in der Redaktion sitze. Der sieht auch nicht viel ordentlich­er aus. Vollgeschr­iebene Blöcke, Termin-Kalender, Handcreme und Labello mischen sich mit unzähligen gelben Post-its, den handsignie­rten Boxhandsch­uhen von Profiboxer­in Tina Schüssler, einem Bild von Arbeitskol­legen aus der OnlineReda­ktion, Unterlagen und einem selbst gemachten Jahreskale­nder der Schwester. Den verschrump­elten Apfel mit Orangenhau­t sowie die Auszeichnu­ng der Hollaria nicht zu vergessen. In einem Interview hat Fotograf Biskup die Unordentli­chkeit auf Trumps Schreibtis­ch als Ordnung erklärt. Er sagte, dass dort alles sortiert ist und seinen Platz hat. Das hat mir gefallen. Ich betrachte meinen Büro-Schreibtis­ch jetzt mit anderen Augen und lasse den Dingen ihren Freiraum. Aufgeräumt wird der nicht mehr so schnell.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? In der Eichendorf­f Schule in Haunstette­n läuft die Sanierung bereits.
Foto: Silvio Wyszengrad In der Eichendorf­f Schule in Haunstette­n läuft die Sanierung bereits.

Newspapers in German

Newspapers from Germany