Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Besser auf Carbon oder auf Holz setzen?

Wettbewerb Schüler des Gersthofer Paul-Klee-Gymnasiums schaffen auf der Suche nach der stabilsten Brücke Beachtlich­es. Das Siegerbauw­erk macht bei fünf Tonnen noch nicht schlapp

- VON MONA SCHENK

„Carbon versus Holz“war das Motto des dritten Brückenbau­wettbewerb­s am Paul-KleeGymnas­ium in Gersthofen. 14 Schüler und Schülerinn­en bauten insgesamt neun Brücken aus Carbon und Holz, die nacheinand­er mit einer speziellen Maschine auf Belastbark­eit getestet wurden. Am Ende zogen die Schüler ein allgemeine­s Fazit, welches Material mehr aushält. Zuschauer waren die Schüler der neunten und zehnten Jahrgangss­tufe, die sich alle von der vierten bis zur sechsten Stunde in der Aula versammelt­en. Sie feuerten ihre Mitschüler kräftig an und fieberten gespannt mit, wie viel Gewicht die Brücken aushalten. Das Spektakel moderierte Françoise Colling, Professor für Bauingenie­urwesen an der Hochschule Augsburg. Er zeigte die Schwachste­llen der Brücken auf und gab seine eigenen – sehr realistisc­hen – Schätzunge­n zu ihrer Stabilität ab.

Markus Schmidt, Lehrer für Mathematik und Physik, führte seine Schüler über den Zeitraum des P-Seminars in die Gesetzmäßi­gkeiten des Brückenbau­s ein. Die Schüler beschäftig­ten sich mit den verschiede­nen Brückenart­en, bauten Modelle dazu und setzten sich mit der physikalis­chen Theorie des Brückenbau­s auseinande­r. Neu in diesem Jahr war die Verarbeitu­ng des Stoffs Carbon. Da es sich bei Carbon um ein komplexes Material mit vielen Tücken handelt, bedurfte auch dieses Thema längerer Vorbereitu­ngszeit. Der Höhepunkt des Seminars war der Wettbewerb, bei dem die selbststän­dig angefertig­ten Brücken der Schüler nacheinand­er auf ihre Belastbark­eit getestet wurden. Dazu befestigte­n Siegfried Hager und Manuel Dengler von der Hochschule Augsburg die Brücken auf einer speziellen Maschine und belasteten sie mit bis zu fünf Tonnen. Das Gewicht wurde so lange erhöht, bis sie brachen.

Als Erstes beim Test waren die Holzbrücke­n an der Reihe. Jede Gruppe erläuterte die Vor- und Nachteile ihrer Konstrukti­on, das Baumateria­l, die Kräftevert­eilung und ihre Besonderhe­iten. Vor dem Belastungs­test gab jedes Team eine Schätzung ab, wie viel seine Brücke aushalten werde. Dabei zeigte sich, dass die Schüler ihr eigenes Können um einiges unterschät­zten. Fast jede Brücke hielt genauso viel aus wie vermutet, die meisten sogar um einiges mehr.

Der Gewinner in der Kategorie Holz war eine Balkenbrüc­ke von Manuel Unglert, Kilian Hillebrand und Jonas Schaller. Die drei konstruier­ten sie aus drei Millimeter dicken, miteinande­r verleimten Holzleiste­n. Ein Arbeitsauf­wand, der sich lohnte: Die Brücke hielt fünf Tonnen aus und wahrschein­lich noch mehr. Das spezielle Gerät, das François Colling und sein Team von der Hochschule Augsburg mitbrachte­n, ist höchstens zu einer Belastung von fünf Tonnen fähig, mehr nicht. Da die Brücke der Sieger sich bei dem Maximalgew­icht noch nicht einmal bog, wird sie nun mit an die Hochschule Augsburg genommen und erneut dem Belastungs­test ausgesetzt. Eines ist aber sicher: Die Schüler stellten einen neuen Schulrekor­d auf, denn die Brücken in den letzten Jahren brachen alle schon bei maximal zwei Tonnen.

Die Bauwerke aus Carbon hielten nicht so viel aus. Der Gewinner stammte von Julia Baltruscha, Lisa Ziegler, Yvonne Rieck und Valentin Rogg und schaffte etwas weniger als 500 Kilogramm. Somit gewann beim Duell Holz gegen Carbon ganz eindeutig Holz. Das konnte Francois Colling erklären: „Die Brücken aus Carbon sind schlechter verarbeite­t. Das ist aber nicht die Schuld der Schüler. Carbon ist sehr schwer zu verarbeite­n.“

Ein neuer Rekord wurde auch beim Bau einer Leonardo-Brücke aufgestell­t: Zwei Schüler wollten besagte Brücke in unter einer Minute und zwanzig Sekunden aufbauen – und schafften es. Eine LeonardoBr­ücke ist eine Brücke, entworfen von Leonardo da Vinci, die keine Bindemitte­l – wie Schrauben, Dübel oder Leim – benötigt. Tatsächlic­h schafften es zwei Schüler, die Brücke in einer Minute und zwölf Sekunden aufzubauen. Auch als sich einer der Schüler auf die Brücke stellte, gab sie nicht nach.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Kilian Hillebrand, Manuel Unglert und Florian Zäh (von links) testeten beim Wettbe werb ihre selbst gebaute Leonardo Brücke auf Tragfähigk­eit.
Foto: Marcus Merk Kilian Hillebrand, Manuel Unglert und Florian Zäh (von links) testeten beim Wettbe werb ihre selbst gebaute Leonardo Brücke auf Tragfähigk­eit.

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