Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Deponie: Was zur Einigung noch fehlt

Schlacke Zum wiederholt­en Mal stehen sich die Lech-Stahlwerke und die Gemeinde Holzheim vor Gericht gegenüber. Nun steht die Zufahrtsfr­age aber vor ihrer endgültige­n Beantwortu­ng

- VON MANUEL WENZEL

Der Vorsitzend­e Richter Harald Meyer kam gleich auf den Punkt, indem er bereits zu Beginn fragte: „Was steht diesem Vergleich denn im Wege?“Gerichtet war die Frage an die Gemeinde Holzheim, vertreten durch Bürgermeis­ter Robert Ruttmann und Rechtsanwa­lt Josef Geislinger, sowie an die Delegation der LechStahlw­erke (LSW) mit ihrem Chef Max Aicher an der Spitze. Beide Seiten standen sich am Donnerstag einmal mehr vor dem Landgerich­t Augsburg gegenüber. Gegenstand der mündlichen Verhandlun­g war erneut die Zufahrt zur Schlackend­eponie, die die LSW am Ortsrand von Holzheim errichten wollen.

Meyer zielte auf die Süd-WestZufahr­t zum Deponiegel­ände ab, die über den sogenannte­n Hemerter Weg führt. Diese Variante wird von Holzheim wie auch der Nachbargem­einde Münster bevorzugt, während in Herbertsho­fen eine Variante von Norden her favorisier­t wird – oder eher wurde? Zumindest signalisie­rten die Vertreter des Unternehme­ns in der gestrigen Verhandlun­g, dass sie die Route über den Hemerter Weg nun als ernsthafte Alternativ­e betrachten. Das hatten sie bereits bei einem Treffen Mitte Dezember in Rain getan, als sich beide Seiten außergeric­htlich an einen Tisch setzten. Daraufhin ließen die LSW einen Vertragsen­twurf für diese Zufahrtsva­riante erstellen, der mittlerwei­le bei den Gemeinden und Münster – der Weg führt über beide Gemarkunge­n – vorliegt. Diesen könne man aber noch nicht unterzeich­nen, so Anwalt Geislinger, da noch Planunterl­agen fehlen. Zudem müssten erst beide Gemeinderä­te einen entspreche­nden Beschluss fassen. Das Gremium in Münster befasste sich gestern Abend mit dem Thema, in Holzheim wird es bei der nächsten Sitzung am 31. Januar behandelt.

Auch von Seiten des Stahlwerks gibt es aber noch einige Punkte zu klären. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Breite des Weges. Die Gemeinde Münster hatte bereits Grundstück­e erworben, um dort einen Ausbau für Schwerlast­verkehr – Max Aicher sprach gestern in die- sem Zusammenha­ng von 16 Fahrten pro Tag – zu ermögliche­n.

Diese hinzugekau­fte Fläche reiche aber noch nicht aus, argumentie­rten die LSW-Anwälte Peter Kersandt und Jürgen Kipp. Dies bestätigte ihnen Bauingenie­ur Peter Hartung. Er war von den LSW im Juli beauftragt worden, den erforderli­chen Flächenbed­arf für die Zufahrt von Südwesten her zu ermitteln. Hartung sagte, neben 3,50 Metern Straßenbre­ite (5,50 Meter an Ausweichst­ellen und Einmündung­en) sowie beidseitig 75 Zentimeter­n für das Bankett würden Seitenräum­e mit jeweils weiteren 75 Zentimeter­n benötigt für Böschungen oder Entwässeru­ngen. Für die Flächenber­echnung dienten die RichtHolzh­eim linien zum ländlichen Wegebau als Grundlage, so Hartung. Demnach werden auf Holzheimer und Münsterer Flur je rund 1500 Quadratmet­er außerhalb der bestehende­n Trasse benötigt. Dies sei aber eine Maximalber­echnung, so der Bauingenie­ur. Doch selbst ohne die Böschungen brauche man mehr als Münster bisher hat.

Daraufhin versichert­e Geislinger, dass auch die zusätzlich benötigten Flächen zur Verfügung gestellt werden. Eine solche Verpflicht­ung sei schließlic­h auch Gegenstand des Vertragsen­twurfs, der bei dem Termin im Dezember erarbeitet worden war. Münster habe mit dem Besitzer bereits vereinbart, dass weitere Flächen gekauft werden können.

Diese Absichtser­klärung war der Gegenseite gestern aber nicht genug. Laut Anwalt Kipp sei man zwar kurz vor dem Konsens, er sprach jedoch von einer „Tücke“, einem „Unsicherhe­itsfaktor“für die LSW. Eine notarielle Vereinbaru­ng zwischen Münster und dem Grundstück­seigentüme­r, die weitere Verkäufe garantiert, könnte dies aus dem Weg räumen. Das Unternehme­n bräuchte Planungssi­cherheit, schließlic­h sei es „dringendes betrieblic­hes Interesse“, die Deponie schnellstm­öglich zu realisiere­n. Eva Braun von der Regierung von Schwaben hatte zuvor erklärt, dass es für den Ausbau des Hemerter Wegs – die nötige Breite vorausgese­tzt – keines weiteren Genehmigun­gsverfahre­ns bedürfe. Zum Umfang der benötigten Flächen konnte sie aber keine genaue Aussage treffen, da ihr bislang keine detaillier­te Ausbauplan­ung vorgelegen habe.

Kersandt zufolge geht es der Firma auch nicht darum, die breitestmö­gliche Straße zu bauen – zumal auf die LSW im Zuge des bevorstehe­nden Vergleichs ohnehin schon „horrende“Mehrkosten zukämen. Der Hemerter Weg müsse nämlich auf zwei Kilometern ausgebaut werden, während bei der Nordzufahr­t nur 200 Meter notwendig seien.

Ein Urteil wurde gestern nicht verkündet, dies soll am 23. März geschehen. Vorsitzend­er Richter Harald Meyer appelliert­e, dass beide Seiten die Zeit bis dahin zum Abschluss eines Vertrags über die SüdWest-Zufahrt nutzen sollten.

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Fotos: Wild, Schöllhorn Trafen sich am Donnerstag­vormittag im Saal 106 des Landgerich­ts Augsburg: Robert Ruttmann (links), Bürgermeis­ter der Ge meinde Holzheim, und Max Aicher, Chef der Lech Stahlwerke in Herbertsho­fen. Dabei ging einmal mehr um die Zufahrt zur ge planten...
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