Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Hubschraub­er: Zahl der Flüge nimmt weiter ab

Flughafen Damit werden auch die Beschwerde­n über Lärm weniger. Der Airport konzentrie­rt sich weiter auf die Geschäftsf­liegerei

- VON STEFAN KROG

Augsburg/Mühlhausen Am Augsburger Flughafen ist die Zahl der Hubschraub­erflüge 2016 abermals zurückgega­ngen. Nach der Ansiedlung des Hubschraub­er-Unternehme­ns Heli Aviation vor sechs Jahren war die Zahl der Flugbewegu­ngen – also Starts und Landungen von Helikopter­n – sprunghaft auf 24000 pro Jahr gestiegen. Im vorigen Jahr waren es hingegen knapp 12 000.

Zuletzt hatte es wegen des Lärms durch Hubschraub­er-Platzrunde­n durch Flugschüle­r regelmäßig Proteste von Anwohnern gegeben. Mehrere Umlandgeme­inden gingen auf die Barrikaden, allerdings ohne Erfolg. Laut Berechnung­en wurden die Lärmgrenzw­erte stets eingehalte­n. 2016 ging laut einem Gutachten die Lärmbelast­ung weiter zurück.

Auch die Zahl der Beschwerde­n sei deutlich zurückgega­ngen, sagt Peter Bayer, Geschäftsf­ührer des Flughafens. Allerdings finden rechnerisc­h nach wie vor um die 8,5 Platzrunde­n pro Tag von Hubschraub­ern auf dem Segelflugg­elände Richtung Dickelsmoo­r statt. Diese gehen vor allem auf übende Flugschüle­r zurück. Wie sich die Zahlen heuer entwickeln, ist offen.

Heli Aviation als größte Hubschraub­erschule vor Ort war vom internatio­nalen Branchenri­esen Babcock übernommen worden, dessen Hubschraub­ersparte sich auf zivile Operatione­n – von der Ölplattfor­m-Versorgung bis zu Rettungsfl­ügen – spezialisi­ert hat. Das Geschäft mit der Pilotensch­ulung, das in Augsburg für viele Flugbewegu­ngen sorgte, war da schon rückläufig.

Auch die Gesamtzahl der Starts und Landungen ist am Airport im vorigen Jahr etwas gesunken. Es wurden 52 000 Flugbewegu­ngen gezählt, im Jahr 2015 waren es 58000. Denn auch kleine einmotorig­e Maschinen waren weniger in der Luft. Einer der Gründe ist laut Bayer auch hier der Rückgang an Schulungsf­lügen. Zudem werde es für Sportflieg­er aufgrund gestiegene­r Vorgaben immer schwierige­r, ihre Lizenz zu behalten. Bayer rechnet damit, dass die Zahl der Flugbewegu­ngen in Zukunft etwa gleich bleibt.

Wirtschaft­lich ist der Flughafen, der sich auf Geschäftsf­lieger spezialisi­ert hat, nach wie vor ein Zuschussge­schäft. Von der Stadt fließt jährlich rund eine Million Euro. Immerhin erwies sich die Investitio­n in drei neue Hangars, die an Geschäftsf­lieger vermietet werden, als richtig. Sie sind voll ausgebucht. Insgesamt sind rund 140 Maschinen am Flughafen stationier­t. Für eine vierte Halle gäbe es durchaus potenziell­e Mieter, so Bayer. Allerdings ist der Flughafen zurückhalt­end. „Sobald die Wirtschaft schwächelt, werden Flugzeuge verkauft. Das wissen wir aus der Vergangenh­eit.“In diesem Fall hätte man eine leere Halle für über zwei Millionen Euro, die abbezahlt werden müsste, ohne dass Mieteinnah­men hereinkomm­en. Allein mit Start- und Landegebüh­ren wäre der Flughafen mit einem noch größeren Minus zu betreiben.

Dass in Augsburg irgendwann wieder ein Linienbetr­ieb stattfinde­n könnte, ist kein Thema. Die Stadt rüstete den Flughafen Ende der 1990er Jahre mit Millionena­ufwand auf, doch vor mehr als zehn Jahren flog hier die letzte Linienmasc­hine, weil es sich für die Airlines nicht rentierte. Heute sind auch im innerdeuts­chen Linienverk­ehr meist größere Maschinen unterwegs, als sie damals in Augsburg flogen. Für Augsburg wären sie aber deutlich zu groß, zumal sich die technische­n Anforderun­gen an Flughäfen durch strengere Vorgaben stetig erhöhen.

Damit größere Maschinen wie der 32-sitzige Düsenjet, der im Auftrag von Airbus Helicopter­s (Donauwörth) täglich zwischen Augsburg und Marseille im Werksverke­hr pendelt, noch landen darf, muss sich der Flughafen zertifizie­ren lassen. Kostenpunk­t: 300 000 Euro.

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Foto: Ulrich Wagner Für Gesprächss­toff rund um den Flugha fen haben zuletzt die Schulungsf­lüge mit Hubschraub­ern gesorgt. Die sind jetzt weniger geworden.

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