Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Friedhofserweiterung als Zankapfel
Bau In Thierhaupten streitet man seit eineinhalb Jahren um die Erweiterung des kleinen Friedhofs in Neukirchen. Was das denkmalgeschützte Pfarrhaus damit zu tun hat
Der kleine Friedhof in Neukirchen muss erweitert werden, darin sind sich alle einig. Aber damit hört die Einigkeit auch schon auf. Seit nunmehr eineinhalb Jahren versucht man in Thierhaupten diese kleine Friedhofserweiterung auf den Weg zu bringen – bisher vergeblich. Nun meint Bürgermeister Toni Brugger zwar ganz optimistisch: „Der gordische Knoten ist, denke ich, gelöst.“Und auch Pfarrer Werner Ehnle sagt: „Wir sind kurz vor dem Abschluss.“Doch wenn man weiter fragt, zeigen sich hinter den Kulissen viele nur genervt und winken ab. Denn der Weg, der nun beschritten werden soll, gefällt nicht jedem und offenbar schon gar nicht den Menschen vor Ort.
Dabei schien alles zunächst so einfach. Denn schon vor einigen Jahren, als die Kirche St. Vitus in Neukirchen renoviert wurde, gab es von der Marktgemeinde einen hohen Zuschuss für die Sanierung des Kirchturms. Im Gegenzug verpflichtete sich die Kirchenverwaltung, der Gemeinde eine Fläche auf dem Pfarrgrundstück zu verkaufen, wenn der Friedhof vergrößert werden muss. Nun ist es so weit, denn es gibt nur noch wenige Grabplätze. „Wir müssen möglichst rasch erweitern“, sagt deshalb der Bürgermeister. Es sei im Interesse aller Neukirchener, ihre Angehörigen im Ort beerdigen zu können. Auch die Kirche sehe das so.
Inzwischen fanden etliche Gespräche statt zur Frage, welches Areal auf dem größeren Grundstück rund um die Kirche für die Friedhofserweiterung verwendet werden soll. Und hieran scheiden sich die Geister. Die Kirchenverwaltung will eine Erweiterung angrenzend an den bestehenden Friedhof, nördlich des alten Pfarrhauses. Dieser Standort werde von der Mehrheit der Kirchenverwaltung befürwortet und es gebe auch einen entsprechenden Beschluss, bestätigt Kirchenpfleger Franz Schmid auf Anfrage.
Doch das ist nicht der Standort, auf den nun Bürgermeister und Pfarrer zusteuern. Vielmehr hat sich die Kirche laut Brugger auf einen Erweiterungsbereich im Osten des Grundstücks festgelegt, und zwar östlich des alten Pfarrhauses. Bürgermeister Brugger spricht von einem „wegweisenden Signal“, das man kurz vor Weihnachten nach längerem Ringen um die beste Lösung vom Pfarrer erhalten habe.
Nachteil dieser Lösung: Sie steht nicht in Verbindung mit dem bestehenden Friedhof, sondern die beiden Friedhofsteile wären etwa 50 Meter voneinander getrennt. Davon ist man in Neukirchen wenig begeistert. Von einem Alleingang des Pfarrers ist die Rede, wenn auch offiziell niemand etwas sagen will.
Pfarrer Werner Ehnle selbst äußert sich zu dem Problem ebenfalls nicht und meint nur, dass es unterschiedliche Meinungen zur richtigen Lösung gegeben habe, man nun aber kurz vor dem Abschluss einer Vereinbarung stehe. Ob es dem Pfarrer um den Schutz des Ensembles von altem Pfarrhaus und Kirche geht, wie manche vermuten, bleibt also unbestätigt. Das Pfarrhaus steht unter Denkmalschutz, doch Geld für eine Sanierung des unbewohnt wirkenden Gebäudes ist wohl nicht in Sicht. Ein Pfarrer hat dort schon Jahrzehnte nicht mehr gewohnt. Würde der von der Kirchenverwaltung favorisierte Standort der Friedhofserweiterung verwirklicht, müsste der Zugang zum alten Pfarrhaus über den neuen Friedhofsteil erfolgen. Möglicherweise aus diesem Grund fürchten Gegner dieser Lösung um die Ensemble-Wirkung von Pfarrhaus und Kirche.
Wie die Sache ausgehen wird, ist derzeit ungewiss. Besteht die Kirchenverwaltung auf ihrem Beschluss? Kann der Pfarrer seinen Standort durchsetzen? Bürgermeister Brugger jedenfalls sieht die Sache nach wie vor positiv und meint: „Ich erwarte in Kürze die Vertragsunterlagen.“