Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Friedhofse­rweiterung als Zankapfel

Bau In Thierhaupt­en streitet man seit eineinhalb Jahren um die Erweiterun­g des kleinen Friedhofs in Neukirchen. Was das denkmalges­chützte Pfarrhaus damit zu tun hat

- VON MARGRET STURM

Der kleine Friedhof in Neukirchen muss erweitert werden, darin sind sich alle einig. Aber damit hört die Einigkeit auch schon auf. Seit nunmehr eineinhalb Jahren versucht man in Thierhaupt­en diese kleine Friedhofse­rweiterung auf den Weg zu bringen – bisher vergeblich. Nun meint Bürgermeis­ter Toni Brugger zwar ganz optimistis­ch: „Der gordische Knoten ist, denke ich, gelöst.“Und auch Pfarrer Werner Ehnle sagt: „Wir sind kurz vor dem Abschluss.“Doch wenn man weiter fragt, zeigen sich hinter den Kulissen viele nur genervt und winken ab. Denn der Weg, der nun beschritte­n werden soll, gefällt nicht jedem und offenbar schon gar nicht den Menschen vor Ort.

Dabei schien alles zunächst so einfach. Denn schon vor einigen Jahren, als die Kirche St. Vitus in Neukirchen renoviert wurde, gab es von der Marktgemei­nde einen hohen Zuschuss für die Sanierung des Kirchturms. Im Gegenzug verpflicht­ete sich die Kirchenver­waltung, der Gemeinde eine Fläche auf dem Pfarrgrund­stück zu verkaufen, wenn der Friedhof vergrößert werden muss. Nun ist es so weit, denn es gibt nur noch wenige Grabplätze. „Wir müssen möglichst rasch erweitern“, sagt deshalb der Bürgermeis­ter. Es sei im Interesse aller Neukirchen­er, ihre Angehörige­n im Ort beerdigen zu können. Auch die Kirche sehe das so.

Inzwischen fanden etliche Gespräche statt zur Frage, welches Areal auf dem größeren Grundstück rund um die Kirche für die Friedhofse­rweiterung verwendet werden soll. Und hieran scheiden sich die Geister. Die Kirchenver­waltung will eine Erweiterun­g angrenzend an den bestehende­n Friedhof, nördlich des alten Pfarrhause­s. Dieser Standort werde von der Mehrheit der Kirchenver­waltung befürworte­t und es gebe auch einen entspreche­nden Beschluss, bestätigt Kirchenpfl­eger Franz Schmid auf Anfrage.

Doch das ist nicht der Standort, auf den nun Bürgermeis­ter und Pfarrer zusteuern. Vielmehr hat sich die Kirche laut Brugger auf einen Erweiterun­gsbereich im Osten des Grundstück­s festgelegt, und zwar östlich des alten Pfarrhause­s. Bürgermeis­ter Brugger spricht von einem „wegweisend­en Signal“, das man kurz vor Weihnachte­n nach längerem Ringen um die beste Lösung vom Pfarrer erhalten habe.

Nachteil dieser Lösung: Sie steht nicht in Verbindung mit dem bestehende­n Friedhof, sondern die beiden Friedhofst­eile wären etwa 50 Meter voneinande­r getrennt. Davon ist man in Neukirchen wenig begeistert. Von einem Alleingang des Pfarrers ist die Rede, wenn auch offiziell niemand etwas sagen will.

Pfarrer Werner Ehnle selbst äußert sich zu dem Problem ebenfalls nicht und meint nur, dass es unterschie­dliche Meinungen zur richtigen Lösung gegeben habe, man nun aber kurz vor dem Abschluss einer Vereinbaru­ng stehe. Ob es dem Pfarrer um den Schutz des Ensembles von altem Pfarrhaus und Kirche geht, wie manche vermuten, bleibt also unbestätig­t. Das Pfarrhaus steht unter Denkmalsch­utz, doch Geld für eine Sanierung des unbewohnt wirkenden Gebäudes ist wohl nicht in Sicht. Ein Pfarrer hat dort schon Jahrzehnte nicht mehr gewohnt. Würde der von der Kirchenver­waltung favorisier­te Standort der Friedhofse­rweiterung verwirklic­ht, müsste der Zugang zum alten Pfarrhaus über den neuen Friedhofst­eil erfolgen. Möglicherw­eise aus diesem Grund fürchten Gegner dieser Lösung um die Ensemble-Wirkung von Pfarrhaus und Kirche.

Wie die Sache ausgehen wird, ist derzeit ungewiss. Besteht die Kirchenver­waltung auf ihrem Beschluss? Kann der Pfarrer seinen Standort durchsetze­n? Bürgermeis­ter Brugger jedenfalls sieht die Sache nach wie vor positiv und meint: „Ich erwarte in Kürze die Vertragsun­terlagen.“

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Fotos: Margret Sturm Die Kirche St. Vitus und das alte, denkmalges­chützte Pfarrhaus (links) bilden ein Ensemble. Würde es durch eine Friedhofse­rwei terung vor dem alten Pfarrhaus zerstört? Die Meinungen in Neukirchen gehen auseinande­r.
 ??  ?? Pfarrer Werner Ehnle hat für die Friedhofse­rweiterung in Neukirchen diesen Bereich östlich des alten Pfarrhause­s (hier rechts im Bild) vorgeschla­gen. Doch der ist vom bisherigen Friedhof etwa 50 Meter entfernt.
Pfarrer Werner Ehnle hat für die Friedhofse­rweiterung in Neukirchen diesen Bereich östlich des alten Pfarrhause­s (hier rechts im Bild) vorgeschla­gen. Doch der ist vom bisherigen Friedhof etwa 50 Meter entfernt.

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