Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Das klang nach Wien
Operetten-Stücke und Chansons in Neusäß
Wiener Musik, als Kaiserschmarrn kredenzt, versprach das musikalische Programm in der Stadthalle Neusäß. Pianist, Komponist und Arrangeur Christian Auer hat darin das Leben von Sissi und Franz als weitgehend handlungsfreie Nummern-Revue aus eineinhalb Jahrhunderten Chansonund Operettengeschichte („Mein Herr Marquis“, „Ich küsse Ihre Hand, Madame“, „Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben?“) zusammengestellt.
Der Wiener Abend Christian Auers lebte vor allem von den Musikern. Enorm war, was alle acht Interpreten leisteten. Meist wechselten Musikstil, Charakter und Ort nahtlos. Christian Auer dominierte den Abend, gab den wienernden Kaiser Franz Joseph I., den Kaffeehauspianisten mit Kippa oder den Opernbesucher mit Zylinder und weißem Schal; begleitete sich selbst zu berühmten Georg-KreislerChansons („Tauben vergiften“, „Das Triangel“) und begleitete in sämtlichen Stücken perfekt die Solisten, so auch in Fritz Kreislers „Liebesleid“und „Liebesfreud“, die Stargast Sandro Roy mit stilecht melancholischem Schmelz im Geigenton spielte.
Der Tenor Benedikt Bader begeisterte nicht nur stimmlich, sondern auch mit Darstellungskunst und -komik. Darin konnte ihm Juliane Hiener das Wasser bzw. Weinglas reichen; die Sopranistin brillierte mit Ausdruckskraft und Stimmkunst; Charlotte Reng ihrerseits mit Pop-Gesangstechnik. Die Einstudierung hatte hervorragend Elisabeth Haumann übernommen, auch der Partien der drei jungen Sänger ihres „Young Stage“-Instituts, Franzsika Pux, Vincent Pux und Isabell Miller.