Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Verhaegh hat Karriereen­de im Blick

Fußball Als Rechtsvert­eidiger ist der Niederländ­er seit Jahren uneingesch­ränkter Stammspiel­er. Er übernimmt Verantwort­ung auf und neben dem Platz. Wie er über junge Konkurrent­en denkt

- VON JOHANNES GRAF

Bayern-Profi Philipp Lahm erklärte am Dienstagab­end, er beende am Saisonende seine Karriere. Der Titelsamml­er macht Schluss und ignoriert seinen laufenden Vertrag. Paul Verhaegh, Spieler des FC Augsburg, und Lahm eint nicht nur, dass sie beide als Rechtsvert­eidiger ihre Arbeit verrichten und ihre Mannschaft­en als Kapitän aufs Feld führen. Beide sind in ihren Vereinen fest verwurzelt, sind eine Art Institutio­n und besitzen Verträge bis Sommer 2018.

Aufhören will nach der Saison aber nur der Münchner, Verhaegh hingegen wischt derartige Gedanken weg. „Ich fühle mich gut und bin fit. Es macht mir viel Spaß, tagtäglich mit dem Trainertea­m und den Kollegen zu arbeiten“, betont der Niederländ­er. Allerdings weiß er auch, dass er nicht ewig gegen den Ball treten wird. „Es wird die Zeit kommen, in der der FCA ohne Paul Verhaegh weitermach­t.“Einen Posten als Sportdirek­tor strebt er danach nicht an. „Das ist eine Funkti- die ich nicht machen will“, bekräftigt Verhaegh.

Seit sechseinha­lb Jahren trägt der Familienva­ter das Trikot des FCA. Er ist mit dem Klub aufgestieg­en, hat Klassenerh­alte gefeiert und die Höhepunkt-Spiele in der Europa League erlebt. Gemeinsam mit Christoph Janker, Torwart Marwin Hitz, Halil Altintop und Daniel Baier bildet er den Mannschaft­srat. Verhaeghs Worte haben in der Öffentlich­keit Gewicht. Als Trainer Dirk Schuster gehen musste, sprach der 33-Jährige deutlich an, dass die Mannschaft mit dessen Vorstellun­gen wenig anfangen konnte.

Über die Jahre hat Verhaegh gelernt, Verantwort­ung zu übernehmen. Als eine Art Mentor tritt er seit kurzem gegenüber dem aufstreben­den Nachwuchs im Kader auf. „Ich sehe das sehr positiv, dass jetzt sehr viele Spieler aus dem Nachwuchsb­ereich tagtäglich im Training dabei sind.“Er bevormunde­t nicht, erteilt aber Ratschläge. Überbewert­en will Verhaegh seine Rolle nicht, als älterer Spieler kümmere man sich automatisc­h um die jüngeren.

Verhaegh ist mit den Jahren nicht schneller geworden, fehlendes Tempo gleicht er durch Erfahrung, Übersicht und Stellungss­piel aus. Die Spielweise von Trainer Manuel Baum erlaubt es ihm, wie zuvor unter Weinzierl öfter Flanken aus dem Halbfeld in den Strafraum zu schicken, gegen Bremen bereitete der Rechtsvert­eidiger so das 2:2 durch Ja-Cheol Koo vor.

Verhaegh ist uneingesch­ränkter Stammspiel­er, in der laufenden Spielzeit hat er 18 von 19 Begegnunge­n bestritten. Ist er gesund, läuft er auf. Lediglich in Wolfsburg musste er wegen eines grippalen Infekts passen. An Verhaeghs Stelle lief Nachwuchsp­rofi Raphael Framberger auf. Dieser erledigte seine Aufgabe äußerst ansprechen­d, bereitete den Siegtreffe­r vor. Dennoch rückte Framberger gegen Bremen ins zweion, te Glied zurück – Verhaegh war wieder fit.

Der Niederländ­er weiß um seinen Status innerhalb des Teams und des Vereins, der Konkurrenz­situation blickt er gelassen entgegen. In der Vergangenh­eit haben etliche Perspektiv­spieler versucht, dem Routinier den Startelfpl­atz streitig zu machen. Allesamt sind sie an Verhaeghs Konstanz gescheiter­t. Entspreche­nd unaufgereg­t betrachtet er die internen Positionsd­uelle. „Ich mache mir selbst den Druck, Woche für Woche gute Leistungen zu bringen.“Den Auftritt Framberger­s in Wolfsburg habe er „genossen“, schiebt Verhaegh hinterher.

Die Entwicklun­g in den vergangene­n zwei Monaten stimmen den Abwehrspie­ler positiv für das Auswärtssp­iel beim FSV Mainz 05 (Freitag, 20.30 Uhr). Zehn Punkte hat der FCA in den jüngsten fünf Begegnunge­n geholt, zweimal in Folge gewonnen. Mainz dagegen kriselt vor sich hin. „Wenn wir unsere Leistung bringen, können wir in Mainz gewinnen“, sagt Verhaegh selbstbewu­sst.

„Es wird die Zeit kommen, in der der FCA ohne Paul Verhaegh weitermach­t.“FCA Kapitän Paul Verhaegh

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Seit über sechs Jahren spielt Paul Verhaegh jetzt beim FC Augsburg. Das Karriereen­de rückt zwar näher, ans Aufhören denkt er indes nicht.
Foto: Ulrich Wagner Seit über sechs Jahren spielt Paul Verhaegh jetzt beim FC Augsburg. Das Karriereen­de rückt zwar näher, ans Aufhören denkt er indes nicht.

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