Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Amerika, was hast Du uns gegeben
Neulich hatte ich einen merkwürdigen Traum: Ich war in New York am Times Square (da war ich in meinem Leben öfter als am Stachus – „Angeber“schallt es aus einer Ecke) und Donald Trump befand sich in einer Art Korb und wurde von aufgebrachten New Yorkern mit Meatballs beworfen. Leider nur ein Traum. Ja, Amerika, Du hast uns so viel Positives gegeben. Mit Bob Dylan, Simon & Garfunkel, Neil Diamond und Billy Joel sind wir aufgewachsen und wir sind ihre Fans geworden. Und hierzulande haben wir ja nur einen Udo Lindenberg, dessen Gesäusel in den USA keinen Blumentopf gewonnen hätte.
Hollywood hat uns („Independence Day“und ähnlichen Schmarrn einmal beiseitegelassen) mit Hunderten von tollen Filmen erfreut. Und in der Weltliteratur der letzten, sagen wir, 40 Jahre haben amerikanische Autoren wie Philipp Roth, John Updike, T.C. Boyle und Richard Ford ganz weit vorne mitgespielt.
Aber wie eine lieb gewonnene Tante urplötzlich ihr garstigstes Gesicht zeigt, so zeigen die USA im Moment eine Fratze, die bisher in ihrem nationalen Requisitenschrank relativ gut versteckt war.
Wer den „Amis“schon immer Vorbehalte entgegengebracht hat, hat nie erlebt, auf welch hohem Zivilisationsgrad sich die Einwohner von New York befinden. Dagegen ist Berlin eine „Failed City“.
Mir fällt hier – klar, es ist nur eine Anekdote – ein Vergleich mit Supermarktverkäuferinnen in Augsburg und Amerika ein – vor einigen Jahren selbst erlebt. Ich wollte an der Kasse eine Papiertüte haben, worauf die Kassiererin sagte: „Hammer koine mehr!“Ich erblicke aber bei ihr noch einen kleinen Stapel und bemerke höflich: „Da unten sind noch ein paar.“Daraufhin griff sie nach unten und haute mir die Papiertüte kommentarlos aufs Fließband. In Amerika würde die Verkäuferin in einem ähnlichen Fall hundertprozentig sagen: „Oh Sir, I am so sorry, I must have been blind, here is your paper bag.“
Klar, tough können sie in New York auch sein, vor allem die Cops. Ich erinnere mich, als ich Anfang der 90er Jahre mit einem sehr berühmten Augsburger Fotografen am Times Square war, an dem Madonna ein Ständchen geben sollte. Hunderte von Polizisten und lauter Metallzäune standen rund um ein Hotel. Und der Fotograf dachte, das sei Deutschland, da steig’ ich einfach drüber, um näher an den Weltstar heranzukommen. Aber er hatte nicht mit der Rigidität der New York Cops gerechnet, die ihn beinahe mit einer blauen Minna abtransportiert hätten.
Trotzdem: Ich habe die Ostküste Amerikas immer als einen Ort erlebt, an dem die Menschen sehr höflich und zuvorkommend waren. Und jetzt müssen wir zitternd abwarten, wie viel Porzellan der Trump-el in den nächsten vier Jahren noch zerschlägt. Ach, denk’ ich an Amerika in der TwitterNacht, bin ich um den Schlaf gebracht.
An dieser Stelle blickt der Kabarettist Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.