Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Es reicht nicht, eine Halle zu öffnen
Die Obdachlosigkeit von Frauen und Männern ist kein neues Thema. Mittlerweile hat sie in Augsburg aber eine Dimension angenommen, die aufhorchen lässt und zum Handeln fordert. Sozialbürgermeister Stefan Kiefer hat mit seinem Referat das Problem fehlender und sanierungsbedürftiger Unterkünfte engagiert angepackt; zuvor war es jahrelang stiefmütterlich behandelt worden. Die städtische Obdachlosenunterkunft wird nach einem Brand nun generalsaniert und nicht nur kosmetisch ausgebessert. An 30 der 80 Wohnungen, die für wohnungslose Menschen bereitgehalten werden, wird bald ebenfalls gearbeitet. Und auch für Frauen, die keinen festen Wohnsitz haben, wurde nun die leer stehende Spicherer Schule geöffnet. Die Stadt versucht, verschiedene Wege zu gehen und Möglichkeiten auszuloten, um passende Objekte für obdachlose Menschen und auch Flüchtlinge zu finden.
Mit der bloßen Öffnung einer leer stehenden Halle ist es allerdings nicht getan. Was für Asylbewerber für einen kurzfristigen Aufenthalt von maximal zehn Tagen noch in Ordnung ist, kann für einen längerfristigen Aufenthalt von Wohnungslosen oder auch Flüchtlingen nicht das Richtige sein. Denn sie müssen pädagogisch betreut werden und sollen die Möglichkeit erhalten, am normalen Leben teilzunehmen, um langfristig alleine im Alltag klarzukommen. Denn sonst werden die Obdachlosen in ihren Unterkünften nur verwahrt und haben aus eigener Kraft keine Chance mehr, in die Normalität zurückzukehren. Flüchtlingen muss ebenfalls unter die Arme gegriffen werden. Sonst sind sie am Ende die Obdachlosen von morgen.