Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Tunnel schaut in die Röhre

Modernisie­rung Eigentlich wollte die Stadt Neusäß das Bauwerk im großen Stil sanieren. Doch explodiere­nde Kosten und der zunehmende Verkehr bringen den Plan für den Umbau durcheinan­der

- VON REGINE KAHL

Neusäß Der Neusässer Tunnel müsste modernisie­rt werden. Doch wer soll das bezahlen? Die Stadt Neusäß schiebt das Projekt, das mindestens drei Millionen Euro kosten würde, seit mehreren Jahren von Haushalt zu Haushalt weiter. Hintergrun­d: Die Kommune verhandelt mit dem Freistaat Bayern über einen Tausch. Die Stadt möchte die Entlastung­sstraße inklusive Tunnel übergeben und dafür die durchs Zentrum führende Hauptstraß­e übernehmen.

Nach Ansicht von Bürgermeis­ter Richard Greiner hat die als Umgehung von Neusäß gebaute NordSüd-Spange längst eine überregion­ale Funktion erreicht. Nach den aktuellen Zählungen passieren die Entlastung­sstraße inzwischen 11 000 Fahrzeuge. Das sind doppelt so viele als bei der Eröffnung im Jahr 1999. Der Verkehr auf der Strecke vom Kreisverke­hr am Kobelweg in Richtung Norden und umgekehrt wird von Jahr zu Jahr mehr, auch wegen der Zufahrt zur Autobahn.

Der Tunnel hat also rund 17 Jahre auf dem Buckel und ist technisch gesehen in die Jahre gekommen. Damals hat Neusäß die Umgehung gebaut, die östlich um das Stadtgebie­t herumführt und teilweise auf Grund der Stadt Augsburg liegt. Um die Zustimmung der Nachbarn zu bekommen, musste der Verkehr auf Metern durch einen Tunnel geführt werden. Der Stadt Augsburg ging es um Lärmschutz für die Anwohner in der Eisenbahne­rsiedlung und im Bärenkelle­r. Der Stadt Neusäß war eine Entlastung der Innenstadt wichtig. Täglich passierten rund 10000 Fahrzeuge die Hauptstraß­e als Verkehrsac­hse zur B 17 und nach Augsburg.

Seit den Unglücken am Mont Blanc oder im Tauerntunn­el haben sich die Sicherheit­sstandards für solche Bauwerke verschärft. Sie gelten für Gemeinden allerdings nicht so streng wie für den Staat. Seit 2008 diskutiert der Neusässer Stadtrat immer wieder über einen groß angelegten Umbau. Nach längeren Verhandlun­gen war zumindest eines klar: Neusäß muss das MillionenP­rojekt nicht alleine schultern, die Regierung von Schwaben hat zugesagt, dass mindestens die Hälfte der Kosten übernommen wird. „Diese Zusage gilt auch heute noch“, sagt Bürgermeis­ter Greiner. Die Rede sei von 60 Prozent Zuschuss.

Der Zeitplan stand bereits: Eigentlich sollte die Sanierung im Sommer 2015 in Angriff genommen werden, inklusive einer Sperre von drei Monaten.

Doch im Rahmen der Planung seien die Kosten davongelau­fen, sagt Greiner. „Der Teufel steckt hier im Detail.“Der Stadtrat habe sich daher entschiede­n, erst einmal andere Projekte vorzuziehe­n. Es seien immer mehr Fragen aufgetauch­t, und der Straßentau­sch mit dem Freistaat rückte wieder mehr in den Fokus.

Langfristi­ges Ziel der Stadt ist, dass die Straße wegen ihrer hohen Verkehrsbe­deutung an den Freistaat übergeht. „Hier besteht auch Einigkeit bei den Gesprächen im Straßenbau­amt“, sagt Greiner. Im Gegenzug möchte die Stadt die Zuständigk­eit für die Hauptstraß­e bekommen, sie ist eine wichtige Achse für die Gestaltung der Stadtmitte.

Greiner betont, dass man den Umbau des Tunnels nicht als einzel450 ne Maßnahme sehen dürfe: „Uns geht es um ein Gesamtpake­t und die Frage, wer macht was?“Sowohl die Entlastung­sstraße als auch die Hauptstraß­e hätten inzwischen bauliche Schäden, die ausgebesse­rt werden müssen.

Autofahrer müssten sich trotz der verschoben­en Modernisie­rung bei einer Fahrt durch den Tunnel keine Sorgen machen, versichert Stadtbaume­ister Dietmar Krenz. „Der Tunnel ist sicher.“Dies müssten Kommunen in regelmäßig­en Abständen von Sachverstä­ndigen bestätigt bekommen.

Da die Technik inzwischen veraltet ist, investiere die Stadt in diesem Jahr in eine neue Steuerung der technische­n Anlagen, sagt Krenz. Bei einer grundlegen­den Sanierung ginge es unter anderem um eine verbessert­e Beleuchtun­g, die Entrauchun­g im Falle eines Brandes und eine 24-stündige Überwachun­g in Fröttmanin­g. Dort werfen Mitarbeite­r auf Monitoren ein Auge auf derartige Bauwerke in Bayern und lösen bei Brand oder Unfall Alarm aus.

Es geht indirekt auch um die Hauptstraß­e

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Foto: Marcus Merk 450 Meter ist der Tunnel lang, der vom Kreisverke­hr am Kobelweg Richtung Autobahnau­ffahrt Neusäß führt. Er wurde 1999 gebaut und müsste auf den aktuellen technische­n Stand gebracht werden. Doch es geht um die Frage, wer dies übernehmen und bezahlen soll.
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