Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Weltweit wird der Zucker knapp
Bauern in der Region wollen Erträge steigern. Sie sehen Probleme
Die Preise für Milch, Getreide und weitere Produkte aus heimischer Landwirtschaft kannten lange Zeit nur einen Trend: abwärts. Dem gegenüber sieht es beim Preis für Zuckerrüben geradezu paradiesisch aus.
Der stellvertretende Vorsitzende des Verbands Bayerischer Zuckerrübenanbauer, Max Ampferl, sagte bei der Winterversammlung in Inchenhofen: „Entgegen der sonstigen Praxis wurden die neuen Zuckerrübenlieferverträge für 2017 bereits im Juni 2016 geschlossen.“Damit sei frühzeitig klar gewesen, dass sich die Anbaufläche für Zuckerrüben in Südbayern um 20 Prozent auf über 40000 Hektar erhöhen werde.
Der Rübenpreis leitet sich vom Zuckerverkaufserlös ab. Ampferl zeigte sich erfreut darüber, dass trotz Auslaufen des Quotensystems nahezu alle bisherigen Rübenbauern Verträge unterzeichnet hätten. „Sie wollen ihre Vertragsmengen durchschnittlich sogar um 35 Prozent steigern“, berichtete er. Südzucker strebt für 2017 eine Kampagnendauer von 120 Tagen an. Am 30. September 2017 endet die Quotenregelung. Vierling verwies auf die derzeitige Verknappung von Zucker auf dem Weltmarkt und prognostizierte: „Bis zum Ende der Quotenregelung wird es zum kompletten Abschmelzen der Lagerbestände an Zucker kommen.“Ampferl hatte zuvor analysiert, wie es zu dieser Verknappung kommen konnte: Das Wetterphänomen El Niño habe die (Rohr-)Zuckerproduktion in den heißen Regionen ausgebremst. Die Folge, so Ampferl: „Derzeit liegt die weltweite Zuckerproduktion neun Prozent unter dem jährlich wachsenden Bedarf.“Ampferl wagte eine Prognose: „Der Anpassungsprozess wird uns in den nächsten Jahren beschäftigen. Erst mit dem Ablauf des ersten Jahres ohne Quote lassen sich die Konsequenzen absehen.“
Gewinn für Landwirte fraglich
Von der Euphorie lässt sich Christoph Reiner aus Petersdorf nicht anstecken. Im Gegenteil. Er hat seinen Vertrag mit Südzucker nicht verlängert. Vielschichtig seien die Gründe, sagt er: „Wir können auf unseren hochpreisigen Böden und mit unseren teuren Sozialstrukturen doch langfristig nicht mit den Produzenten aus Billigländern mithalten.“Außerdem sei lediglich der stete Gewinn der Zuckerfabriken gesichert, der für die Landwirte bleibe fraglich. „Und grundsätzlich: Zucker ist kein gesundes Lebensmittel“, schloss der künftige Bioland-Bauer sein Statement. Ganz anders sieht dies Walter Dirr aus Langweid. Zum ersten Mal wird er dieses Jahr zehn Hektar Zuckerrüben anbauen: „Ich habe mich grundlegend informiert.“