Augsburger Allgemeine (Land Nord)
So gut wählten die Gersthofer
Wie war das bei den beiden anderen Bürgerentscheiden in Bayern, die ähnlich abgelaufen sind?
Der Bürgerentscheid vom Sonntag veranlasste mehr Gersthofer, ihr Kreuzchen zu machen, als die Stichwahl ums Bürgermeisteramt im Frühjahr 2014. Für die Entscheidung zwischen Jürgen Schantin und dem späteren Sieger Michael Wörle sorgten damals die Stimmen von 49,5 Prozent der Wahlberechtigten. Als am Sonntag das Schicksal der Strasser-Villa wahrscheinlich besiegelt wurde, lag die Wahlbeteiligung (gültige Stimmen) bei 51,4 Prozent.
Dieser vergleichsweise hohe Anteil gilt als Folge eines neuen Verfahrens bei Bürgerentscheiden, das im Freistaat erst dreimal angewendet worden ist. Die Wähler bekamen ihre Abstimmungsunterlagen gleich zugesandt, sie mussten sich also nicht ins Wahllokal bewegen und auch nicht eigens die Briefwahl beantragen. Für diese hatten sie von vornherein vier Wochen Zeit. Der Pferdefuß: Offenbar ist die Briefwahl fehleranfälliger: zum Beispiel weil Bürger eine Unterschrift vergessen oder einen Umschlag nicht zukleben. In Gersthofen wurden etwa fünf Prozent der Stimmzettel gar nicht erst ausgezählt, weil etwas nicht stimmte.
Die Faustregel „mehr Briefwähler = höhere Fehlerquote“hat sich auch in Pfaffenhofen an der Ilm bestätigt. In der oberbayerischen Stadt wurden nach Auskunft der dortigen Stadtverwaltung etwa vier Prozent der Stimmzettel zurückgewiesen. Im Herbst war Pfaffenhofen die erste Stadt in Bayern, die ihre Bürger nach dem neuen Verfahren abstimmen ließ. Bei zwei Entscheidungen über Windkraft und das städtische Hallenbad wählten fast 60 Prozent der Bürger – bis auf ein paar Hundert machten alle ihr Kreuzchen ganz bequem zu Hause.
Am besten kamen bislang die Freisinger mit den Tücken der Briefwahl für (fast) alle zurecht. Hier lag die Fehlerquote bei etwa einem Prozent. Allerdings war dort das Interesse an einer Abstimmung über ein Gewerbegebiet vergleichsweise verhalten. 13700 gültige Stimmen bedeuteten eine Beteiligung von 39,6 Prozent.
Da waren die Stadtberger schon besser. Dort wurde im vergangenen Juni noch ganz klassisch meist im Wahllokal abgestimmt. Die Wahlbeteiligung lag bei knapp 45 Prozent, von denen knapp zwei Drittel Plänen für ein Gewerbegebiet an der B300 zwischen Stadtbergen und Steppach eine Absage erteilten.