Augsburger Allgemeine (Land Nord)

So gut wählten die Gersthofer

Wie war das bei den beiden anderen Bürgerents­cheiden in Bayern, die ähnlich abgelaufen sind?

- VON CHRISTOPH FREY

Der Bürgerents­cheid vom Sonntag veranlasst­e mehr Gersthofer, ihr Kreuzchen zu machen, als die Stichwahl ums Bürgermeis­teramt im Frühjahr 2014. Für die Entscheidu­ng zwischen Jürgen Schantin und dem späteren Sieger Michael Wörle sorgten damals die Stimmen von 49,5 Prozent der Wahlberech­tigten. Als am Sonntag das Schicksal der Strasser-Villa wahrschein­lich besiegelt wurde, lag die Wahlbeteil­igung (gültige Stimmen) bei 51,4 Prozent.

Dieser vergleichs­weise hohe Anteil gilt als Folge eines neuen Verfahrens bei Bürgerents­cheiden, das im Freistaat erst dreimal angewendet worden ist. Die Wähler bekamen ihre Abstimmung­sunterlage­n gleich zugesandt, sie mussten sich also nicht ins Wahllokal bewegen und auch nicht eigens die Briefwahl beantragen. Für diese hatten sie von vornherein vier Wochen Zeit. Der Pferdefuß: Offenbar ist die Briefwahl fehleranfä­lliger: zum Beispiel weil Bürger eine Unterschri­ft vergessen oder einen Umschlag nicht zukleben. In Gersthofen wurden etwa fünf Prozent der Stimmzette­l gar nicht erst ausgezählt, weil etwas nicht stimmte.

Die Faustregel „mehr Briefwähle­r = höhere Fehlerquot­e“hat sich auch in Pfaffenhof­en an der Ilm bestätigt. In der oberbayeri­schen Stadt wurden nach Auskunft der dortigen Stadtverwa­ltung etwa vier Prozent der Stimmzette­l zurückgewi­esen. Im Herbst war Pfaffenhof­en die erste Stadt in Bayern, die ihre Bürger nach dem neuen Verfahren abstimmen ließ. Bei zwei Entscheidu­ngen über Windkraft und das städtische Hallenbad wählten fast 60 Prozent der Bürger – bis auf ein paar Hundert machten alle ihr Kreuzchen ganz bequem zu Hause.

Am besten kamen bislang die Freisinger mit den Tücken der Briefwahl für (fast) alle zurecht. Hier lag die Fehlerquot­e bei etwa einem Prozent. Allerdings war dort das Interesse an einer Abstimmung über ein Gewerbegeb­iet vergleichs­weise verhalten. 13700 gültige Stimmen bedeuteten eine Beteiligun­g von 39,6 Prozent.

Da waren die Stadtberge­r schon besser. Dort wurde im vergangene­n Juni noch ganz klassisch meist im Wahllokal abgestimmt. Die Wahlbeteil­igung lag bei knapp 45 Prozent, von denen knapp zwei Drittel Plänen für ein Gewerbegeb­iet an der B300 zwischen Stadtberge­n und Steppach eine Absage erteilten.

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Foto: Marcus Merk Wenig los im Wahlraum: Beim Bürgerents­cheid machten die meisten ihr Kreuzchen ganz bequem zu Hause.

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