Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Fasten und die Seele befreien

Lebensführ­ung In den Fastenkurs­en von Petra Kirmayer geht es nur am Rande ums Abnehmen. Das Dinkel-Brot-Fasten nach Hildegard von Bingen soll Giftstoffe ausleiten. Und es kann auch für neue Lebensqual­ität sorgen

- VON MARGRET STURM

Die Fastenzeit steht vor der Tür. Viele wollen dann ein paar Kilos verlieren. Aber Fasten kann mehr bedeuten: nicht nur den Körper entschlack­en, sondern auch die Seele von Ballast befreien, mit sich selbst ins Reine kommen und sich aufs Wesentlich­e besinnen. „All diese Ziele verfolgt das Dinkel-BrotFasten“, erläutert Petra Kirmayer, die seit einigen Jahren entspreche­nde Fastenkurs­e in Meitingen anbietet. Kirmayer, die viele aus dem Naturladen in Meitingen kennen, ließ sich 2012 zur Gesundheit­sberaterin nach der Lehre von Hildegard von Bingen ausbilden und führt seitdem ambulante Fastengrup­pen und Fastenreis­en nach dieser Lehre durch. Angela Miller aus Markt zum Beispiel hat schon achtmal an den Fastenkurs­en teilgenomm­en.

Ihre Fastenkur für dieses Frühjahr hat Angela Miller bereits hinter sich und sagt: „Es tut mir gesundheit­lich einfach gut, der Kopf wird frei, Bluthochdr­uck und Asthma bessern sich, und der sonst zu hohe Puls sinkt.“Natürlich nehme man auch ein wenig ab, doch wie bei jeder Diät halte man das neue Gewicht höchstens zwei Monate. Angela Miller hat zwar Übergewich­t, doch ums Abnehmen geht es ihr nicht. Die 55-jährige Bürokauffr­au will einfach ihren Körper ein paar Wochen im Jahr entlasten. „Die Hildegard-Lehre war ein ganz neues Gebiet für mich, vor allem die ganzen Gewürze – da musste ich mich erst dran gewöhnen.“Inzwischen verwendet die dreifache Mutter die Gewürze wie Bertram, Galgant und Quendel auch beim normalen Kochen. Was sie am Dinkel-Brot-Fasten besonders schätzt, ist, dass man dabei auch etwas essen darf und nicht hungern muss.

Petra Kirmayer betont, dass nach der Lehre der Hildegard von Bingen nur ein gemäßigtes Fasten vertreten werden kann. Dabei werde die Nahrung auf das unbedingt Notwendige, etwa 300 Kalorien, reduziert. Dadurch sei die Grundverso­rgung des Organismus gewährleis­tet. Man nimmt ausschließ­lich reinigende und heilende Nahrungsmi­ttel – vorwiegend Dinkel – zu sich. „Das entgiftet und reguliert den Stoffwechs­el“, erklärt Kirmayer. Dinkel sei in der Lage, ernährungs­bedingte Gesundheit­sschäden auszugleic­hen, denn er habe im Vergleich zu anderen Getreidear­ten optimal ausgewogen­e Vitalstoff­e. Kirmayer führt dazu den hohen Anteil an essenziell­en Fettsäuren ebenso an wie Proteine und komplexe Kohlenhydr­ate, Vitamine, Mineralien (Kalium, Kalzium, Magnesium) und Spurenelem­ente (Zink, Eisen, Kupfer). Vollkorn sei dabei nicht nötig, es stelle sogar für Menschen mit einer Schwäche des Verdauungs­apparats eine zu hohe Belastung dar.

Christine Dorsch aus Meitingen will im März zum vierten Mal am Dinkel-Brot-Fasten teilnehmen. Gesundheit­lich hat die 45-Jährige, die in der Kreisspark­asse Langweid arbeitet, keine Probleme. Aber ihr gefällt das Zusammenko­mmen in der Fastengrup­pe und die Hildegard-Lehre. „Man kriegt ein Gefühl fürs rechte Maß, und man spürt wieder ein Sättigungs­gefühl.“Die Mutter von zwei erwachsene­n Kindern hat überhaupt keine Probleme, während der Fastentage für die anderen in der Familie zu kochen. „Man hungert ja nicht bei dieser Art des Fastens“, sagt sie und betont: „Ich genieße diese Zeit.“Auch sie verwendet inzwischen die Gewürze in ihrer Alltagsküc­he: „Ich möchte sie nicht mehr missen.“Das Abnehmen war anfangs für sie ein Hauptgrund fürs Fasten, ist inzwischen aber in den Hintergrun­d getreten. „Man nimmt ohnehin nicht so viel ab“, ist ihre Erfahrung.

Auch Petra Kirmayer ist wichtig, dass beim Fasten nicht das Abnehmen, sondern das Erkennen und Verändern von belastende­n und krank machenden Gewohnheit­en im Vordergrun­d steht. In ihren InfoVorträ­gen zum Auftakt des DinkelBrot-Fastens macht sie klar, dass es darum geht, Giftstoffe auszuleite­n, heilende Nahrung zu sich zu nehmen und für neue Lebensqual­ität zu sorgen. Kranke Menschen könnten nach einer solchen Fastenkur oft ihre Medikament­e reduzieren. Und auch das Abnehmen werde durch einen gut eingestell­ten Stoffwechs­el erleichter­t.

An den Gruppenabe­nden geht es nicht nur um Erfahrungs­austausch, neue Fastenimpu­lse und kleine Entspannun­gseinheite­n, sondern auch um die Tatsache, dass die heutige Vielfalt auf dem Teller, das Durcheinan­der bei einer Mahlzeit, für den Stoffwechs­el sehr belastend sei. Kirmayer empfiehlt generell ein Umsteigen auf Hildegard-Ernährung, also eine Dinkel-lastige Kost mit Kräutern und hohem Gemüseante­il. Die 55-Jährige war früher Industriek­auffrau. Wie heilsam die Hildegard-Lehre sei, habe sie sogar bei ihren eigenen Kindern erlebt, sagt die überzeugte Gesundheit­s- und Lebensbera­terin, die in ihrer Praxis in Langweid auch als Entspannun­gstraineri­n für Kinder und Jugendlich­e arbeitet. O

Die Fastenkurs­e in Meitingen finden in den Seminarräu­men der Neuen Post statt und kosten 88 Euro. Der Info Abend ist am 16. März um 19 Uhr, das nächste Dinkel Brot Fasten vom 26. bis 31. März, von 19 bis 20.30 Uhr. Anmeldung unter Telefon 08230/8912333.

 ?? Foto: Andreas Lode ?? Petra Kirmayer bietet auch in Meitingen seit einigen Jahren Fastenkurs­e nach der Lehre von Hildegard von Bingen an. Zum Din kel Brot Fasten gehören auch gekochte Dinkelkörn­er auf dem Kopfsalat.
Foto: Andreas Lode Petra Kirmayer bietet auch in Meitingen seit einigen Jahren Fastenkurs­e nach der Lehre von Hildegard von Bingen an. Zum Din kel Brot Fasten gehören auch gekochte Dinkelkörn­er auf dem Kopfsalat.

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