Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Berliner in unserer Region?

Warum das Wort Radau hier nicht nur für Lärm steht

- VON JÜRGEN DILLMANN

Landkreis Augsburg/Augsburg Manche Ortsbezeic­hnung fordert geradezu zum Kalauern auf. So wohnt der Autor dieser Serie beispielsw­eise in der Nähe des Holzwegs in Augsburg. Wenn er auswärtige­n Freunden, die ihn besuchen wollen, die Lage erklärt, formuliert er es oft so: „Wenn ihr auf dem Holzweg seid, seid ihr nicht auf dem im übertragen­en Sinn gemeinten, nein, ihr seid vielmehr richtig...“

Auch die Bewohner unseres heutigen Ortes, besser Ortsteils, könn(t)en trefflich albern. Sie leben in einer einstigen Einöde, die sich durch einen hohen Lärmpegel auszeichne­t, so jedenfalls lässt der Name vermuten.

Der Duden ist gefragt. Und dort finden wir die Erklärung der Bedeutung des Ortsnamens, nämlich Lärm und Krach – natürlich wissen jetzt schon viele Leser, dass wir in einem Teil Augsburg-Göggingens sind, in Radau.

Verwirrend ist die Herkunftse­rklärung des Dudens. Er vermutet Berliner Mundart. Ja, ist es denn möglich, dass sich hier in Göggingen oder „Geginga“, wie es einst hieß, einst Berliner niedergela­ssen haben? Vielleicht sind ja auch die Krapfen hier erfunden worden.

Alles natürlich Quatsch. Wenngleich sowohl Berlin als auch Radau erstmals im 13. Jahrhunder­t schriftlic­he Erwähnung in Urkunden finden. Erstaunlic­h bleibt auch, dass der Name unserer Hauptstadt sprachgesc­hichtlich etwas mit Sumpf zu tun hat und Radau mit feuchter Uferaue, wie Professor Walter Pötzl erläutert. Wahrschein­lich gab es einst ein Reichsgut mit Namen „Radowe“. Tatsächlic­h findet man in den Annalen etwa einen „Hermann de Radowe“. 130, etwa 100 Jahre später, ist von einem Schloss „Radau“die Rede.

Dr. Heinz Münzenried­er, ehemaliger Augsburger Stadtdirek­tor und überzeugte­r Gögginger, berichtet im Augsburger Stadtlexik­on, dass Schloss Radau gegen Ende des Dreißigjäh­rigen Krieges von schwedisch­en und französisc­hen Truppen, die Augsburg belagerten, zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde. Der Ort kam dann 1803 zu Bayern und wurde 1808 nach Göggingen eingemeind­et, wohin er pfarrmäßig schon zuvor gehört hatte.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Auf in die tschechisc­he Partnergem­einde ging es mit dem WC Welden und Lukas, dem Lokomotivf­ührer, beim großen Faschingsu­mzug in Welden am Samstag. Da fährt dann sogar wieder das Welden Bähnle, so die närrische Aussage der Gruppe.
Foto: Marcus Merk Auf in die tschechisc­he Partnergem­einde ging es mit dem WC Welden und Lukas, dem Lokomotivf­ührer, beim großen Faschingsu­mzug in Welden am Samstag. Da fährt dann sogar wieder das Welden Bähnle, so die närrische Aussage der Gruppe.
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