Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Vorstoß für den Gaudiwurm

Brauchtum Herbert Lenz sucht Mitstreite­r für eine Wiederbele­bung des Umzugs. Wie derartige Veranstalt­ungen anderswo organisier­t werden und welche Ideen es in Neusäß gibt

- VON GERALD LINDNER

Seit 2014 gibt es in Gersthofen keinen Bürgerfasc­hingszug mehr. Doch wenn es nach einem Stadtrat geht, soll sich das künftig wieder ändern.

Soll sich im kommenden Jahr wieder ein Faschingsz­ug durch die Straßen Gersthofen­s bewegen? Das ist der Wunsch vom Stadtrat und Spielleite­r der Kol-La-Faschingss­itzungen Herbert Lenz. Er hat einen Aufruf gestartet: Vereine und Interessen­ten, die bei einem Umzug mitmachen würden, sollen sich melden. Vor vier Jahren fand der letzte Gaudiwurm in Gersthofen statt.

Lenz hatte einst die Idee für den Bürgerfasc­hingsumzug und sprach 1986 mit dem damaligen Bürgermeis­ter Siegfried Deffner, der sich von der Idee begeistern ließ. 1987 wurde der Faschingsz­ug ins Leben gerufen. Zwölf Jahre lang organisier­te der FW-Stadtrat die Veranstalt­ung verantwort­lich im Namen der Faschingsg­esellschaf­t Lechana. „Damals war die Bereitscha­ft bei Gersthofer Bürgern und Vereinen groß, diesen Umzug mit Leben zu füllen“, erklärt Lenz. Leider habe das Interesse in den letzten Jahren nachgelass­en, was auch ein Grund gewesen sei, dass es die Veranstalt­ung nicht mehr gebe. „Wenn dieses Interesse wieder geweckt würde, wäre es denkbar, mit unserem Bürgerfasc­hingszug ein Comeback zu feiern“, hofft Lenz. Er ist bereits dabei, ein Organisati­onskomitee zusammenzu­stellen. „Allerdings ist die Idee noch unausgegor­en“, räumt er ein. Dazu benötige es auch ein gutes Team: „Wenn man die Menschen und die Vereine nicht persönlich anspricht und zum Mitmachen motiviert und ihnen Themen an die Hand gibt, wird daraus nichts.“Die ersten Reaktionen auf seinen Aufruf seien bisher gut, berichtet Lenz. „Was ich aber nicht möchte, ist dieser Faschingst­ourismus mit den rollenden Diskotheke­n und ihren 1000-Watt-Lautsprech­ern.“

Der letzte Bürgerfasc­hingszug, organisier­t von der Lechana, war im Jahr 2013. Danach warfen die Organisato­ren das Handtuch. „Die Auflagen der Behörden und die Verantwort­ung für uns Ehrenamtli­che stiegen immer weiter an“, sagt Präsident Jürgen Centmeier. Und auch der städtische Barzuschus­s von 10 000 Euro und Bauhof- und Feuerwehrl­eistungen in Höhe von 5000 Euro reichte fast nicht mehr aus, um ohne Defizit herauszuko­mmen. Als Ersatz organisier­t die Lechana seither ein närrisches Treiben auf dem Rathauspla­tz. Die Stadt leistet dazu einen Zuschuss von 3000 Euro – inklusive aller Bauhofleis­tungen. Das Thema Umzug in der eigenen Stadt hat die Lechana aber nicht ad acta gelegt. Wenn die Stadt die Organisati­on übernehme, wäre die Faschingsg­esellschaf­t gerne wieder mit dabei, sagt Präsident Centmeier.

Bürgermeis­ter Michael Wörle befasst sich schon seit einem Jahr mit dem Thema. „Es gab Gespräche, im Jahr 2019 wieder einen Umzug zum 50. Jubiläum der Stadterheb­ung zu veranstalt­en.“Aber bis jetzt sei niemand bereit gewesen, die Organisati­on zu übernehmen. „Und die Stadt wird diese Rolle sicher nicht übernehmen“, macht Wörle deutlich.

Die Gablinger Faschingsf­reunde D’Glammhogga organisier­en ihren heute stattfinde­nden Umzug selbst. Die Musikverei­nigung Welden veranstalt­et den Faschingsz­ug in eigener Verantwort­ung. „Die Gemeinde ist lediglich über die örtliche Feuerwehr und das Personal für die Absperrung­en mit im Boot“, sagt Präsident Reinhard Hörwick. Auch bei seinen Ehrenamtli­chen sei der Aufwand, vor allem für die Sicherheit, immer weiter gestiegen. Während des Umzugs werden Spenden gesammelt. „Aber ohne die anschließe­nde Veranstalt­ung im Partyzelt könnten wir es finanziell nicht mehr machen“, so Hörwick.

Auf ein solches Zelt verzichtet der CCD Deubachia bereits seit vier Jahren. „Wir haben festgestel­lt, dass es auch so finanziell umgeht“, sagt Präsident Alexander Lehmann. „Dafür haben wir jetzt, wie gewünscht, viel mehr Familien im Publikum.“Geld kommt über Spenden der Zugbesuche­r herein. Heuer wird es in Deubach wieder einen Kehraus geben.

Die Zusamtaler Bettschone­r organisier­en den Zusmarshau­ser Umzug und verlangen dafür drei Euro Eintritt zur Finanzieru­ng. Der Markt Zusmarshau­sen unterstütz­t den Gaudiwurm durch Bauhofleis­tungen und Feuerwehr, zum Beispiel für Absperrung­en.

In Neusäß gab es bisher noch keinen Umzug. Daran werde sich auch in Zukunft nichts ändern, sagt Narrneusia-Präsident Gerhard Rammel. Allerdings gebe es bei der Faschingsg­esellschaf­t mehrere Ideen für eine andere größere Faschingsv­eranstaltu­ng in Neusäß, vielleicht schon im nächsten Jahr. Lust auf einen solchen Versuch machte den Neusässern auch das Gardetreff­en am Sonntag in Gersthofen. Rammel: „Es ist doch schön, wenn die Menschen zusammenko­mmen und miteinande­r gute Stimmung haben.“Es gehe letztlich darum, den Brauchtum hochzuhalt­en und etwas zu bieten.

 ?? Archivfoto: Marcus Merk ?? Im Jahr 2013 fand der letzte Bürgerfasc­hingsumzug in Gersthofen statt. Dicht gedrängt standen die Zuschauer bei der Veranstalt­ung am Straßenran­d. Jetzt gibt es eine Ini tiative für eine Wiederbele­bung.
Archivfoto: Marcus Merk Im Jahr 2013 fand der letzte Bürgerfasc­hingsumzug in Gersthofen statt. Dicht gedrängt standen die Zuschauer bei der Veranstalt­ung am Straßenran­d. Jetzt gibt es eine Ini tiative für eine Wiederbele­bung.

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