Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Zimmer Service
Der Weg ins Paradies beginnt hinter einem grünen Tor, am Rande des Dörfchens São Teotónio. Immer weiter geht es auf einem steinigen Pfad bergauf, bis sich der Wald lichtet und ein weißes Häuschen mit grünen Fensterläden auftaucht. Als Berny Serrão das erste Mal auf der Bergkuppe stand, auf die Hügel des Alentejo, die braun-grüne Melange aus Feldern und Wäldern blickte, dachte sie an ihre Heimat Afrika. Und hier, mitten im Nirgendwo des portugiesischen Hinterlandes, weit weg von Mosambik, wo sie geboren wurde, hat sich Berny mit ihrem Mann Glenn einen Traum erfüllt. „Paraíso Escondido“, verstecktes Paradies, haben die beiden ihr kleines Gästehaus genannt.
Alle Zimmer hat Berny selbst eingerichtet. An den Wänden hängen von ihr gemalte Bilder, auf den Holzregalen stehen Mitbringsel von Reisen um die ganze Welt. Jeden Tag sind die Räume von einem anderen Duft erfüllt, mal riecht es nach Lavendel, dann wieder nach Zitronengras, dessen Aroma sich mit dem des frisch gebackenen Kuchens in der Küche vermengt. Von den Zimmern, die alle nach Kräutern und Gewürzen benannt sind, gelangt man über eine kleine Terrasse direkt in den Garten, in dem Obst und Gemüse angebaut werden. Und so sehr man sich beim Blick ins Tal auch anstrengt: Man sieht weder Menschen noch andere Häuser oder Autos. Wer im Paradies übernachtet, der sperrt die Hektik der Welt für ein paar Tage aus.
Das Meer ist nicht weit weg. In nur 20 Minuten gelangt man mit dem Auto an Portugals atemberaubende Westküste. An Strände, die selbst im August einsam sind und an die meterhohe Atlantikwellen donnern. Und nach einem Tag am Meer kehrt man zurück ins Gästehaus, sitzt auf der Terrasse, blickt in den Himmel. Und der ist im Alentejo etwas Besonders. Die Region wurde bereits von der Unesco für ihre sternenreichen Nächte ausgezeichnet.
Irgendwann muss man dieses Paradies wieder verlassen. Der steinige Weg führt bergab. Ein grünes Tor taucht auf. Die Realität hat uns wieder. Stephanie Sartor