Augsburger Allgemeine (Land Nord)

A8: Hohes Tempo schuld an mehr Verletzten?

Unfallstat­istik Im vergangene­n Jahr gab es deutlich mehr Unfallopfe­r. Die Polizei will die Entwicklun­g im Blick behalten: Wird ein Tempolimit zum Thema? Ansonsten gibt es in der Region eine gute Nachricht zu vermelden

- VON STEFAN KROG

Region Bei Unfällen auf der Autobahn im Raum Augsburg sind im vergangene­n Jahr 349 Menschen verletzt worden. Das ist im Vergleich zu 2015 eine Steigerung um mehr als 50 Prozent. „Wir wissen noch nicht, woran es liegt“, sagt Ralf Bührle, im Polizeiprä­sidium zuständig für den Bereich Verkehr. Denn die Zahl der Unfälle auf dem etwa 45 Kilometer langen Abschnitt zwischen Zusmarshau­sen und Adelzhause­n ist im Vergleich zu den Vorjahren kaum gestiegen (892 Unfälle in 2016). Möglicherw­eise, so Bührle, sei ein höheres gefahrenes Tempo eine Ursache. „2016 war das erste Jahr, in dem die A 8 in unserem Bereich durchgängi­g dreispurig befahrbar war“, sagt Bührle. „Wir werden das im Auge behalten.“Sollte sich der Trend fortsetzen, werde ein Tempolimit zu diskutiere­n sein, kündigt die Polizei an.

In der Region (Stadt Augsburg sowie Landkreise Augsburg und Aichach-Friedberg) ist die Zahl der Unfälle im vergangene­n Jahr leicht gestiegen, wobei es mit 19 Toten einen deutlichen Rückgang gegenüber dem Vorjahr (24) gegeben hat (weitere Zahlen zu den Kreisen siehe Grafik). Im gesamten Bereich des Polizeiprä­sidiums Schwaben-Nord (dazu zählen auch noch die Landkreise Dillingen und Donau-Ries) gab es mit 30 Toten so wenig Opfer wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnu­ngen 1951. „Das ist eine positive Entwicklun­g, aber wir haben eine Steigerung bei den Verletzten. Mitunter ist es Glück, wie ein Unfall letztlich ausgeht“, sagt Polizei-Vizepräsid­ent Norbert Zink.

Insofern sei Entwarnung das falsche Signal. „Fast jede zweite Stunde wird ein Mensch verletzt, etwa jeden zwölften Tag ein Mensch getötet“, so Zink. Hauptursac­he sei nach wie vor Raserei. Insgesamt ist die Zahl der von der Polizei registrier­ten Unfälle in der Region leicht gestiegen (im Raum Augsburg insgesamt rund 20000), allerdings ist auch die Zahl der zugelassen­en Autos gestiegen.

Kopfzerbre­chen macht der Polizei, dass die Zahl der Gurtmuffel steigt. Bei acht Prozent der Unfälle wurde kein Gurt getragen, sechs der 17 getöteten Autofahrer trugen keinen Sicherheit­sgurt. Kritischer scheinen die Bürger hingegen Alkohol am Steuer zu sehen. „Wir haben das Gefühl, dass sich die Einstellun­g verbessert, wobei es immer noch eine kleine hochriskan­te Gruppe gibt“, so Bührle. Man verzeichne aber einen leichten Rückgang bei Fahrern, die bei Kontrollen alkoholisi­ert aus dem Verkehr gezogen werden. 361 Unfälle mit Alkohol am gab es im vergangene­n Jahr – vor acht Jahren waren es noch über 100 Unfälle mehr.

Bei den Unfallursa­chen spielt hingegen nach Vermutunge­n der Polizei das Handy eine zunehmende Rolle. Beweisen lässt sich das nicht, wenn es keine Zeugen gibt, die einen Unfallbete­iligten am Smartphone gesehen haben. „Aber wir vermuten, dass Ablenkung durchs Smartphone bei vielen Unfällen eine Rolle spielt“, so Bührle. Die Polizei hat vergangene­s Jahr elf Prozent mehr Ordnungswi­drigkeiten mit Handy-Bezug festgestel­lt als noch 2015. Allerdings wurde im vergangene­n Jahr auch intensiver diesbezügl­ich kontrollie­rt. Man hoffe, dass künftig auch die Benutzung von Navis oder Tablets während der Fahrt verboten werde, so Bührle.

Ein zunehmende­s Thema sind auch Senioren im Straßenver­kehr. Die Zahl der Unfallbete­iligten über 65 Jahre stieg vergangene­s Jahr um 6,5 Prozent im Vergleich zu 2015. Dies liegt an der demografis­chen Entwicklun­g. Die Verkehrswa­cht, die mit der Polizei zusammenar­beitet, bietet Kurse für Senioren an, etwa Fahrtraini­ngs oder auch ParSteuer cours, in denen das Bewegen mit einem Rollator geübt wird. Senioren, so Bührle, seien als Unfallveru­rsacher keine auffällige Gruppe. „Sie sind eher Opfer bei Verkehrsun­fällen. Sie stellen sich eher auf ihre Defizite ein und verzichten etwa bei Dunkelheit auf Autofahrte­n.“Allerdings sind Fehler beim Abbiegen bei unfallveru­rsachenden Senioren häufiger als in der Gesamtbevö­lkerung, was laut Polizei daran liegt, dass sie in komplizier­ten Situatione­n eher die Übersicht verlieren. Tempoverst­öße seien als Unfallursa­che hingegen seltener.

Die Zahl der Todesopfer ging 2016 zurück

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Foto: Marcus Merk Auf der Autobahn A 8 sind im vorigen Jahr deutlich mehr Menschen bei Verkehrsun­fällen verletzt worden als in der Vergangenh­eit. Liegt es daran, dass seit dem Ausbau schneller gefahren wird? Die Polizei betreibt noch Ursachenfo­rschung.
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