Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Schatz aus der Bibliothek

Aufführung eines Oratoriums zur Auferstehu­ng Jesu

- VON MANFRED ENGELHARDT

Er wollte seiner Zeit voraus sein, zerrte am zu eng gewordenen Rüschenroc­k der Klassik und brachte es zu erstaunlic­her Ausdrucksk­raft – Ignaz von Beecke (1733–1803). Er komponiert­e unter anderem Klavierson­aten, die Mozart „schwer“fand (aber auch „meist miserabel“, das sei nicht verschwieg­en). Als Leiter der Wallenstei­ner Hofmusik verfügte Ignaz von Beecke wohl über ein vielfach und qualitätvo­ll besetztes Orchester. Wie er das üppige Instrument­arium ausreizte, war nun in einer quasi Augsburger Erstauffüh­rung zu hören. Im UniAuditor­ium erlebte dies eine stattliche Zuhörersch­aft, als eines der zahllosen Werke aus der OettingenW­allerstein’schen Bibliothek vom Lehrstuhl für Musikpädag­ogik aus dem Archiv-Schlaf geweckt wurde: das Oratorium „Die Auferstehu­ng Jesu“. Unter Bernhard Hofmanns Leitung konnte man in der von Christoph Teichner edierten Fassung über Beeckes Ausdrucksw­illen staunen.

Da das Ensemble Musica Obligata auf historisch­en Instrument­en spielte, kam der expressive Gestus fast exotisch zum Klingen. Drei Teile, nach dem Text des wackeren Dichters Zinkernage­l, beschreibe­n die Situation, in der seine Anhänger am Vorabend zum Ostersonnt­ag auf die Wiederkehr Jesu warten. Mit farbstarke­n Gebärden wird in den Rezitative­n, Chorälen, Chören die anfänglich­e Trostlosig­keit vokal und instrument­al bebildert; das Spektrum wechselt zwischen erregtem Ausbruch und pastoser Liedhaftig­keit. Der Mittelteil wiederum, „Die heiligen Weiber auf dem Weg zum

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