Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Erst die Pleite, jetzt der Prozess
Gericht Bei der Insolvenz einer Firma aus dem Landkreis Dillingen entstand ein Millionenschaden. Nun steht einer der Geschäftsführer vor Gericht
Der Mann, der auf der Anklagebank sitzt, hat alles verloren. Jahrelang war der heute 61-Jährige ein erfolgreicher Unternehmer in der Baubranche. Doch kurz vor dem 20. Firmenjubiläum musste die Firma aus dem Landkreis Dillingen Insolvenz anmelden. Daraufhin verlor er auch sein gesamtes Privatvermögen, musste das Haus verkaufen, lebt heute von Arbeitslosengeld II und einer kleinen Erwerbsminderungsrente. Jetzt also auch noch der Prozess.
Wegen Insolvenzverschleppung muss sich der Mann vor dem Landgericht Augsburg verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm in ihrer Anklageschrift vor, noch über Monate Verträge mit anderen Firmen abgeschlossen zu haben, obwohl man da schon gewusst habe, dass die Firma praktisch zahlungsunfähig sei. So habe er zumindest in Kauf genommen, den anderen Unternehmen das Geld schuldig zu bleiben. In insgesamt 66 Fällen sei ein Schaden von etwas mehr als 3,9 Millionen Euro entstanden.
Einer, den es erwischt hat, nimmt an diesem ersten Verhandlungstag vor dem Schöffengericht unter Vorsitz von Richter Wolfgang Natale Platz. Als Subunternehmer war er von der Firma beauftragt worden. ein paar Monate zuvor hatte der Handwerker beschlossen, sein Geschäft zum Hauptberuf zu machen. Von Anfang an habe er bei der Zusammenarbeit mit dem Unternehmen ein schlechtes Bauchgefühl gehabt. Doch zunächst ging alles glatt. Die ersten Zahlungen kamen. Doch dann blieben sie aus und so habe er auch nicht mehr weitergearbeitet.
Schließlich sei an einem Freitag ein Anruf gekommen. Am Montag wird das Geld überwiesen, hieß es. Der Handwerker trommelte seine Mitarbeiter zusammen, die sich über das Wochenende ans Werk machten. Am Montagnachmittag erfuhr der Mann dann, dass das Insolvenzverfahren der Firma eröffnet worden sei. Und eine Überweisung, die habe es nie gegeben. Ein schwerer Schlag sei das für sein noch junges Unternehmen gewesen. „Wir sind da um Haaresbreite an der Vernichtung vorbeigeschrammt.“Schließlich sei er auf einem Schaden von rund 65000 Euro sitzengeblieben. Und weil er im Insolvenzverfahren etwa an Stelle 160 stehe, ma- che er sich auch keine Illusionen, das Geld irgendwann einmal wiederzusehen.
Dass die Firma in finanzielle Schieflage geriet, hat mehrere Gründe, wie sein Verteidiger Dr. Thorsten Junker zu Prozessbeginn sagt. Bei einzelnen Projekten habe es in der Ausführung Probleme gegeben. Aus diesen Problemen resultierten wiederum Zahlungsausfälle. Zudem habe man im personellen Bereich einige Fehlentscheidungen getroffen, sagt der Angeklagte. Neu eingestellte Mitarbeiter seien ihrer Aufgabe nicht gewachsen gewesen, es kam zu weiteren Terminverzögerungen und noch mehr Zahlungsausfällen. Dann habe es in der Familie seines Partners auch noch einen Trauerfall gegeben. Das alles habe schließlich einen Dominoeffekt ausgelöst, der sich nicht mehr habe aufhalten lassen. „Wenn die Baustellen ordnungsgemäß gelaufen und die Zahlungen gekommen wären, dann wären wir auch nicht in Schwierigkeiten gekommen“, sagt der 61-Jährige, der zugibt, dass man einen Fehler gemacht habe, indem die Firma zuletzt hauptsächlich auf große Projekte gesetzt habe.
Eine der großen Fragen im Prozess wegen Insolvenzbetrugs ist vor allem: Ab wann war dem Angeklagten bewusst, dass die Firma zahlungsunfähig ist? Ein von der StaatsErst anwaltschaft bestellter Gutachter sagt dazu am Montag im Prozess, dass die Erkennbarkeit im September 2010 gegeben gewesen sei. Damals habe es schon eine erhebliche finanzielle Unterdeckung gegeben, ab Mitte des Jahres habe man Rückstände bei den Sozialversicherungsbeiträgen gehabt, Verbindlichkeiten bei anderen Unternehmen sowie Steuerrückstände und ein Bankkredit wurde fällig gestellt. Den Insolvenzantrag gestellt hat der 61-Jährige aber erst im August 2011. In Gesprächen zwischen Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung hatte man sich allerdings schon vor dem Prozess darauf verständigt, dass man sich auf die Zeit nach dem März 2011 beschränken werde. Denn hier könne man auch ohne ein weiteres Gutachten den Tatbestand des Betrugs belegen. Im Falle einer Beschränkung stellte das Gericht dem gesundheitlich angeschlagenen 61-Jährigen eine Freiheitsstrafe zwischen einem Jahr und neun Monaten und zwei Jahren in Aussicht. Diese könne gerade noch zur Bewährung ausgesetzt werden. Zudem stehen 160 bis 200 Stunden gemeinnützige Hilfsdienste im Raum.
Der Prozess gegen den 61-Jährigen wird am Mittwoch um 9 Uhr in Augsburg fortgesetzt. Ein Urteil wird dann aber vermutlich noch nicht fallen.
Vergleichbarer Fall im Jahr 2016
Der Diebstahl eines Betonpumpenlasters kommt laut Polizeipräsidium Schwaben Nord nicht häufig vor. Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich um eine Bande handelt, die dem Bereich der organisierten Kriminalität zuzuordnen ist und durchaus international ihr Unwesen treiben könnte.
Dafür spricht ein vergleichbarer Fall, der sich vor einem Jahr in Meitingen (Landkreis Augsburg) zugetragen hat. Im Februar 2016 wurde dort ebenfalls ein solcher Laster gestohlen. Wert: rund 300000 Euro. Der Polizei gelang dann im März 2016 quasi in letzter Minute ein Erfolg: Auf der A 8 bei Rosenheim entdeckten Beamte auf einem Transporter, der in Richtung Salzburg unterwegs war, die Betonpumpe.
Das Ziel der Diebe war Dubai
Die Diebe standen offensichtlich kurz davor, die wertvolle Fracht außer Landes zu bringen: Die Kennung der Maschine, mit der Beton über einen Ausleger in einen gewünschten Bereich gepumpt werden kann, war bereits verändert worden, zudem war sie gerade auf dem Weg nach Dubai.