Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Am Gaswerk beginnt der Umbau
Stadtentwicklung Das alte Industrie-Areal in Oberhausen bietet künftig Platz fürs Theater, für Künstler und Musiker. Damit das funktioniert, muss viel Geld investiert werden. Für die Bürger hat dies vor allem einen Nutzen
In Oberhausen entsteht in den kommenden Jahren ein völlig neues Stadtviertel. Das ehemalige Gaswerk-Areal – bislang eine abgesperrte Industriebrache – wird zum Kreativquartier. Unterkommen sollen dort zum einen die Künstler des Kulturparks West, die ihre Ateliers derzeit noch in Kriegshaber haben. Zum anderen entsteht eine Übergangsspielstätte fürs Theater. Die Bauarbeiten dafür haben vor Kurzem begonnen. Im Lauf des Jahres wird dann auch der weithin sichtbare Scheibengasbehälter saniert.
Entwickelt wird das Areal vom Eigentümer, den Stadtwerken – bis 2019 (erster Bauabschnitt) werden sie rund 26 Millionen Euro investieren. Denn fürs Theater muss nicht nur ein bestehendes Gebäude saniert werden, auch ein Neubau ist notwendig. „Wir gehen davon aus, dass die Räume im Sommer oder Spätsommer 2018 übergeben werden können“, sagt Stadtwerke-Sprecher Jürgen Fergg. Sie dienen dann bis Anfang 2024 als Ausweichspielstätte für die Brechtbühne.
Darüber hinaus wird die Stadt auf dem Gaswerk-Gelände rund 5000 Quadratmeter Fläche anmieten, um sie im Anschluss an Künstler und Musiker weiterzuvermieten. Vor allem die Kreativen, die bisher im Kulturpark West an der Sommestraße Ateliers und Proberäume hatten, sollen in Oberhausen eine neue Heimat finden. Hintergrund: Ihr Mietvertrag im Kulturpark West läuft aus; dort werden bald Wohnhäuser entstehen.
Die Pläne für die Auflösung des Kulturparks West an der Sommestraße sind ebenfalls spruchreif: Bis 2019 sollen die letzten Kreativen ausgezogen sein, damit das rund 40000 Quadratmeter große Areal, auf dem sich unter anderem die Clubräume der Kantine und des Reesetheaters befinden, frei wird für Wohnbebauung. Die Kreativen hatten lange gegen diese Pläne protestiert. Nun ist die Einigung da.
Der neue Kulturpark wird auf dem Gaswerk-Areal unter städtischer Regie entstehen. Die Kaltmiete dort liegt laut Stadtsprecher Richard Goerlich bei 4,99 Euro, die Warmmiete bei rund 7 Euro pro Quadratmeter. Das entspricht der Miete, die die Künstler auch im Kulturpark West zahlen. Um diesen Preis anbieten zu können, muss die Stadt Geld in die Hand nehmen: Das Projekt Kulturpark am Gaskessel kostet sie rund 100 000 Euro Zu- schuss jährlich. Vorgesehen sind zudem zwei halbe städtische Stellen, die sich um den Betrieb und die Verwaltung des Geländes kümmern. Die Personen stehen fest: Popkulturbeauftragte Barbara Friedrichs und Kultur- und Kreativwirtschaftsbeauftragter Colin Martzy. Die bisherigen Betreiber des Kulturparks, die gemeinnützige Kulturpark West GmbH mit ihren Geschäftsführern Thomas Lindner und Peter Bommas bleiben künftig außen vor. Auch der Kuki-Musik- kultur-Verein, der alle Bandproberäume zentral weitervermietete, ist in der neuen Struktur nicht mehr vorgesehen.
Auch wenn die Stadt gestern Pläne für die künftige Nutzung der Gebäude auf dem Gaswerk-Areal präsentierte, sind die letzten Entscheidungen noch nicht gefallen. Das betreffe zum Beispiel den Scheibengasbehälter, in dem laut derzeitigem Plan ebenfalls Kreativräume entstehen sollen. Es könne aber auch sein, dass der Bau als Veranstaltungsraum erhalten bleibe. Aktuell nutzt man ihn zum Beispiel fürs Brechtfestival.
Die Stadtwerke müssen viel Geld in den Umbau der Industriebrache investieren. Langfristig wolle man sich so aber eine wirtschaftliche Perspektive schaffen. Bislang kostete der Unterhalt der leer stehenden Gebäude jährlich eine halbe Million Euro. Künftig soll die Rechnung zumindest mit einer Null aufgehen. Zusätzlich zu den Räumen für das Theater und die Kreativen entstehen deshalb weitere gewerbliche Flächen für Start-ups und andere Unternehmen. Die Stadtwerke vermieten diese Flächen selbst. Um ausreichend Platz bieten zu können, sind laut Jürgen Fergg weitere Neubauten vorgesehen. Für die Bürger bedeuten diese Pläne vor allem eines: Ein großes Areal, das der Öffentlichkeit bislang nur zu besonderen Gelegenheiten offen stand, wird künftig wieder frei zugänglich sein. Geplant sind am Gaskessel Oberhausen auch Grünflächen und Gastronomie.