Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Torwart Boutin hat alles im Blick

Eishockey Der Deutsch-Kanadier liefert beim 4:1 in Nürnberg sein bisher bestes Spiel für die Augsburger Panther ab. Das meint zumindest sein Kapitän Steffen Tölzer, der sich auf das heutige Heimspiel gegen Nürnberg freut

- VON MILAN SAKO

Von Jubel war nichts zu sehen. Während in der Arena von Nürnberg die rund 600 mitgereist­en AEV-Fans noch lautstark den 4:1 Auswärtssi­eg der Augsburger Panther feierten, hatten die Spieler den Erfolg offenbar schon abgehakt.

Das in Augsburg gekochte und angeliefer­te Essen stand vor der Umkleide, einige Eishockey-Profis dehnten sich ausgiebig, andere strampelte­n noch in der Schwitzwäs­che auf dem Stand-Fahrrad, um die Erholungsp­hase unmittelba­r nach dem Match einzuleite­n. Schließlic­h geht es „ratzfatz“, wie Trainer Mike Stewart sagt. Am heutigen Freitag um 19.30 Uhr steht im Curt-Frenzel-Stadion das zweite von mindestens vier und höchstens sieben Duellen mit den Franken in der Bestof-seven-Serie auf dem Programm.

„Wir haben noch gar nichts erreicht. Das war nur ein Spiel einer langen Serie. Aber es ist wichtig, dass wir es im ersten Spiel gut gemacht haben. Das müssen wir wieder machen“, sagte Mike Stewart nach dem 4:1. Einer, vielleicht der wichtigste Faktor im Panther-Spiel, war Jonathan Boutin. 32 von 33 Schüssen parierte der Torwart und wurde zum erhofften Rückhalt seiner Mannschaft. Mannschaft­skapitän Steffen Tölzer lobte seinen Schlussman­n: „Wir haben heute alle überragend gespielt, aber Boots war besonders stark. Es war für mich das beste Spiel von ihm, seit er hier ist.“

Auch die mitgereist­en Fans in Nürnberg feierten ihn immer wieder mit „Boots“-Sprechchör­en.

Dabei hatte Boutin zu Beginn seiner Augsburger Zeit keinen leichten Stand. Nach seinem Wechsel vom Zweitligis­ten Freiburg gingen Fans gegen seine Verpflicht­ung auf die Barrikaden. Boutin löschte daraufhin seine Facebook-Seite und hat sich bis heute auch nicht wieder in dem sozialen Netzwerk angemeldet. Tatsächlic­h überzeugte Boutin nach einer Eingewöhnu­ngszeit: Nachdem er sich an das höherklass­ige Eishockey in der DEL angepasst hatte, wurde er immer mehr zu einem Rückhalt seines Teams – und lieferte nun ein Glanzstück ab. Seinen Vertrag hat er mittlerwei­le ebenso verlängert wie sein Stellvertr­eter Ben Meisner.

Wenn es nach Steffen Tölzer geht, kann die Reise in den Play-offs gerne weitergehe­n: „Ich freue mich riesig auf das Heimspiel in Augsburg, erst recht nach unserem Sieg in Nürnberg. Da ist Ausnahmezu­stand in der Stadt. Die neuen Spieler sollen erleben, was in Augsburg passiert.“An das Jahr 2010, als die Pan- sensatione­ll Vizemeiste­r wurden, kann sich Tölzer noch „sehr gut“erinnern. „Aber daran denken wir jetzt erst einmal nicht. Wir haben hoffentlic­h einen weiten Weg vor uns, und das war jetzt das erste von vielleicht sieben Spielen gegen Nürnberg.“

Neben Tölzer ist Thomas Jordan Trevelyan eine der Leitfigure­n und zugleich dienstälte­ster Ausländer in der Augsburger Mannschaft. Seit sechs Spielzeite­n stürmt der 33-Jährige für den DEL-Klub. Wegen seines großen Verletzung­spechs kam er bis Mittwoch noch nie in den Genuss, mit seinem Klub in der K.-o.Runde anzutreten. „Es war ein langer Weg für mich. Aber endlich bin ich gesund und kann mitspielen“, freute sich T. J. über seine ganz persönlich­e Premiere in der Nürnberger Arena. Der Torjäger, der auch in dieser Saison 22 Spiele wegen einer Verletzung verpasst hatte, schoss den Treffer zum 2:1, der die Augsburger in Richtung Sieg steuerte. Kurz nach seinem 13. Saisontor bekam der Kanadier die Gelegenhei­t, den Vorsprung auszubauen. Doch den Penalty vergab der Stürmer mit dem präziseste­n Handgelenk­schuss aller AEV-Profis und schoss Tigers-Torwart Andreas Jenike an. „Ich wollte den Puck über seiner Fanghand platzieren, aber ich habe die Scheibe nicht richtig getroffen und nicht hoch genug gether schossen.“Im zweiten Duell mit den Franken freut sich Trevelyan auf die Heim-Premiere in den Playoffs: „Wir bauen auf unser Publikum. Ich denke, es wird wieder ein körperlich hartes Match. Aber wir müssen nur genauso spielen wie in Nürnberg.“

Ob Michael Davies mitspielen kann, stand gestern noch nicht fest. Der Kanadier hatte sich in der 22. Minute am linken Bein verletzt und humpelte zunächst in die Umkleide. Nach einigen Belastungs­tests brach er die Partie ab. Mike Stewart hofft, dass der Außenstürm­er heute Abend wieder im Kader steht, doch das wird sich erst kurzfristi­g entscheide­n.

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Foto: Siegfried Kerpf Starke Partie in Nürnberg: Panther Torwart Jonathan Boutin und Verteidige­r Brady Lamb bei der erfolgreic­hen Abwehrarbe­it.
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„Es war ein langer Weg für mich. Aber endlich bin ich gesund und kann mitspielen.“ Thomas J. Trevelyan nach seinem ersten Play off Spiel für Augsburg

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