Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wann ist der Judenberg baustellenfrei?
Innenstadt Der Neubau Max 23 liegt in den letzten Zügen und soll im Sommer fertig werden. Das erleichtert auch den Zugang zur Altstadt. Für eine gewisse Zeit muss er aber auch komplett gesperrt werden
Der Judenberg gilt für Fußgänger als eine der wichtigsten Verbindungen zwischen der Altstadt unten und der Maximilianstraße oben im Zentrum. Wegen des Neubaus des Gebäudes können Passanten seit über drei Jahren den kleinen Berg nur in einem engen Tunnel begehen. Das ändert sich spätestens im Sommer. Doch zuvor steht eine weitere erhebliche Einschränkung an.
Wo früher das PowWow in der Maxstraße stand, herrscht seit Jahren Baustelle. Immer wieder wurde der Bau des neuen Geschäfts- und Wohnhauses Max23 verschoben. Jetzt aber liegt er laut Bauherren Josef Eser von der Immobilienfirma Eser & Conform tatsächlich in den letzten Zügen. Bis zum Sommer soll alles fertig sein.
Fußgänger in der Stadt können sich darauf freuen, dass der Judenberg dann wieder komplett begehbar sein wird. Ohne Tunnel und ohne den schmalen Gang, in dem sich zu Stoßzeiten die Menschen aneinander vorbeizwängen. „Ich denke, dass der Tunnel um Pfingsten herum wegkommt“, sagt Johannes Althammer; das wäre etwa Anfang Juni. Eines aber liegt dem Vorsitzenden des Altstadtvereins im Magen: Der Judenberg soll vorübergehend komplett gesperrt werden. Jürgen Fergg von den Stadtwerken bestätigt das. Für Strom, Kanal und Fernwärme müssten dort Leitungen verlegt werden. In dem Zuge werde auch der Weg am Berg neu gemacht.
Wann genau die Arbeiten am Judenberg inklusive Sperrung beginnen, kann Fergg noch nicht sagen. Hier befinde man sich in enger Abstimmung mit der Stadt. Auch das Tiefbauamt konnte noch keinen konkreten Termin nennen. Althammer hofft allerdings, dass der Judenberg nicht allzu lange gesperrt wird. „Wenn das eine längerfristige Geschichte werden sollte, kann das für die Geschäfte in der Altstadt existenzbedrohend werden“, befürchtet er. Auf der Strecke seien viele Menschen unterwegs. Gerade für Passanten mit Kinderwagen gebe es kaum Alternativen ohne Treppen zwischen Alt- und obere Stadt.
Das neue Gebäude Max23 selbst soll voraussichtlich Juli fertig sein. Josef Eser von der Augsburger Immobilienfirma Eser & Conform hat das Objekt verkauft, bleibt aber bis zur Fertigstellung Bauherr. An wen, verrät er nicht. Eser hat der Neubau an der Maximilianstraße nicht nur einige Nerven gekostet, sondern auch viel Geld. Eigentlich hätte das Gebäude bereits vor eineinhalb Jahren fertiggestellt werden sollen. Wären da nicht die vielen archäologischen Funde gewesen, die den Bau immer wieder verzögert hätten. Sagt zumindest Eser. Zinsen, Mietausfall, Entschädigungszahlungen für Mieter, Kosten für Grabungen – das alles habe ihn letztendlich eine siebenstellige Summe gekostet. Stadtarchäologe Sebastian Gairhos will Esers Aussage relativieren. Die Verzögerungen bei dem Bau seien nicht allein der Archäologie anzulasten. „Es gab mehrere Unterbrechungen und Verzögerungen auf der Baustelle, die nichts mit unseren Grabungen zu tun hatten“, formuliert er es vorsichtig.
Spuren der Stadtgeschichte müssen in Augsburg vor jedem Beginn eines Neubaus gesichert werden. Den Archäologen war von Anfang an klar, dass sie an dieser Stelle fündig werden. Das Grundstück sei auch früher schon prominent gelegen gewesen, sagt Gairhos. „Das Überraschendste an den Funden war aber, dass sie so gut erhalten waren.“Das habe man einer herabgestürzten Lehmschicht an der früheren Hangkante zum Lech zu verdanken. Die Archäologen stießen auf Reste von mittelalterlichen Gebäuden, darunter auch Latrinen. Diese erwiesen sich als wahre Fundgrube für Gegenstände aus dem Alltag im Mittelalter. Läusekämme, Schuhe, Speiseabfälle, Kirschkerne oder auch gedrechselte Holzgefäße waren noch komplett erhalten. Ein Teil der Fundstücke ist noch bis Oktober in der Ausstellung „Wunderkammer Bodenschätze“im Maximilianmuseum zu sehen.
In dem neuen Gebäude gibt es lediglich drei Wohnungen. Der Komplex wird überwiegend gewerblich genutzt. Die drei Mietwohnungen sollen laut Bauherr Eser in der nächsten Zeit in der Zeitung ausgeschrieben werden. Die Wohnungen, die zwischen 100 und 250 Quadratmeter groß sind, haben Balkon oder Terrasse. Die größte von ihnen ist die Penthouse-Wohnung mit 250 Quadratmetern. Wie Eser erzählt, wird hier die Miete mit 15 Euro pro Quadratmeter berechnet. Zwölf Euro pro Quadratmeter sollen die anderen beiden Wohnungen kosten.
Eine Fläche von 1000 Quadratmetern mietet die Stadtsparkasse an. Auf zwei Stockwerken werden hier künftig Kunden beraten. Die Sparkasse hat in Abstimmung mit dem Vermieter bereits mit dem Innenausbau begonnen. Die Fertigstellung ist für Ende Juni geplant. Laut Pressesprecher Ruppert Möhler ist die Eröffnung im Juli anvisiert. Auf zwei weiteren Etagen und im Dachgeschoss kommen Ärzte unter.