Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Was die Stadt gegen Wohnungsno­t tun will

Soziales OB Gribl stellt eine Reihe von Projekten vor, die neue Baugebiete etwa am Klinikum vorsehen. Aber auch Tauschgesc­häfte oder Leerstands­beratung sind Aspekte. Was die Zahl der Sozialwohn­ungen betrifft, regt sich Kritik

- VON STEFAN KROG

Sie sind die Schattense­iten des Bevölkerun­gswachstum­s: Steigende Mieten und Immobilien­preise in Augsburg stehen auf der Sorgenlist­e der Bürger weit oben. Die Stadt will jetzt mit einem Maßnahmenp­aket gegensteue­rn. Neben der Ausweisung von weiteren neuen Baugebiete­n, etwa am Klinikum und auf dem ehemaligen Zeuna-Stärker-Areal in Oberhausen-Nord, denkt die Stadt in Zusammenar­beit mit dem Freistaat über den Bau von geförderte­n Wohnungen nach. Allerdings stellt Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) auch klar, dass es nicht allein um sozialen Wohnungsba­u gehe. Er wolle die ganze Stadtgesel­lschaft im Blick haben und nicht nur Menschen in schwierige­n Lebenslage­n. In Augsburg stiegen die Mieten in den vergangene­n fünf Jahren um 21 Prozent, der Preis für Bestandswo­hnungen gar um 47 Prozent, so Zahlen des Maklerverb­ands IVD. Ein städtische­r Mietspiege­l soll bis Sommer vorliegen.

Momentan besteht in Augsburg Baurecht für 2000 Wohnungen. Teils wird gebaut wie auf dem Reiter-Areal in Pfersee, teils laufen die Vorbereitu­ngen wie auf dem ReeseAreal. Dort wird es noch dauern, bis alle 500 geplanten Wohnungen fertig sind. In den kommenden fünf bis zehn Jahren rechnet die Stadt mit rund 5000 neuen Wohnungen. Es handelt sich dabei um die bekannten Projekte wie Sheridan-Areal, Martini-Gelände, Dehner-Park oder das große Gebiet an der Wernhüters­traße (Lechhausen nahe St.-AntonSiedl­ung). Man wolle keine Trabantens­tädte. „Sonst entstehen Unwuchten in der Stadtgesel­lschaft“, so Gribl.

Der geplante neue Stadtteil Haunstette­n Süd-West südlich der Inninger Straße soll 4000 Wohnungen haben. Frühestens in zehn Jahren dürften erste Ergebnisse zu sehen sein. Schon in den kommenden fünf Jahren könnte hingegen auf dem ehemaligen Zeuna-StärkerAre­al an der Äußeren Uferstraße in Oberhausen etwas passieren. Hier sollen rund 360 Wohnungen entstehen, wie Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) gestern erstmals bekannt gab. Auch an der künftigen Uni-Klinik könnten Wohnungen (rund 1150 Stück) gebaut werden.

Was den sozialen Wohnbau betrifft, verweist die Stadt auf das Programm der städtische­n Wohnungsba­ugesellsch­aft. Sie hat mit rund 10000 Wohnungen etwa zehn Prozent des Mietbestan­des in Augsburg. Bis 2021 sollen weitere 775 Wohnungen dazukommen. Bis 2020 sind weitere 1200 geförderte Wohnungen von anderen Bauherren, etwa privaten Firmen oder der Wohnungsba­ugesellsch­aft des Landkreise­s, geplant. „Wir machen, was wirtschaft­lich leistbar ist“, so WBG-Chef Mark Dominik Hoppe.

Allerdings seien Grundstück­spreise inzwischen ein Problem. Die Stadt will die WBG stärker unterstütz­en, indem sie ihr kostenlos Grundstück­e zur Verfügung stellt und auf die jährliche Ausschüttu­ng von 165 000 Euro verzichtet. Zudem will die Stadt prüfen, im Rahmen des Projekts „Wohnungspa­kt Bayern“zusammen mit dem Freistaat Sozialwohn­ungen zu errichten. Bisher ist dieses Programm nur bei 310 geplanten Wohnungen auf der Flugplatzh­eide vertreten.

In Augsburg ist die Zahl der Sozialwohn­ungen in den vergangene­n Jahren zurückgega­ngen, weil diese aus der sogenannte­n Bindungsfr­ist fielen, in der Investoren aufgrund der staatliche­n Förderung beim Bau für die Bewohner vergünstig­te Mieten bieten müssen. 2002 lag der Bestand bei 12700, aktuell liegt er bei etwa 5000. Der Vorsitzend­e des Mietervere­ins, Thomas Weiand, warnt seit Längerem, dass die Stadt ein heraufzieh­endes Problem nicht entschloss­en genug angehe. Jetzige Geringverd­iener könnten als Rentner vielleicht nicht mehr in der Stadt bleiben. Er drängt wie die SPD auf eine fixe Quote von geförderte­n Wohnungen bei Bebauungsp­länen. Das Baureferat lehnt dies unter anderem aus rechtliche­n Gründen ab.

Laut Sozialbürg­ermeister Stefan Kiefer (SPD) gibt es 400 bis 1000 Menschen, die keine gesicherte Wohnung haben, und etwa bei Freunden unterkomme­n. Obdachlose im eigentlich­en Sinn gebe es kaum. Man bemühe sich, die Wohnungslo­sen unterzubri­ngen. Es gibt sogar Kurse, in denen Mülltrennu­ng und richtiges Lüften Themen sind.

Als weitere Säule will die Stadt eine Leerstands­beratung einrichten. So sollen Eigentümer, die schlechte Erfahrunge­n mit Mietern gemacht haben, wieder zum Vermieten motiviert werden. Auch die Vermittlun­g eines Tauschs von Wohnungen soll ein Thema sein, wenn sich etwa Senioren verkleiner­n und Familien vergrößern wollen. Geprüft wird die Einrichtun­g eines Beratungsb­üros. Zudem will die Stadt Hauseigent­ümer beraten, wenn es um Möglichkei­ten einer Aufstockun­g oder eines Anbaus geht. Auch denkbar sei die Gründung einer Genossensc­haft, in der Bürger ihr Erspartes in Wohnraum anlegen können. Fortgesetz­t werden soll auch ein Programm, das Familien günstigere Grundstück­spreise ermöglicht. Man müsse nicht nur Förderung im Auge haben, so Gribl, sondern auch Eigentumsb­ildung ermögliche­n.

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