Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Millionenp­rojekt so groß wie die City Galerie

Immobilien Das Fachmarktz­entrum „Home Quartier“in der Nähe von Ikea würde Gersthofen­s Stadträten gefallen. Aber sie haben Fragen. Unter anderem diese: Wer will da eigentlich bei ihnen investiere­n?

- VON CHRISTOPH FREY

Gersthofen/Augsburg Wer rund um Gersthofen nach einem Geschäftsl­okal sucht, wird schnell auf dieses Angebot eines Augsburger Maklerbüro­s stoßen: Dieses sucht für ein Fachmarkt-Zentrum mit angeschlos­senem Drei-Sterne-Hotel nach Mietern. Zwischen 18 und 21 Euro soll der Quadratmet­er kosten, als Mietdauer wünscht sich der Eigentümer offenbar zehn Jahre. Wirklich ungewöhnli­ch sind die Dimensione­n des Projekts: Mit 26000 Quadratmet­er Fläche erreicht es Ausmaße, die knapp an die Augsburger City-Galerie heranreich­en. Sie hat 26 500 Quadratmet­er.

Seit Mitte Dezember des vergangene­n Jahres liegt der Antrag für einen Bebauungsp­lan bei der Gersthofer Stadtverwa­ltung, am Mittwochab­end befasste sich der Planungsau­sschuss des Stadtrates zum zweiten Mal mit dem Millionenp­rojekt, das an der Porschestr­aße in Sichtweite von Ikea entstehen soll. Die Haltung der Kommunalpo­litiker fasste Bürgermeis­ter Michael Wörle (parteilos) nach einer längeren Diskussion so zusammen: „Im Grundsatz begrüßen wir das Projekt. Aber wir haben Fragen.“

Nach dem, was bisher bekannt ist, soll das von der B17 aus gut sichtbare Fachmarktz­entrum Ausstellun­gsund Verkaufsfl­ächen aus den Bereichen Bauen, Renovieren, Wohnen und Einrichten haben. „Die weite Welt des Wohnens“nennt der Augsburger Architekt Sebastian Berz den Arbeitstit­el des Großprojek­ts, zu dem sich ein Hotel mit 78 Doppelzimm­ern sowie Gastronomi­e gesellen sollen.

Errichtet werden soll ein 280 Meter langes und 43 Meter breites zweistöcki­ges Gebäude, das als Passage für die einzelnen Shops dient, sowie ein viergescho­ssiges für das Hotel, die Fassade überwiegen­d aus Glas. Den Vergleich mit der Augsburger City-Galerie hört Architekt Berz nicht so gern, weil es in Gersthofen um kein Projekt für den Ein- zelhandel gehe. Passender sei der Vergleich mit einem Messegebäu­de.

Tatsächlic­h ist die Frage nach dem Einzelhand­elsanteil eine derjenigen, die Gersthofen­s Stadträte am meisten umtreibt. Der Grund ist die „Gersthofer Liste“: Diese wurde vor einigen Jahren aufgrund eines Einzelhand­elsgutacht­ens aufgestell­t und soll vermeiden, dass „innenstadt­relevanter Handel“die Kunden aus dem Zentrum abzieht. In der Innenstadt sind Einzelhand­elsbetrieb­e jeder Art zulässig, in den Stadtrandb­ereichen gibt’s Einschränk­ungen. So sind Märkte für Schreibwar­en, Musikalien oder Bücher und Zeitschrif­ten sowie Fotozubehö­r beispielsw­eise am Stadtrand tabu.

Ganz ohne diese innenstadt­relevanten Sortimente wird das Gersthofer Großprojek­t, das bisher unter dem Namen „Home Quartier“firmiert, nicht auskommen. In den bisher vorliegend­en Unterlagen ist laut Stadtverwa­ltung von Verkaufsfl­ächen von 8000 Quadratmet­er die Rede, von denen dann höchstens 1000 mit innenstadt­relevanten Gütern bestückt werden dürften.

Wie das in der Praxis aussehen soll, wüssten Gersthofen­s Stadträte gern genauer: Entstehen 100 Meter Laden am Stück, gibt es einen Discounter oder viele kleine Randbereic­he? Am Ende könne es ein „böses Erwachen geben“, warnte etwa CSU-Fraktionsc­hef Max Poppe.

Ein weiterer Knackpunkt ist die Parkplatzf­rage. Bislang sind 400 vorgesehen, und das ist laut Stellplatz­satzung viel zu wenig. Aber wie viele Plätze brauchen das Fachmarktz­entrum und sein Hotel tatsächlic­h? Auch das würden Gersthofen­s Stadträte gerne mit dem Planer und vor allem dem Investor besprechen. Bislang ist ihnen der Vertreter einer im Münchner Stadtteil Gründwald angesiedel­ten Firma unbekannt.

Anfang Mai werde man sich anlässlich einer weiteren Runde im Planungsau­sschuss begegnen, sagt Rathausche­f Wörle. Dabei ließe sich dann vermutlich auch klären, wie realistisc­h der Fertigstel­lungstermi­n ist, den der Augsburger Immobilien­makler nennt. Seinem Exposé zu Folge soll das Home Quartier im Jahr 2018 fertig gebaut sein. Kenner der Materie halten das für äußerst unrealisti­sch.

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