Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Neue Freizeitoase unter alten Bäumen
Städteplanung Gersthofen hat eine alte Baumschule in Bahnhofsnähe gekauft. Dort soll nun etwas wachsen, das es bislang in der Stadt nicht gibt
Gersthofen Gestern sah dort alles trist und verwildert aus: Von den hohen Bäumen troff die Nässe, die Tore waren verrammelt. Ein rotes Schild warnte vor einem bissigen Hund, das große Haus wirkte öd und leer. Doch das soll sich ändern: Die ehemalige Baumschule Ortolf in der Nähe des Bahnhofs soll zu einer Freizeitoase werden.
Die Stadt Gersthofen will das Areal nebst Wohnhaus dem Alpenverein sowie den Naturfreunden zur Verfügung stellen. Entsprechende Überlegungen hat jetzt der Planungsausschuss des Stadtrates einstimmig gebilligt.
Während Gersthofen in den vergangenen Jahrzehnten rasch vom Straßendorf zu einer florierenden mit viel Gewerbe wuchs, hat die Natur in der früheren Baumschule eine Reservat gefunden. Diese hat die Stadt in den vergangenen Jahren Zug um Zug erworben. Zuletzt kaufte sie das alte Wohnhaus. Nun will die Kommune das verwil- derte Idyll zumindest zeitweise der Öffentlichkeit zugänglich machen. Auf rund zwei Hektar zwischen Bahnlinie und Westendstraße sollen die Gersthofer Sektion des Alpenvereins und die Naturfreunde heimisch werden.
Das ist nicht ganz die Hälfte der ehemaligen Baumschule (4,9 Hektar). Auf dem Rest sieht ein von Raum- und Umweltplaner Roland Schmidt entwickeltes Szenario im Wesentlichen Landwirtschaft oder eine spätere Bebauung – eventuell mit Gewerbe – vor.
Doch zurück zum Vereinsgelände. Während der Alpenverein das frühere Wohnhaus belegen soll, wollen die Naturfreunde unter Bäumen Angebote machen. Möglich sind Bereiche für Kinderspiel und Naturerlebnis, eine Wiese für verKleinstadt schiedene Sportarten, Stadtgärtnern und Ähnliches. Zudem soll auf einem kleinen Stück entlang der Bahnlinie ein Biotop für Zauneidechsen geschaffen werden, die bislang im Bahnhofsbereich hausen.
Die Überlegungen von Planer Roland Schmidt stießen bei den Stadträten im Ausschuss auf ungeteilte Zustimmung. Schmidt wies darauf hin, dass Gersthofen weiter wachsen werde und deshalb auch für ein entsprechendes Freizeitangebot sorgen müsse. Zudem sichere eine Vergabe an die Vereine das Wäldchen vor anderen Begehrlichkeiten.
Die könnten eines Tages sogar von der Stadt selber kommen, darauf wiesen mehrere Stadträte hin. Max Poppe (CSU) erinnerte an Überlegungen, die am Areal vorbeiführende Westendstraße zu einer Umgehung für den Gersthofer Stadtkern zu machen. Diese Möglichkeit dürfe man sich keineswegs verbauen. Den Vereinen müsse man klarmachen, dass sie unter Umständen wieder weichen müssen, wenn es denn so weit sei.
Bernhard Happacher (FW) glaubt dagegen, dass sich die Stadträte hier Illusionen machen. Wenn man den Vereinen das Gelände überlasse und diese dort investieren, dann sei das Areal für lange Zeit dem Zugriff der Stadt entzogen. „Das wird dann die Basis beider Vereine.“
Was wie gesagt alle Stadträte im Ausschuss im Grundsatz gut fanden. Für die Stadt ist noch etwas anderes wichtig: Wenn sie den Vereinen das Gelände überlässt, sind diese auch für den Unterhalt zuständig.