Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Allein die Kanäle erzählen 1000 Jahre Geschichte
Bewerbung Kraftwerke, Brunnen und mehr verhalfen Augsburg einst zum Aufschwung. Nun soll dies auch die Unesco beeindrucken
Städte, die sich für den WelterbeTitel bewerben, müssen ein sogenanntes Nominierungsgebiet festlegen. Die Auswahl in Augsburg war nicht einfach: Damit die Stadt, die höher lag als Lech und Wertach, mit Trink- und Brauchwasser versorgt werden konnte, bedurfte es einst hoch komplexer Techniken. Die Augsburger Brunnenmeister galten als Experten. Ihr Wissen war in weiten Teilen Europas gefragt.
Allein die Augsburger Lechkanäle erzählen eine jahrtausendealte Geschichte: Sie wurden früh genutzt, um Wasser in die Stadt zu leiten. Das Kanalsystem umfasst rund 160 Kilometer, die vier Lechkanäle der Altstadt fließen im Großen und Ganzen noch heute wie im Jahr 1276. Zunächst entstanden die Kanäle wohl auf natürlichem Weg, später nahm der Mensch bewusst Einfluss auf ihren Verlauf.
Die Stadtverwaltung hat sich für die Welterbe-Bewerbung nun auf 22 Denkmäler festgelegt, anhand derer die Entwicklung der Augsburger Wasserwirtschaft von den Anfängen bis heute erläutert werden kann. Wasser- und Kraftwerke versorgten die Stadt bereits früh mit Energie, Trink- und Treibwasser. Zum Teil werden sie noch heute genutzt.
Die Liste der relevanten Denkmäler wird am Dienstag im Kulturausschuss des Stadtrats vorgestellt. Dass sich manche Kraftwerke, Brunnen und andere Denkmäler nicht darauf finden, hat seine Gründe: Meist sind sie einfach nicht mehr im Original erhalten. Beim Neptunbrunnen, der um 1536 entstand, sind die Gründe andere. Zwar ist er einer der ersten „Prachtbrunnen“Augsburgs. Im Lauf der Zeit wurde sein Standort aber so oft verlegt, dass seine historische Bedeutung für die Wasserversorgung verloren ging. O
Martin Kluger: Augsburgs historische Wasserwirtschaft. Context Verlag, 432 Seiten. In diesem Werk ist die wesentliche Entwicklung der Augsbur ger Wasserwirtschaft dokumentiert.