Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Feurige Seele Südamerikas reißt Schwaben mit
Tanzshow „Vida Argentino“begeistert die Besucher in der Gersthofer Stadthalle mit Tango, Stepptanz und Körperkunst
Temperamentvoller Tango, mitreißende Akrobatik, sinnlich erzählte Geschichten in feurigen Choreografien eingefangen – dies alles macht die kulturelle Seele Südamerikas zu einem eigenständigen Gefühlserlebnis und hat auch die Besucher der Gersthofer Stadthalle in Lebensfreude versetzt.
In der großen Bühnenshow „Vida Argentino“fingen die beiden Startänzer Nicole Nau und Luis Pereyra zusammen mit ihrem Ensemble den Zauber Argentiniens ein und zogen mit temporeichen wie auch sehr poetischen Bühneninszenierungen das Publikum in einen exotischen Bann.
Mittels einer bildgewaltigen Reise quer durch alle Regionen und Zeitepochen ihres Landes präsentierte die Truppe knapp drei Stunden lang die schönsten Tänze und Darbietungen des lateinamerikanischen Kontinents – von den leidenschaftlichen Figuren des Tangos über hypnotisierende Trommelfeuerwerke bis hin zu den Akrobatikkünsten der Gauchos, die in den Weiten der Pampa ihr einsames Zuhause gefunden haben.
Mit leisen Trommelschlägen und spanisch klingenden Gitarrenriffs baute zunächst jedoch die Begleitband mit den typischen Melodien Argentiniens einen ausgedehnten Spannungsbogen auf, bis schließlich die ersten Tänzer die voll besetzte Stadthalle betraten. Und von nun an hieß es Leidenschaft pur im Vierachteltakt, wenn Nicole Nau und ihr Partner Luis Pereyra mit rasanten Drehungen, Stopps und Kreuzschritten über die Bühne schwebten und ihre Improvisationskünste beim rassigen Tango Argentino zum Besten gaben.
Es war ein optischer Genuss, wie der mehrfach ausgezeichnete Choreograf Pereyra mit souveräner Beinarbeit seine Auserwählte betör- diese bald wieder distanziert von sich stieß, nur um sie später ganz in sein glühendes Herz zu holen. Zu diesem kunstvollen Geschlechterkampf stießen beständig weitere Tanzpaare hinzu, und aus der individuellen Liebesbezeugung entfaltete sich nach und nach ein gemeinschaftliches Feuerwerk aus reiner Ästhetik und Leidenschaft.
Immer wieder wechselten die Mitwirkenden Kostüme und Stilrichtungen, sodass man nicht nur die bekannte Salonvariante, sondern auch Formen des Neotango, der flotten Milonga und den Tango Val- im schnellen Walzertempo kennenlernte. Sämtliche Bewegungen des Ensembles fügten sich schließlich zu choreografisch erzählten Geschichten zusammen, die das Publikum mitten in die Seele der echten argentinischen Lebensfreude entführten. Der erste Teil des Abends lebte noch ganz durch die formschönen Spielarten des Tangos, doch nach der Pause ging es dann sehr viel temperamentvoller zur Sache: Vom sinnlichen Markenzeichen Argentiniens führte die musikalische Reise tief in die archaische Frühzeit des Landes, in welcher mittels Maskente, tänzen und indianischer Trommelklänge die Geister der Vergangenheit wieder zum Leben erwachten. Jubelnden Applaus gab es nicht nur für diese mystische Seite Argentiniens, sondern vor allem auch für die darauffolgenden lautstarken Präsentationen des Malambos, eines rasend schnellen Stepptanzes, bei welchem sämtliche Regionen der Füße zum klackenden Einsatz kommen.
Die Stile vermischten sich ab diesem Zeitpunkt immer mehr, und am Ende vereinten sich alle Tänzer auf der Bühne in einem großen Freuse denfest der eleganten Körperbewegungen. Während sich der Anfang der Show zugegebenermaßen etwas in die Länge zog, liefen die Bühnenkünstler im Laufe des Abends allerdings zur Höchstform auf und demonstrierten Schlag auf Schlag ihre Fähigkeiten auf Meisterklasseniveau. Nachdem schließlich der letzte Schritt verebbt und der letzte Ton des Bandoneons verklungen war, erhob sich die Zuschauermenge Reihe für Reihe, um den Tänzern und Akrobaten ihren aufrechten Respekt zu zollen. Ein farbenprächtiges Festival für alle Sinne.