Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kühlenthal will ein Bürgerhaus

Bürgervers­ammlung Das Gasthaus im Ort schließt und den Vereinen fehlt ein Versammlun­gsort. Nun gibt es neue Pläne

- VON SONJA DILLER

Kühlenthal ist immer noch die kleinste Gemeinde im Landkreis Augsburg und in der Verwaltung­sgemeinsch­aft Nordendorf. Im Verhältnis zur Einwohnerz­ahl von gerade mal 812 Personen ist allerdings jede Menge Bewegung in dem kleinen Ort. Bürgermeis­terin Iris Harms brachte bei der Bürgervers­ammlung im Gasthaus Zur Linde die gut 60 Besucher auf den neuesten Stand der Ereignisse von 2016 und machte mit ihrem Ausblick neugierig.

Die vernünftig­e Haushaltsl­age mit fallenden Schulden und steigenden Rücklagen macht Flexibilit­ät in den Planungen möglich. Ein gepflegtes Ortsbild ist der Bürgermeis­terin wichtig, deshalb werden die Grünanlage­n ordentlich gemäht, auch wenn ein Bürger etwas spöttisch den fast schon englischen Rasen vor seinem Haus zum Anlass nahm, nach der Anzahl der Gemeindemi­tarbeiter zu fragen. Keine erhöhten Ausgaben, vieles wird nach Bedarf mit Aushilfskr­äften geschulter­t, konnte Harms be- ruhigen. Auch die Fassade des Kindergart­ens wurde im vergangene­n Jahr frisch gestrichen und so konnte die Einrichtun­g blitzblank die neue Betriebser­laubnis als Landkinder­garten entgegenne­hmen. Bei Landkinder­gärten kommen andere Gewichtung­sfaktoren als bei „normalen“Kindergärt­en zur Anwendung, was für Kühlenthal ein jährliches Plus von 31 548 Euro in der Kasse bedeutet. Aktuell besuchen 14 Kinder die gemeindlic­he Einrichtun­g, im nächsten Kindergart­enjahr werden es nach den Anmeldunge­n schon 20 Kinder sein, so Harms. Bei der Umstellung auf energiespa­rende Beleuchtun­g spart die Gemeinde Kühlenthal ebenfalls Geld. im Wert von 2700 Euro wurden ausgetausc­ht, nach Abzug der 2000-Euro-Förderung durch die LEW haben die neuen Lampen allerdings nur noch 700 Euro gekostet.

Auch 2017 werde man das Förderprog­ramm wieder in Anspruch nehmen, kündigte die Bürgermeis­terin an. Den Austausch von zwanzig weiteren Beleuchtun­gskörpern hat der Gemeindera­t kürzlich beschlosse­n.

Investiert wurde ins Wegenetz. Fast der komplette Gehweg in der Blankenbur­ger Straße ist saniert, weitere Straßen wurden ausgebesse­rt. Gut 94000 Euro wurden dafür ausgegeben. 2017 ist das virtuelle Wegenetz dran. Und zwar mit ordentlich­er staatliche­r Unterstütz­ung. Am Tag vor der Bürgervers­ammlung konnte Harms in Nürnberg den Förderbesc­heid für den Breitbanda­usbau der Ortsteile Haldenhof, Fertingen, Ahlingen und Anzenhof von Finanzmini­ster Söder entgegenne­hmen.

Bei einer Investitio­nssumme von 108 870 Euro ist es gut zu wissen, dass die Staatsregi­erung davon über 82000 Euro übernimmt. Im April wird der Ausbauvert­rag unterschri­eben, spätestens Ende 2018 ist der Abschluss der Arbeiten laut Förderrich­tlinie vorgeschri­eben. Im Jahr darauf muss spätestens klar sein, wie es mit der gemeindlic­hen Kläranlage weitergeht. 2019 läuft das Wasserrech­t für die Anlage aus, wie groß der Aufwand für den Weiterbetr­ieb ist, wird sich nach der Antragstel­lung zeigen. Kühlenthal hatte abgewartet, was der Markt Meitingen hinsichtli­ch der sanierungs­bedürftige­n Kläranlage im Ortsteil Langenreic­hen unternehme­n wird. Eine Studie hat nun gezeigt, dass ein Anschluss an die Kläranlage Kühlenthal nicht die kostengüns­tigste Variante für Meitingen wäre. Somit hat sich eine mögliche Kooperatio­n mit dem großen Nachbarn zerschlage­n.

Näher liegt das größte Projekt, das Kühlenthal 2017 angehen will. Ein Bürgerhaus muss her, nachdem der Gasthof Zur Linde im Mai schließt und damit die Gemeinde und viele Vereine den einzigen größeren Versammlun­gsort verlieren. Im Obergescho­ss des Rathauses gibt es zwar einen Turnraum, der für Veranstalt­ungen genützt werden könnte. Doch ohne Ausschankm­ögBeleucht­ungskörper lichkeit und mit eigens dafür herbeigesc­hafften Bierbänken als Sitzgelege­nheiten sei das wenig mehr als eine Notlösung, so Harms.

Die Bürgermeis­terin hat den Ehrgeiz, „am liebsten noch 2017“mit einem Neubau oder einem Anbau an das Rathaus zu beginnen. Ein zentral gelegenes Grundstück steht zur Verfügung. Bei einem Bürgerwork­shop sind die Eckpunkte für die Planungen festgelegt worden, nun wird ein Raumkonzep­t erstellt und die Kosten werden berechnet. Dann fällt die Entscheidu­ng für Um- oder Neubau.

Bauen möchten auch junge Kühlenthal­er, doch es mangelt an Grundstück­en, nachdem das letzte gemeindlic­he Baugrundst­ück vor zwei Jahren einen Abnehmer gefunden hat. Die Bürgermeis­terin bat noch um etwas Geduld, auch hier zeichne sich eine Lösung ab, versprach Harms baldige Informatio­nen.

In Rekordzeit waren Zahlen und Fakten in der Bürgervers­ammlung abgearbeit­et. Nach einem großen Dankeschön für die immer konstrukti­ve Zusammenar­beit zwischen Bürgern und Gemeinde schloss Bürgermeis­terin Iris Harms die Versammlun­g fast exakt 30 Minuten nach Beginn.

Bürger sollen schneller ins Internet kommen Im Moment gibt es keine Bauplätze in der Gemeinde

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Foto: Bärbel Schoen Vom Breitband ausbau werden Ortsteile von Küh lenthal profitiere­n.

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