Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Was tun gegen Hochwasser?
Schutz Im Rathaus liegen die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie aus. Jetzt sind die Wertinger gefragt
Die Vorbereitungen zum Hochwasserschutz in Wertingen sind in die nächste Phase gegangen. Im Rathaus stehen seit Mitte der Woche Schautafeln aus, welche die Pläne aufzeigen, die das Wasserwirtschaftsamt in einer Machbarkeitsstudie als „Vorzugsvariante“ausgearbeitet hat. Nun sollen die Bürger sich einen Monat lang selbst informieren können und Anregungen liefern. Diese sollen in die weitere Ausarbeitung eines Planfeststellungsbeschlusses einfließen, der dann im Stadtrat diskutiert werden soll. Das wäre der rechtliche Startschuss, um die Maßnahmen auf den Weg zu bringen.
Konrad Schörger vom Wasserwirtschaftsamt Donauwörth, der bei der Erstellung des Konzepts federführend war, sagte bei einem Pressetermin: „Es war keine leichte Geburt.“Denn die Bedingungen für einen effektiven, aber nicht zu kostspieligen Hochwasserschutz seien in Wertingen schwierig. Der Grund sei das komplexe Zusammenspiel der zwei Gewässer Laugna und Zusam, die im Fall starker Regenfälle unter- Szenarien produzierten. Für diese müsse dennoch ein einheitliches Konzept gefunden werden. Die Messlatte für den Hochwasserschutz ist ein sogenanntes „HQ 100“, ein Hochwasser, wie es statistisch nur alle hundert Jahre eintritt. Es bestehe nach Einschätzung der Behörde deutlicher Handlungsbedarf. Bei einem solchen Hochwasser wären wohl etwa 170 Gebäude betroffen. Das rein materielle Schadenspotenzial läge bei etwa 15 Millionen Euro.
Der Maßnahmenkatalog zum Schutz vor einem solchen Hochwasser besteht dabei aus fünf wesentlichen Bausteinen: ● Am Zusamkanal soll zwischen der Brücke Laugnastraße und der Einmündung in die Alte Zusam eine sogenannte „Sohleintiefung“durchgeführt werden – ein tieferes Flussbett wäre die Folge. ● Sowohl an Zusam als auch an der Laugna sollen die Flussbette verbreitert werden, um die Wasserkapazität zu erhöhen. ● Wenige Meter südlich der Staatsstraße soll der Abfluss der Alten Zusam mithilfe eines „Hochwasserschildes“begrenzt werden. ● Im Stadtgebiet Wertingens sowie in den Stadtteilen Roggden und Geratshofen sollen Hochwasserschutzdeiche errichtet werden. ● Die Gewässerdurchgängigkeit soll durch Bauarbeiten etwas außerhalb, südlich von Wertingen, verbessert werden.
Der Grundstein für die Planungen sei gelegt, sagte der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes, Ralph Neumeier. Nun seien Stadt und Bürger gefragt. „In dieser Phase der Planungen kann man am meisten Einfluss auf die Kosten nehmen“, sagte Neumeier. Die werden sich nach ersten groben Schätzungen wohl in der Größenordnung von fünf Millionen Euro bewegen. Die Stadt Wertingen wird davon wohl 35 Prozent selbst stemmen müssen.
Bei einem Gespräch zwischen Stadträten und dem Behördenleiter wurde an Neumeier sowohl von den Fraktionen der Freien Wähler als auch der CSU die Bitte angetragen, bei der Kalkulation der Fördergelder des Freistaates an die Stadt auch einen überregionalen Nutzen in Erwägung zu ziehen. Schließlich sei Wertingen Mitglied im Bündnis Hochwasserschutz mit den Donauschiedliche anliegern, auch wenn es selbst nicht direkt von Donauhochwasser betroffen sei. Neumeiers Reaktion darauf war verhalten: „Ich will ihnen diesbezüglich keine allzu großen Hoffnungen machen.“
Bürgermeister Willy Lehmeier ruft alle interessierten Bürger auf, sich nun mit ihren Kenntnissen und Anliegen in die Planungen einzubringen. Wer an einer Arbeitsgruppe teilnehmen will, soll sich dann bei Michael Kramer von der Stadtverwaltung melden – telefonisch unter 08272/84-115 oder per E-Mail an michael.kramer@vg-wertingen.de.
Bis der Hochwasserschutz komplett verwirklicht ist, wird aber in jedem Fall noch viel Zeit vergehen. Lehmeier sagte, man könne „vielleicht 2025 einen Haken hinter das Projekt machen“. Konrad Schörger kommentierte das mit: „In der Regel dauert es noch länger als geplant.“Doch für baldigen Hochwasserschutz hat Lehmeier eine Maßnahme im Visier. Eine „mobile Wasserschutzwand“sei angedacht, die Gespräche dazu liefen bereits. So könnten besonders gefährdete Gebiete wie Roggden schon bald etwas mehr Schutz erhalten.