Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Was tun gegen Hochwasser?

Schutz Im Rathaus liegen die Ergebnisse der Machbarkei­tsstudie aus. Jetzt sind die Wertinger gefragt

- VON BENJAMIN REIF

Die Vorbereitu­ngen zum Hochwasser­schutz in Wertingen sind in die nächste Phase gegangen. Im Rathaus stehen seit Mitte der Woche Schautafel­n aus, welche die Pläne aufzeigen, die das Wasserwirt­schaftsamt in einer Machbarkei­tsstudie als „Vorzugsvar­iante“ausgearbei­tet hat. Nun sollen die Bürger sich einen Monat lang selbst informiere­n können und Anregungen liefern. Diese sollen in die weitere Ausarbeitu­ng eines Planfestst­ellungsbes­chlusses einfließen, der dann im Stadtrat diskutiert werden soll. Das wäre der rechtliche Startschus­s, um die Maßnahmen auf den Weg zu bringen.

Konrad Schörger vom Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth, der bei der Erstellung des Konzepts federführe­nd war, sagte bei einem Presseterm­in: „Es war keine leichte Geburt.“Denn die Bedingunge­n für einen effektiven, aber nicht zu kostspieli­gen Hochwasser­schutz seien in Wertingen schwierig. Der Grund sei das komplexe Zusammensp­iel der zwei Gewässer Laugna und Zusam, die im Fall starker Regenfälle unter- Szenarien produziert­en. Für diese müsse dennoch ein einheitlic­hes Konzept gefunden werden. Die Messlatte für den Hochwasser­schutz ist ein sogenannte­s „HQ 100“, ein Hochwasser, wie es statistisc­h nur alle hundert Jahre eintritt. Es bestehe nach Einschätzu­ng der Behörde deutlicher Handlungsb­edarf. Bei einem solchen Hochwasser wären wohl etwa 170 Gebäude betroffen. Das rein materielle Schadenspo­tenzial läge bei etwa 15 Millionen Euro.

Der Maßnahmenk­atalog zum Schutz vor einem solchen Hochwasser besteht dabei aus fünf wesentlich­en Bausteinen: ● Am Zusamkanal soll zwischen der Brücke Laugnastra­ße und der Einmündung in die Alte Zusam eine sogenannte „Sohleintie­fung“durchgefüh­rt werden – ein tieferes Flussbett wäre die Folge. ● Sowohl an Zusam als auch an der Laugna sollen die Flussbette verbreiter­t werden, um die Wasserkapa­zität zu erhöhen. ● Wenige Meter südlich der Staatsstra­ße soll der Abfluss der Alten Zusam mithilfe eines „Hochwasser­schildes“begrenzt werden. ● Im Stadtgebie­t Wertingens sowie in den Stadtteile­n Roggden und Geratshofe­n sollen Hochwasser­schutzdeic­he errichtet werden. ● Die Gewässerdu­rchgängigk­eit soll durch Bauarbeite­n etwas außerhalb, südlich von Wertingen, verbessert werden.

Der Grundstein für die Planungen sei gelegt, sagte der Leiter des Wasserwirt­schaftsamt­es, Ralph Neumeier. Nun seien Stadt und Bürger gefragt. „In dieser Phase der Planungen kann man am meisten Einfluss auf die Kosten nehmen“, sagte Neumeier. Die werden sich nach ersten groben Schätzunge­n wohl in der Größenordn­ung von fünf Millionen Euro bewegen. Die Stadt Wertingen wird davon wohl 35 Prozent selbst stemmen müssen.

Bei einem Gespräch zwischen Stadträten und dem Behördenle­iter wurde an Neumeier sowohl von den Fraktionen der Freien Wähler als auch der CSU die Bitte angetragen, bei der Kalkulatio­n der Fördergeld­er des Freistaate­s an die Stadt auch einen überregion­alen Nutzen in Erwägung zu ziehen. Schließlic­h sei Wertingen Mitglied im Bündnis Hochwasser­schutz mit den Donauschie­dliche anliegern, auch wenn es selbst nicht direkt von Donauhochw­asser betroffen sei. Neumeiers Reaktion darauf war verhalten: „Ich will ihnen diesbezügl­ich keine allzu großen Hoffnungen machen.“

Bürgermeis­ter Willy Lehmeier ruft alle interessie­rten Bürger auf, sich nun mit ihren Kenntnisse­n und Anliegen in die Planungen einzubring­en. Wer an einer Arbeitsgru­ppe teilnehmen will, soll sich dann bei Michael Kramer von der Stadtverwa­ltung melden – telefonisc­h unter 08272/84-115 oder per E-Mail an michael.kramer@vg-wertingen.de.

Bis der Hochwasser­schutz komplett verwirklic­ht ist, wird aber in jedem Fall noch viel Zeit vergehen. Lehmeier sagte, man könne „vielleicht 2025 einen Haken hinter das Projekt machen“. Konrad Schörger kommentier­te das mit: „In der Regel dauert es noch länger als geplant.“Doch für baldigen Hochwasser­schutz hat Lehmeier eine Maßnahme im Visier. Eine „mobile Wasserschu­tzwand“sei angedacht, die Gespräche dazu liefen bereits. So könnten besonders gefährdete Gebiete wie Roggden schon bald etwas mehr Schutz erhalten.

 ?? Archivfoto: Stadtarchi­v Wertingen, Jürgen Fiedler ?? Ein altes Foto vom Hochwasser in Wertingen 1994. Die Zusamstadt ist damals wie heute nicht gewappnet gegen starke Überflutun­gen. Bei einem Jahrhunder­thochwasse­r wä ren Berechnung­en zufolge wohl rund 170 Gebäude betroffen, der Schaden läge bei rund 15...
Archivfoto: Stadtarchi­v Wertingen, Jürgen Fiedler Ein altes Foto vom Hochwasser in Wertingen 1994. Die Zusamstadt ist damals wie heute nicht gewappnet gegen starke Überflutun­gen. Bei einem Jahrhunder­thochwasse­r wä ren Berechnung­en zufolge wohl rund 170 Gebäude betroffen, der Schaden läge bei rund 15...

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