Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Gegen „ignorantes“Reden
Welche Botschaft die christlich-jüdische Woche für die Stadt hat
Christlich-jüdisches Zusammenleben in Deutschland erschöpft sich nicht in zwölf dunklen Jahren des Nationalsozialismus. An sie müsse erinnert werden, um sich der Verantwortung bewusst zu sein. Doch sollten Bayerns Schulen ein breiteres Bild des deutschen Judentums vermitteln, sagte Kultusstaatssekretär Bernd Siebler zum Abschluss der Woche der Brüderlichkeit im Goldenen Saal. „Die Geschichte des Judentums ist mehr als Ausgrenzung und Verfolgung.“Jüdische Bürger hätten in Bayern ganz wesentlich zu Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur beigetragen.
Im Rathaus hieß Bürgermeisterin Eva Weber die im interreligiösen Dialog aktiven Vereinigungen willkommen. Verständigung sei nötig, da heute Religionen nicht mehr getrennt in Erdteilen heimisch sind, sondern in einer Stadt, in einer Straße, in einem Haus zusammen leben. „Wir dürfen nicht zulassen, das Ergebnisse der Verständigung durch ignorantes und anstandsloses Reden und Handeln gefährdet werden“, mahnte Eva Weber. Zum Motto der Woche „Nun gehe hin und lerne!“sagte Margaretha Hackermeier, die Vorsitzende der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit: „Lernen dauert lange und erfordert viel Geduld.“Immerhin seien über die bleibende Bedeutung des Judentums für Christen grundlegende Einsichten gewachsen.
Bei der Gemeinschaftsfeier in der Synagoge betonte Rabbiner Henry G. Brandt, dass kein Ritus und kein Bekenntnis notwen- dig ist, um Gottes Gesetz zu erfüllen, sondern nur, seinen Nächsten zu behüten: „Gerecht ist eine Gesellschaft, in der Menschen verantwortungs- und liebevoll miteinander umgehen.“Der evangelische Regionalbischof, Michael Grabow, ergänzte: „In Gottes Namen lassen sich keine Kriege führen.“Alle seien gefordert, falsche Gottesbilder zu entlarven.