Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Einmal wie Harry Potter spielen
Freizeit Nicht nur der berühmte Zauberer betreibt Quidditch, auch die Uni hat ein Team. In dem Sport geht es körperlich zur Sache. Wer neugierig ist, kann selber mitmischen
Sport konnte Monika Parzinger während ihrer Schulzeit nie etwas abgewinnen. Sie las lieber Bücher, Harry Potter beispielsweise. An der Universität Augsburg hat sie dank Harry Potter auch ihre Begeisterung für den Sport entdeckt. Dort gibt es seit zwei Jahren ein QuidditchTeam, also von dem Sport, der auch in den Büchern und Verfilmungen vorkommt. Die Studenten bleiben bodenständig, sie fliegen nicht mit ihrem Besen durch das Stadion, wie es die Spieler in den Büchern tun. Aber ansonsten geht es auch im Hochschulsport ähnlich turbulent und unübersichtlich zu.
Wer das erste Mal zusieht, muss sich erst einmal orientieren, um die Spielabläufe nachvollziehen zu können. Es finden quasi mehrere Spiele gleichzeitig statt, und es sind immer mehrere Bälle im Spiel. So konzentrieren sich einige Spieler darauf, den Ball durch einen der drei Ringe zu befördern und so Punkte zu erzielen. Andere Spieler haben hingegen die Aufgabe, den Gegner wie beim Völkerball abzuwerfen. Wird er getroffen, muss er vom Besen absteigen, in der Hälfte des eigenen Teams einen Ring berühren und darf dann erst wieder auf den Besen aufsteigen. Auch Elemente des Rugbys finden sich beim Quidditch.
Der Gegner darf zu Boden gerissen werden. Auf das Geschlecht wird in den gemischten Teams dabei keine Rücksicht genommen. Zuläs- sig sind Angriffe aber nur zwischen Schulter und Knien. „Besonders beliebt und effektiv ist es, den Gegner im Bereich der Hüfte zu attackieren“, sagt Monika Parzinger. Wenn sie neue Leute trifft, schmunzeln die oft erst einmal, wegen des Bezugs zu Harry Potter. „Wenn sie dann hören, wie laufintensiv und körperlich das Spiel ist, staunen sie immer. Hier bleibt keiner länger dabei, nur weil er die Bücher so toll findet.“Informatikstudent Jonas Geschke begeistert an Quidditch vor allem, dass alle Spieler permanent ins Spielgeschehen eingebunden sind.
Bei dem Spiel kommt es zwar immer wieder mal zu Verletzungen, interessanterweise passieren aber so gut wie keine Unfälle mit dem Besen. Die können an der Uni nicht fliegen; es sind Holz- oder Kunststoffstäbe. Einsteiger lernen im Training zunächst erst einmal ohne Besen, wie sie laufen müssen, damit sie später beide Hände zum Fangen frei haben.
Die Spieler müssen beim Wetter hart im Nehmen sein. Quidditch ist eine Freiluftsportart. Die „Augsburg Owls“trainieren derzeit zwar in der Halle, aber nur weil der Fußballplatz an der Uni gesperrt ist. Die Winterspiele im Quidditch fanden beispielsweise Mitte Januar in München statt, während Sturmtief Egon für sehr unangenehme Bedingungen sorgte. Die Augsburger belegten am Ende Platz 14 unter 18 Teams. „Dafür, dass wir vorher als mutmaßlich schwächstes Team gehandelt wurden, war es doch ganz passabel“, Im Internet www.facebook.com/augsburgowls findet Parzinger. Das sei vor allem deswegen beachtlich, weil sie am Ende nur noch zehn Feldspieler waren. Mindestens sieben müssen auf dem Platz stehen. „Da geht es nur noch ums Überleben. Wirklich gut spielen kann ein Team ab einer Stärke von 14 oder 15. Zugelassen sind bis zu 21 Spieler je Team.“
Ab April messen sich die Augsburger in der neu gegründeten Regionalliga Bayern unter anderem mit Passau und München. Insgesamt gibt es in Deutschland aktuell 30 Teams, nur ein Teil davon hat einen universitären Hintergrund. Für die Augsburger geht es vor allem darum, die taktischen Defizite gegenüber den anderen Teams aufzuholen und Spielzüge einzuüben. „Wir schauen uns da viel von anderen Teams ab und diskutieren viel im Team. Natürlich betreiben wir den Sport ernsthaft, aber es ist uns genauso wichtig, Spaß zu haben. Wir lachen viel im Training“, sagt Parzinger.
Ab dem kommenden Semester sollen zudem zwei Kurse angeboten werden, weil das Interesse so groß ist. „Dann wird es eine Gruppe für Anfänger und eine für Fortgeschrittene geben“, sagt Parzinger. Mitmachen können auch Interessierte, die nicht an der Uni oder Hochschule eingeschrieben sind. Sie müssen dafür dem Förderverein der Universität beitreten.