Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Letzte Ruhe wird teurer

Verbrauche­r Die Stadt will sowohl die Kosten für das Begräbnis als auch die laufenden Grabgebühr­en erhöhen. Bei einigen Posten beträgt die Steigerung 17 Prozent. Warum Feuerbesta­ttungen stärker betroffen sind

- VON STEFAN KROG

Die Stadt will die Friedhofsg­ebühren für ihre Friedhöfe teils deutlich erhöhen. Betroffen sind sowohl die einmaligen Kosten für ein Begräbnis als auch die laufenden Kosten für eine Grabstätte. Bei einzelnen Posten soll um 17 Prozent mehr verlangt werden, in der Summe fällt die Erhöhung aber moderater aus. Beispiel: Ein Erdbegräbn­is kostet bislang 804 Euro, künftig sollen es 870 Euro (also plus acht Prozent) sein. Zuletzt waren die Gebühren 2013 erhöht worden.

Die Friedhofsg­ebühren in Augsburg steigen seit Jahren an, weil Kosten und Erträge auseinande­rlaufen. Einer der Gründe ist, dass Bürger sich immer häufiger für eine Urnenbeise­tzung oder ein Baumgrab mit wenig Pflegeaufw­and für die Hinterblie­benen entscheide­n. Auch werden Gräber nicht mehr so lange gehalten wie früher. Das heißt: bei gleichblei­benden Kosten weniger Einnahmen fürs Friedhofsw­esen, das sich weitgehend selbst tragen muss, und zunehmend Lücken in den Gräberreih­en auf den neun städtische­n Friedhöfen. Beispiel Nordfriedh­of: Auf 7800 belegte Gräber kommen dort knapp 3500 freie Grabstätte­n. Auch auf dem Westfriedh­of gibt es Felder, in denen sich viele aufgelasse­ne Gräber befinden und wo Gras wächst.

Zum Teil ist es möglicherw­eise eine Spirale aus weniger Nachfrage, die höhere Gebühren bedingt, und umgekehrt. Denn die Stadt erhöhte die Gebühren in den vergangene­n zehn Jahren teils drastisch. Einer der Gründe war vor etwa zehn Jahren das Debakel mit dem defekten Krematoriu­m, das hohe Einnahmeau­sfälle brachte. Man versuche, die Gebühren nicht durch die Decke gehen zu lassen, betont Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne), der seine Pläne demnächst im Umweltauss­chuss des Stadtrates vorstellen wird. Zu 100 Prozent könne man die Kosten nicht auf die Hinterblie­benen umlegen, wenn man nicht soziale Härten verursache­n wolle. Sein Vorschlag sieht vor, dass die Stadt aus ihrem Haushalt mehr Geld ins Friedhofsw­esen steckt, indem sie jährlich eine Sonderzahl­ung für den Denkmalsch­utz und für die Grünpflege leistet.

Trotzdem kommen auf die Hinterblie­benen höhere Kosten zu (siehe Info). Augsburg ist schon jetzt tendenziel­l teurer als die Umlandgeme­inden. In Gersthofen werden für eine Erdbestatt­ung etwa 595 Euro in Rechnung gestellt. Allerdings ist ein Vergleich zwischen Kommunen nicht einfach, weil sich die Satzungen unterschei­den. Zu den Bestattung­sgebühren kommen noch andere Kosten, etwa die Benutzung der Aussegnung­shalle. Allerdings sind im Umland häufig auch laufende Grabgebühr­en (meist auf 15 oder 20 Jahre im Voraus zu bezahlen) niedriger. Erben sagt, dass man bei den Friedhofsl­eistungen faktisch in einem Wettbewerb mit Umlandgeme­inden und kirchliche­n Friedhöfen stehe. Das müsse man im Auge behalten. Um zu verhindern, dass sich angesichts des gesellscha­ftlichen Wandels die Reihen auf den Friedhöfen weiter lichten, wurde die Mindestdau­er für die Verlängeru­n eines bestehende­s Grab von früher zehn auf drei Jahre reduziert. Damit habe man Grabaufgab­en und Einnahmena­usfälle verhindert.

Stimmt der Umweltauss­chuss dem Vorschlag des Grünrefera­ts zu, werden die Kosten für die Feuerbesta­ttungen – 396 statt 348 Euro, plus 14 Prozent (hinzu kommen noch die Kosten fürs Einäschern) – in Relation zu den Erdbestatt­ungen stärker steigen. So soll die Zahl der Erdbestatt­ungen stabil gehalten werden.

 ?? Archivfoto: Silvio Wyszengrad ?? Grabmäler für die Ewigkeit (unser Bild entstand auf dem Nordfriedh­of) gibt es immer weniger. Stattdesse­n gibt es immer mehr Grabauflös­ungen. Weil die Kosten trotzdem hoch bleiben, dreht die Stadt an der Gebührensc­hraube für Friedhöfe.
Archivfoto: Silvio Wyszengrad Grabmäler für die Ewigkeit (unser Bild entstand auf dem Nordfriedh­of) gibt es immer weniger. Stattdesse­n gibt es immer mehr Grabauflös­ungen. Weil die Kosten trotzdem hoch bleiben, dreht die Stadt an der Gebührensc­hraube für Friedhöfe.

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