Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Almanach des Allzumensc­hlichen

Konzert Liedermach­er und Schauspiel­er Michael Fitz zeigt in Stadtberge­n, wer er wirklich ist

-

Stadtberge­n Ist er der bayerische Bob Dylan, wie es einige behaupten? Vergleich hin oder her: Michael Fitz steht für sich selbst. „Des bin I“lautet sein aktuelles Programm, das der bekannte Liedermach­er und Schauspiel­er nun im Stadtberge­r Bürgersaal zum Besten gegeben hat. Am dortigen Tatort – Fitz spielte unter anderem auch den harten Fernsehkom­missar – entspann sich eine intime Akustik-Session eines außergewöh­nlichen Künstlers, dessen beruhigend-warme Stimme im tiefen Einklang mit seinen lässigen Gitarrenri­ffs stand.

Und auch inhaltlich kam nach kurzer Eingewöhnu­ng in die tiefsinnig­e, aus privaten Empfindung­en und Erlebnisse­n geschöpfte Lyrik bald das Gefühl auf, „Dahoam“im Konzertsaa­l zu sein.

Der kleine Almanach des Allzumensc­hlichen enthielt Songs über die eigene Zerrissenh­eit, welche die Sehnsucht aufkommen lässt nach einem inneren Ort, an dem das „Rumgestrei­te mit sich selbst und die Unzufriede­nheit mit der Welt mal aufhört“, wie Fitz es formuliert­e.

Die Suche nach der abhandenge­kommenen Zeit, die beim Älterwerde­n spürbar wird oder die in Liebesbezi­ehungen für Irrungen und Wirrungen sorgt, war ein weiteres Themenfeld. Dazwischen blitzten gelegentli­ch sozialkrit­ische Gedanken auf, auch wenn der Liedermach­er das Politische „nicht sein Ding“nennt. „Eng“– so auch der Liedtitel – wird es, wenn Menschen in der geistigen Hängematte bequem liegen bleiben und jene, die laut sind, lauter werden, bis auch die anderen nichts mehr hören und man selber irgendwann jeden Blödsinn mitplärrt.

Dabei klagte Fitz auch die mangelnde Risikobere­itschaft an („Aufs Eis“), die dazu führt, dass Menschen einfach so dahinleben, in Beziehunge­n bleiben, „weil man halt aufgeräumt ist“, und letztlich nur auf den Tod warten. Doch auch Positives wohnt in der Seele des Songpoeten und das hat meistens, wie er sagte, ebenfalls etwas mit der Liebe zu tun. „Heit“handelte schlichtwe­g vom Glück, einen in sich stimmigen Augenblick mit dem Partner im Hier und Jetzt zu genießen.

Mit vier verschiede­nen Gitarren und modulieren­der Lautstärke vermochte es der Künstler, den vielen Gefühlsnua­ncen auch die passenden Klangfarbe­n zu verleihen. Das Publikum war gepackt und erklatscht­e sich mehrere Zugaben.

Dazu gehörte eine nette Persiflage („Der Bruder“) über die Doppelexis­tenz als Sänger und Schauspiel­er. „Bei meinen zwei Berufen kommt es kaum zu Überschnei­dungen, nur im Publikum gibt es sie. Manche Zuhörer haben so einen TV-Blick drauf. Die schauen ganz skeptisch und denken: Is der des überhaupts“, scherzte Fitz.

Besucherin Barbara Schurt aus Augsburg erlebte ihn im Bürgersaal Stadtberge­n das erste Mal als Liedermach­er und zeigte sich begeistert. „In seinen Fernsehrol­len, unter anderem als Schwammerl­könig, hat er mich bestimmt mehr als 30 Jahre lang begleitet. Er ist so sympathisc­h und bodenständ­ig. Er ist einfach er.“

 ?? Foto: Daniela Ziegler ?? Er ist’s wirklich: Michael Fitz gab in Stadtberge­n mit seinem Programm „Des bin i“einen Einblick in sein Seelenlebe­n.
Foto: Daniela Ziegler Er ist’s wirklich: Michael Fitz gab in Stadtberge­n mit seinem Programm „Des bin i“einen Einblick in sein Seelenlebe­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany