Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein furioses Heimspiel zur Premiere
Konzert An der Bläserphilharmonie Ehgatten ist nicht nur das junge Durchschnittsalter etwas Besonderes
Ehgatten/Horgau Ein furioser Start in den Frühling gelang der Bläserphilharmonie Ehgatten. Dirigent Bob Sibich hatte dem jungen etwa 60-köpfigen Orchester zur Vorbereitung auf dieses Premiere-Heimspiel ganze drei Proben gegönnt.
Schon mal zwei mehr als zu den Wertungsspielen im letzten Juli in Kraftisried, wo man, noch ganz frisch gegründet, zum ersten Mal in Erscheinung trat. Und mit 96 von 100 möglichen Punkten dann trotz oder gerade wegen dieser Kurzentschlossenheit in der Oberstufe so richtig absahnte. Der Altersdurchschnitt liegt bei gerade mal 25 Jahren. Dabei gibt es für die Mitgliedschaft ganz bewusst keine Altersgrenze, damit auch ältere Semester, die woanders ab einem bestimmten Alter aussteigen müssen, weiter blasen können.
Nun also gab das Orchester sein erstes Konzert im Landkreis Augsburg. Die Besucher strömten äußerst zahlreich und mit hohen Erwartungen zum Konzert in der Horgauer Rothtalhalle, und so waren kurz vor Beginn kaum noch Parkplätze frei. Das Galakonzert wurde mit Klängen von Stephen Melillo kraftvoll eröffnet. Im zweiten Stück, „Pantomime“von Philip Sparke, brillierte einer der besten Euphoniumsolisten Deutschlands, Bernd Geser aus Leutkirch. Geser bezauberte mit seinem Instrument das Publikum, entlockte ihm durch alle Register weiche Klänge. Dann gab es was fürs Herz, den zweiten Satz aus Tschaikowskys erstem Streichquartett, natürlich ohne Streicher sondern komplett „mundgeblasen“. Wieder etwas moderner ging es mit Paul Hubers „Evocazioni“in die kurze Pause.
Ebenso anspruchsvoll und mitreißend verging auch die zweite Hälfte. Keine sanfte Frühlingsbrise, schon eher ein heftiger Frühlingswind fegte durch die Halle, die „Hounds of Spring“wurden losgelassen. Nach dem klanggewaltigen Meisterwerk für Blasorchester, „Give us this day“von David Maslanka servierte Sibich als besondere Perle zum Schluss noch sing- und tanzbare Klänge: das „Danzón No. 2“von Arturo Márquez. Bravouröse Solisten veranstalteten ein Feuerwerk, vollgepackt mit Melancholie und Lebensfreude – lateinamerikanischer Rhythmus in Horgau.
Um die Gründung der beiden Formationen der „Bavarian Symphonic Winds“, die „Bläserphilharmonie Ehgatten“und das „Fanfareorchester Bayern“, ranken sich bereits jetzt so einige launige Legenden. Julia Nieberle, die charmant durch den Abend führte, gab mehrere Kostproben. Kurz zusammengefasst: Kenner des Holzwinkels dürften den Namen „Bläserphilharmonie Ehgatten“als leicht hochtrabend empfinden. Der kleine Weiler zwischen Welden und Kruichen steht für die Einheimischen ganz und gar nicht für gehobene Klänge, sondern eher für Wiehern und Geblöcke, schließlich wohnen in Ehgatten viele Vierbeiner. Dass man ausgerechnet diesen Ort zur Namensgebung heranzog, ist angeblich der Tatsache zu verdanken, dass alle großen umliegenden Gemeinden bereits über ein oder mehrere Blasorchester verfügen. Zu hören war also viel humorige Selbstironie von hochkarätigen Musikern, die große Leistungen aus dem Hut zauberten.