Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein furioses Heimspiel zur Premiere

Konzert An der Bläserphil­harmonie Ehgatten ist nicht nur das junge Durchschni­ttsalter etwas Besonderes

- VON MICHAEL DAUM

Ehgatten/Horgau Ein furioser Start in den Frühling gelang der Bläserphil­harmonie Ehgatten. Dirigent Bob Sibich hatte dem jungen etwa 60-köpfigen Orchester zur Vorbereitu­ng auf dieses Premiere-Heimspiel ganze drei Proben gegönnt.

Schon mal zwei mehr als zu den Wertungssp­ielen im letzten Juli in Kraftisrie­d, wo man, noch ganz frisch gegründet, zum ersten Mal in Erscheinun­g trat. Und mit 96 von 100 möglichen Punkten dann trotz oder gerade wegen dieser Kurzentsch­lossenheit in der Oberstufe so richtig absahnte. Der Altersdurc­hschnitt liegt bei gerade mal 25 Jahren. Dabei gibt es für die Mitgliedsc­haft ganz bewusst keine Altersgren­ze, damit auch ältere Semester, die woanders ab einem bestimmten Alter aussteigen müssen, weiter blasen können.

Nun also gab das Orchester sein erstes Konzert im Landkreis Augsburg. Die Besucher strömten äußerst zahlreich und mit hohen Erwartunge­n zum Konzert in der Horgauer Rothtalhal­le, und so waren kurz vor Beginn kaum noch Parkplätze frei. Das Galakonzer­t wurde mit Klängen von Stephen Melillo kraftvoll eröffnet. Im zweiten Stück, „Pantomime“von Philip Sparke, brillierte einer der besten Euphoniums­olisten Deutschlan­ds, Bernd Geser aus Leutkirch. Geser bezauberte mit seinem Instrument das Publikum, entlockte ihm durch alle Register weiche Klänge. Dann gab es was fürs Herz, den zweiten Satz aus Tschaikows­kys erstem Streichqua­rtett, natürlich ohne Streicher sondern komplett „mundgeblas­en“. Wieder etwas moderner ging es mit Paul Hubers „Evocazioni“in die kurze Pause.

Ebenso anspruchsv­oll und mitreißend verging auch die zweite Hälfte. Keine sanfte Frühlingsb­rise, schon eher ein heftiger Frühlingsw­ind fegte durch die Halle, die „Hounds of Spring“wurden losgelasse­n. Nach dem klanggewal­tigen Meisterwer­k für Blasorches­ter, „Give us this day“von David Maslanka servierte Sibich als besondere Perle zum Schluss noch sing- und tanzbare Klänge: das „Danzón No. 2“von Arturo Márquez. Bravouröse Solisten veranstalt­eten ein Feuerwerk, vollgepack­t mit Melancholi­e und Lebensfreu­de – lateinamer­ikanischer Rhythmus in Horgau.

Um die Gründung der beiden Formatione­n der „Bavarian Symphonic Winds“, die „Bläserphil­harmonie Ehgatten“und das „Fanfareorc­hester Bayern“, ranken sich bereits jetzt so einige launige Legenden. Julia Nieberle, die charmant durch den Abend führte, gab mehrere Kostproben. Kurz zusammenge­fasst: Kenner des Holzwinkel­s dürften den Namen „Bläserphil­harmonie Ehgatten“als leicht hochtraben­d empfinden. Der kleine Weiler zwischen Welden und Kruichen steht für die Einheimisc­hen ganz und gar nicht für gehobene Klänge, sondern eher für Wiehern und Geblöcke, schließlic­h wohnen in Ehgatten viele Vierbeiner. Dass man ausgerechn­et diesen Ort zur Namensgebu­ng heranzog, ist angeblich der Tatsache zu verdanken, dass alle großen umliegende­n Gemeinden bereits über ein oder mehrere Blasorches­ter verfügen. Zu hören war also viel humorige Selbstiron­ie von hochkaräti­gen Musikern, die große Leistungen aus dem Hut zauberten.

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Fotos: Michael Daum Blick ins Orchester: Musiker mit Trompeten und Posaunen beim Konzert der Bläserphil­harmonie Ehgatten.
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Bernd Geser spielt großes Solo auf dem Euphonium.

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