Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Englisch im Kindergarten?
Bildung Warum in der Montessori-Einrichtung die Kleinen eine andere Sprache kennenlernen
Meitingen Wenn Christa Rager im Montessori -Kinderhaus zu Besuch ist, dann kommt sie nicht allein, denn im Gepäck hat sie Mopsy, den sie im Kreise der Kinder als „brown bear“(„braunen Bär“) vorstellt. Ohne zu wissen, dass sie gerade mitten in einer Stunde für spielerisches Englischlernen sind, heißen die Kinder Mopsy gerne willkommen. Allerdings gibt es gleich bei der Ankunft von Mopsy zwei kleine Hürden.
„Mopsy kommt aus England, spricht nur Englisch und ist eine echte Schlafmütze“, verrät Christa Rager, Partnerin der ClubK-Sprachenschule, die in regelmäßigen Abständen im Kindergarten vorbeikommt. Schnell erklärt die zweifache Mutter den Kindergartenkindern im Montessori-Kinderhaus dann, dass sich Mopsy mit den Worten „wake up“(„wach auf“) sicherlich schnell aufwecken lässt. Als das geklappt hat, geht’s weiter zur Vorstellungsrunde, denn schließlich möchte Mopsy auch wissen, bei wem er zu Besuch ist. „My name is Christa („Mein Name ist Christa“).“Mit diesen Worten stellt sich die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin dem kuschligen Bär vor. Und gerne tun ihr die Kinder dies nach und stellen sich reihum vor.
Bei Angela Niederhofer, der Kinderhausund Gruppenleiterin im Montessori-Kindergarten, ist Christa Rager samt Mopsy ein gern gesehener Gast. „Es geht nicht um klassischen Unterricht, den wir aus Schulzeiten kennen“, erklärt die Erzieherin mit Montessori-Diplom. Vielmehr seien die Schnupperstunden ein Weg, um die Kinder neugierig auf eine fremde Sprache zu machen. Wie gut das klappt, merkt Angela Niederhofer noch lange nach dem Besuch von Mopsy. „Die Kinder werfen sich noch lange englische Worte zu und berichten zu Hause von Mopsys Besuch“, verrät die Erzieherin, die bereits dreimal Besuch von Mopsy hatte. Dass die Englischstunde so gut ankommt, liege auch an den „kindgerechten Einheiten“, in denen die englische Sprache vermittelt wird.
Die nächste Einheit – nach der Vorstellungsrunde – ist ein Spiel mit dem Namen „what is missing“(„was fehlt“). Dafür positioniert Christa Rager die Einzelteile eines Papier-Mopsys in der Mitte des Kinderkreises und benennt Kopf, Bauch, Arme, Beine, Hände und Füße mit den jeweils englischen Begriffen. Nun dürfen die Kinder reihum ein Teil von Mopsy verstecken. Anschließend wird geraten und auf Deutsch sowie anschließend auf Englisch benannt, ob „head“(„Kopf“), „leg“(„Bein“) oder „belly“(„Bauch“) fehlen. Sorge, dass die Kinder im Kindergartenalter durch die Konfrontation mit einer fremden Sprachen überfordert werden, haben die meisten Eltern der Montessori-Kinder nicht. „Unsere Eltern fordern sogar, dass wir Fremdsprachen integrieren“, berichtet Angela Niederhofer. Dass eben diese Eltern damit goldrichtig liegen, weiß auch die Fremdsprachenkorrespondentin: „Bis zum Eintritt in die Grundschule lernen Kinder nach dem Muttersprachenkonzept.“In dieser sogenannten „sensiblen Phase für Sprachen“lernen Kinder Sprachen besonders leicht. Auch die Kinder im Montessori-Kinderhaus, die keine deutschen Muttersprachler sind, waren mit Feuereifer bei der Englischstunde dabei und freuten sich ganz besonders über die Mini-Mopsys, die der „brown bear“ihnen als Geschenk mitgebracht hat.