Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Glanz und Schatten

Ein Vortrag über die Bayreuther Festspiele

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Als der Theaterwis­senschaftl­er Oswald Georg Bauer die Idee hatte, die Geschichte der Bayreuther Festspiele zu schreiben, wusste er nicht, wie viel Zeit und Arbeit ihm das bereiten würde. 1989 hatte er in einem Gespräch mit Wolfgang Wagner die Idee geäußert, 2016, also 27 Jahre später, war die 1300 Seiten lange Geschichte der Bayreuther Festspiele gedruckt (Deutscher Kunstverla­g, 2 Bände, 128 Euro). Von dieser Mammutaufg­abe sprach Bauer am Wochenende im Hotel Drei Mohren vor den Mitglieder­n des Augsburger Wagner-Verbands – in Anwesenhei­t von Richard Wagners Urenkelin Eva Wagner-Pasquier.

Es war zu spüren, dass Bauer die Festspiele nicht nur aus Büchern und Archiven kannte, sondern auch als jemand, der dort eng mit Wolfgang Wagner zusammenge­arbeitet hat. Was für Bauer aber nicht hieß, das dunkle Kapitel der Festspiele, die Verknüpfun­g mit dem Nationalis­mus, dem Antisemiti­smus und die Zusammenar­beit mit den Nationalso­zialisten auszuspare­n. Packend war, wie Bauer von der letzten Vorstellun­g des Jahrhunder­trings von Patrice Chéreau berichtete – im August 1980, als das Festspielh­aus förmlich belagert wurde und die Eintrittsk­arten für die „Götterdämm­erung“-Vorstellun­g als „hottest ticket on earth“galten. Bauer gelang es so, die vergänglic­he Theaterkun­st in die Gegenwart hinüberzur­etten. Als Autor versteht es Bauer meisterlic­h, seine Zuhörer gerade nicht spüren zu lassen, wie viel Arbeit ihm das Buch bereitet hat, es hört sich wie ein Lesevergnü­gen an.

 ?? Foto: Mayr ?? In Sachen Wagner geeint: (von links) Ri chard Wagners Urenkelin Eva Wagner Pasquier, der Theaterwis­senschaftl­er Oswald Georg Bauer und die Wagnerver bandsvorsi­tzende Hilde Lutz.
Foto: Mayr In Sachen Wagner geeint: (von links) Ri chard Wagners Urenkelin Eva Wagner Pasquier, der Theaterwis­senschaftl­er Oswald Georg Bauer und die Wagnerver bandsvorsi­tzende Hilde Lutz.

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