Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der größte Braten der Saison
Feste Erfolgreicher Auftakt für das Frühlingsfest in Göggingen: Während abends gefeiert wurde, kam am Sonntag mancher Gast nur wegen des Ochsen am Spieß. Was macht ihn so besonders?
Manche Braten kriegt man Zuhause einfach nicht so lecker hin wie in der Wirtschaft. Und ein Ochse am Spieß überfordert auch die beste Hobbyküche – da muss man auf das Gögginger Frühlingsfest, um den ersten Ochsenbraten der Saison genießen zu können. Am Sonntag zum Frühschoppen gab es den traditionellen Braten mit Spätzle oder Kartoffelsalat.
Es ist schweißtreibend heiß um elf Uhr vor dem Ochsengrill im Festzelt. Seit vier Uhr früh stehen die Metzger Thomas Schlotter und Eberhard Frieß hier und haben ein wachsames Auge auf den riesigen Braten, der sich langsam an einem Spieß um die eigene Achse dreht. „Wir laufen jetzt nur noch bei halber Hitze – Sie sollten morgens mal hier stehen, wenn der Grill voll aufgedreht ist“, sagt Frieß und wischt sich mit dem Handrücken einen Schweißtropfen von der Stirn. Neben ihm schneidet sein Kollege mit einem langen Messer dicke Stücke aus dem Ochsen, die er am Boden des Grills in eine Auffangwanne mit brauner, dampfender Soße legt. Hier sammelt sich der Fleischsaft, der in den letzten fünf Stunden aus dem Braten gelaufen ist – in ihm werden die fertigen Fleischstücke warm gehalten. „Das gibt noch mal einen besonders guten Geschmack“, weiß der Metzger.
Ob ein Ochse einen guten Braten abgibt, sieht ein Kenner bereits, wenn das Tier noch auf der Weide steht, sagt Festwirt Reinhard Kempter. Die Ochsen sind bei ihm Chefsache – jedes einzelne Tier sucht er persönlich beim Bauern aus. In diesem Jahr sind es bislang vier Tiere – neben dem, der sich jetzt gerade im Festzelt dreht, hat er auch schon für den Plärrer drei große Exemplare ausgewählt. 500 Kilo schwer war der Charolais-Ochse vor der Schlachtung – auf dem Spieß bringt er immer noch 300 Kilo auf die Waage. „Im April wäre er ein Jahr alt geworden – ältere Tiere dürfen in Bayern nicht am Stück gebraten werden“, so Kempter. Der hier sei den ganzen Sommer über in der Nähe von Aichach mit der Mut- terkuh auf der Weide gestanden und habe nur Gras gefressen. „Damit er sich zum Grillen eignet, muss er eine schöne Fettschicht unter der Haut haben, sonst wird er trocken“, erklärt der Wirt. In der Metzgerei Binswanger und Kempter wird der Braten vorbereitet – unter anderem wird das Gewürz in Form einer Lake mit Nadeln ins Fleisch injiziert sagt er anerkennend. Für ihn ist der sonntägliche Frühschoppen immer auch ein Ereignis, um Freunde zu treffen und ein bisschen zu ratschen.
Sehr zufrieden mit dem ersten Wochenende zeigte sich Reinhard Kempter. Das Zelt sei jeden Abend brechend voll gewesen, die Leute hätten begeistert gefeiert. Ihn freut auch der Trend zur Tracht. „Die Leute sind alle wunderbar angezogen – mittlerweile fällt man auf, wenn man keine Tracht trägt“, so der Festwirt. Das Fest dauert noch bis kommenden Sonntag.