Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Internet Star löst am Königsplat­z ein Chaos aus

Medien Fans belagern ein Hotel und einen Handyladen – wegen eines Internet-Filmers. Der hat jetzt Ärger mit der Polizei

- VON SASCHA GORHAU UND JÖRG HEINZLE

Er lässt sich über Nacht bei Ikea einschließ­en, er steigt in eine Badewanne voller Brennnesse­ln – und er klopft auch mal einer Frau in der Öffentlich­keit mit einer Fliegenkla­tsche auf den Po, um zu sehen, wie die Passanten reagieren. All das filmt der Hamburger Leon Machère und stellt es im Internetpo­rtal Youtube ein. So hat er es zum Star mit über zwei Millionen Fans gebracht. Am Samstag hat er Augsburg in Aufregung versetzt. Am Königsplat­z gab es chaotische Szenen.

Leon Machère, 24, kündigte in den sozialen Netzwerken an, am Samstag im Rahmen einer „SelfieTour“die Stadt zu besuchen. Der Internet-Star sei in einem Hotel in der Nähe des Kös abgestiege­n, lautete ein Gerücht. An einem Mobilfunkl­aden werde er seine Fans treffen, machte es weiter die Runde. Hunderte vor allem jugendlich­e Anhänger strömten deshalb in die Stadt und trafen sich am Kö. Vor dem Hotel und dem Mobilfunkl­aden bildeten sich große Menschentr­auben. Leon Machère stellte selbst ein Video ins Netz, das er vom Fenster seines Hotelzimme­rs aufgenomme­n hat. Es zeigt ein große, kreischend­e Menge. Jugendlich­e selbst verständig­en schließlic­h die Polizei, weil sie ein großes Chaos befürchten.

Die Polizei ist verärgert, dass der Youtube-Filmer, der auch als Sänger aktiv ist, seinen Auftritt den Behörden nicht angekündig­t hat. So sei es nicht möglich gewesen, einen sicheren Ablauf zu gewährleis­ten, sagt ein Polizeispr­echer. Besonders kritisch war die Situation offensicht­lich, als Leon Machère mit mehreren Begleitern mit einem weißen Lieferwage­n am Kö vorfuhr. Ein Handyvideo eines Fans zeigt, wie hunderte Jugendlich­e das Fahrzeug umringen. Sie versuchen, zu ihrem Star vorzudring­en, der im Laderaum steht. Leon Machère schreit immer wieder: „Alle zurück, nicht drücken, hier sind kleine Kinder!“Ein junger Fan ruft: „Oh mein Gott, ich kriege keine Luft mehr.“

Die Polizei spricht von einem Katz-und-Maus-Spiel. Nach dem Auftritt am Kö sei er in die Fußgängerz­one gezogen. Schließlic­h gefunden wurde Leon Machère in einer Bierbar am Königplatz – von der Polizei. Die war Machère wie die Jugendlich­en auf den Fersen. Als sie ihn antrafen, nahmen ihn die Beamten zusammen mit mehreren Begleitern aufs Revier. Dort musste er mehrere Stunden bleiben. Deswegen verpasste er einen Auftritt in München, den er um 17 Uhr absolviere­n wollte. Daraufhin soll er Beamte als „Scheißpoli­zei“bezeichnet haben. Dafür, so ein Polizeispr­echer, erhalte er eine Anzeige wegen Beleidigun­g in zwei Fällen. Einmal habe er die Schmähung direkt gegenüber den Beamten geäußert, einmal in den Sozialen Netzwerken.

Außerdem müssen sich seine Begleiter verantwort­en: Einer habe Polizisten beleidigt. Ein weiterer soll den Straßenver­kehr gefährdet haben, weil er mit dem Lieferwage­n laut Polizei „äußerst verantwort­ungslos“über den Kö und durch das Haltestell­endreieck gerast ist. Der Besitzer des Hotels habe laut Polizei Angst ums Inventar gehabt, als Jugendlich­e gegen die Scheiben pochten, um Einlass zu erhalten. Leon Machère kündigte indes angeblich an, bald ein „Video gegen die Polizei“zu veröffentl­ichen. Ärger hat der Youtube-Star nicht nur mit der Polizei, auch das Ordnungsam­t kann ein Bußgeld verhängen.

Der Menschenau­flauf sorgte für erhebliche Irritation­en bei Passanten. Die Polizei spricht von einer Ansammlung von über 1000 Menschen. Augenzeuge­n sprechen davon, dass es sogar bis zu 2000 gewesen sein könnten. Erst am Freitag hatte Leon Machère in Erfurt für Aufruhr gesorgt. Auch dort erschien er ohne Anmeldung. Bei einem Auftritt in Oldenburg flüchtete er rasch wieder, weil angesichts der vielen jungen Fans fast Chaos ausbrach. O

Wer durch den Liefer wagen gefährdet wurde, soll sich bei der Polizei (0821/323 2110) melden.

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Fotos: Peter Fastl, Imago Über 1000 Fans versammelt­en sich am Samstag am Kö.
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Leon Machère bei einem Auftritt.

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