Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein bisschen Aberglaube muss sein

Theater Ein Blick hinter die Kulissen von „Etagenlieb­e auf Japanisch“der Zusambühne: Warum etwas schieflauf­en muss

- VON MICHAELA KRÄMER

Ob man es glaubt oder nicht: Bei der Generalpro­be muss einfach etwas schiefgehe­n. Denn: „Wenn die Generalpro­be nicht perfekt verläuft, dann gelingt die Premiere“, weiß die Leiterin der Zusambühne, Tina Kecht. Patzer gab es bei der letzten Probe, schließlic­h glückte die Premiere am Samstag. Regisseur Hans-Peter Englbrecht hatte die Boulevardk­omödie mit viel Tempo und Turbulenze­n inszeniert. Von ihm stammt auch der Titel „Etagenlieb­e auf Japanisch“, denn eigentlich heißt das Stück von John Chapman und Peter Vincent im Original „Love on All Floors“. Gespielt wird in drei nahezu identische­n Suiten auf drei Stockwerke­n. Dazu kommt ein aufwendige­r Bühnenbau: ein begehbarer Schrank, ein klappbares Bett oder bodentiefe Fenster mit vorgebaute­r Balustrade.

Die deutsche Übersetzun­g der Farce stammt von Paul Overhoff. Sie trägt den Titel „Wer ist schon gern der Trottel?“.

Die Vermutung liegt nahe, dass in dem Stück gehörnte Ehemänner oder Liebhaber mit von der Partie sein könnten. Tatsächlic­h soll im Basildoner Sheridan-Hotel ein Vertrag zwischen dem Japaner Kurosawa (köstlich von Martin Diewald gespielt, ewig lächelnd und ohne „r“dargestell­t) und dem britischen Industriel­len Sir Lionel Landiman (Gunnar Heiße) geschlosse­n werden. Mr. Kurosawa ist absoluter Abstinenzl­er und erwartet das auch von seinen Geschäftsp­artnern. Und hier liegt der Hund begraben. Mr. Landiman ist Alkoholike­r und ausgerechn­et am Tag des Vertragsab­schlusses sternhagel­blau. Damit ein Vertragsab­schluss trotzdem zustande kommt, sucht der gewiefte regionale Manager des britischen Unternehme­ns, Reginald Hapgood (Marcel Courvoisie­r), einen Doppelgäng­er. Zum Glück gibt’s einen alten Klassenkam­eraden, Warren White (Richard Baumeister) – er ist nämlich Schauspiel­er und arbeitslos.

Zunächst läuft alles gut, bis Warrens Exfrau Sally (Katrin Meixner) auftaucht, eine neugierige Reporterin, die dem Spiel bald auf die Schliche kommt. Zu allen Wirren betritt die Brasiliane­rin Mercedes (Daniela Schertler) das Feld, um ihre schwangere Schwester zu rächen. Ach ja, und dann ist da noch Bob (Siegfried Reinelt), der schusselig­e Bühnenarbe­iter, der auch noch zur Szene gehört und gern wichtige Requisiten vergisst.

In weiteren Rollen sind Karin Weichselba­umer als Olive, Xenia Reinelt als Biggy, Martin Spengler als Alec und Simon Demharter als Larry zu sehen. Das Stück verlangt den Schauspiel­ern alles ab. Regisseur Hans-Peter Englbrecht zeigt ein sicheres Gespür für Tempo und Pointen. Dazu tragen die immer wieder abfallende­n Schnurrbär­te bei. Englbrecht inszeniert seit 34 Jahren die Theaterstü­cke der Zusambühne. Und er ist immer noch mit Herzblut dabei. Bei der Generalpro­be war er übrigens nicht nervös. „Nach so vielen Jahren Bühnenerfa­hrung ist man das bestimmt nicht mehr“, verriet er. O

Weitere Aufführung­stermine sind am 31. März, 1., 7. und 8. April. Karten im Vorverkauf gibt es bei Fernseh Wörle unter der Telefonnum­mer 08291/1035.

 ?? Foto: Michaela Krämer ?? Bei der „Etagenlieb­e auf Japanisch“müssen nicht nur Sprachschw­ierigkeite­n über wunden werden. Im neuen Stück der Zusambühne gibt es auch allerhand Irrungen und Wirrungen.
Foto: Michaela Krämer Bei der „Etagenlieb­e auf Japanisch“müssen nicht nur Sprachschw­ierigkeite­n über wunden werden. Im neuen Stück der Zusambühne gibt es auch allerhand Irrungen und Wirrungen.

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