Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein bisschen Aberglaube muss sein
Theater Ein Blick hinter die Kulissen von „Etagenliebe auf Japanisch“der Zusambühne: Warum etwas schieflaufen muss
Ob man es glaubt oder nicht: Bei der Generalprobe muss einfach etwas schiefgehen. Denn: „Wenn die Generalprobe nicht perfekt verläuft, dann gelingt die Premiere“, weiß die Leiterin der Zusambühne, Tina Kecht. Patzer gab es bei der letzten Probe, schließlich glückte die Premiere am Samstag. Regisseur Hans-Peter Englbrecht hatte die Boulevardkomödie mit viel Tempo und Turbulenzen inszeniert. Von ihm stammt auch der Titel „Etagenliebe auf Japanisch“, denn eigentlich heißt das Stück von John Chapman und Peter Vincent im Original „Love on All Floors“. Gespielt wird in drei nahezu identischen Suiten auf drei Stockwerken. Dazu kommt ein aufwendiger Bühnenbau: ein begehbarer Schrank, ein klappbares Bett oder bodentiefe Fenster mit vorgebauter Balustrade.
Die deutsche Übersetzung der Farce stammt von Paul Overhoff. Sie trägt den Titel „Wer ist schon gern der Trottel?“.
Die Vermutung liegt nahe, dass in dem Stück gehörnte Ehemänner oder Liebhaber mit von der Partie sein könnten. Tatsächlich soll im Basildoner Sheridan-Hotel ein Vertrag zwischen dem Japaner Kurosawa (köstlich von Martin Diewald gespielt, ewig lächelnd und ohne „r“dargestellt) und dem britischen Industriellen Sir Lionel Landiman (Gunnar Heiße) geschlossen werden. Mr. Kurosawa ist absoluter Abstinenzler und erwartet das auch von seinen Geschäftspartnern. Und hier liegt der Hund begraben. Mr. Landiman ist Alkoholiker und ausgerechnet am Tag des Vertragsabschlusses sternhagelblau. Damit ein Vertragsabschluss trotzdem zustande kommt, sucht der gewiefte regionale Manager des britischen Unternehmens, Reginald Hapgood (Marcel Courvoisier), einen Doppelgänger. Zum Glück gibt’s einen alten Klassenkameraden, Warren White (Richard Baumeister) – er ist nämlich Schauspieler und arbeitslos.
Zunächst läuft alles gut, bis Warrens Exfrau Sally (Katrin Meixner) auftaucht, eine neugierige Reporterin, die dem Spiel bald auf die Schliche kommt. Zu allen Wirren betritt die Brasilianerin Mercedes (Daniela Schertler) das Feld, um ihre schwangere Schwester zu rächen. Ach ja, und dann ist da noch Bob (Siegfried Reinelt), der schusselige Bühnenarbeiter, der auch noch zur Szene gehört und gern wichtige Requisiten vergisst.
In weiteren Rollen sind Karin Weichselbaumer als Olive, Xenia Reinelt als Biggy, Martin Spengler als Alec und Simon Demharter als Larry zu sehen. Das Stück verlangt den Schauspielern alles ab. Regisseur Hans-Peter Englbrecht zeigt ein sicheres Gespür für Tempo und Pointen. Dazu tragen die immer wieder abfallenden Schnurrbärte bei. Englbrecht inszeniert seit 34 Jahren die Theaterstücke der Zusambühne. Und er ist immer noch mit Herzblut dabei. Bei der Generalprobe war er übrigens nicht nervös. „Nach so vielen Jahren Bühnenerfahrung ist man das bestimmt nicht mehr“, verriet er. O
Weitere Aufführungstermine sind am 31. März, 1., 7. und 8. April. Karten im Vorverkauf gibt es bei Fernseh Wörle unter der Telefonnummer 08291/1035.