Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Augschburg­er sparen Zeit

- VON HERR BRAUN Der Augschburg­er Dialekt lokales@augsburger allgemeine.de

Mir reicht’s! In der Kunst und Architektu­r gibt es den Minimalism­us: die Konzentrat­ion aufs Wesentlich­e. Da meckert kein Mensch! Und auch das oft so geschmähte Augsburger­ische ist nichts anderes als – Kunst, äh, Kunscht! Welche Sprache weltweit ist schon dazu in der Lage, bei der praktische­n Ausübung auf 41 der an sich 100 benötigten Muskeln zu verzichten! Der Augschburg­er setzt die Muskeln eben lieber da ein, wo es sinnvoll ist: Beim Zermalmen und Verkosten eines Datschis, eines saftigen Rumpsteaks oder beim Ausheben einer neuen Baugrube. Für das Augschburg­erische gilt eben: Bloß koin Stress! Nebenbei bemerkt: Der Augschburg­er hat deshalb auch keinen Hals. Dadurch werden nämlich überflüssi­ge Kopfbewegu­ngen unmöglich, die nur zu verwirrend­en optischen Eindrücken führen würden.

Dann unsere wunderbare­n Schund Zischlaute, die sich wie ein meditative­s Grundrausc­hen durch unsere Sätze ziehen: „Woisch, hosch, globsch, siggsch, tätsch, moooinsch“– was für eine akustische chill area! Der Mund nie übermäßig geöffnet oder gar aufgerisse­n – niemand muss vor uns Angst haben! Wir tun nix. Lediglich das überbetont­e und rollende „r“wie bei „Strrrrroßa­boh“sorgt für gelegentli­che Spitzen und Aufmerksam­keit.

Aber gut, wenn Sie meinen, hier trotzdem fließendes Hochdeutsc­h sprechen zu müssen, dann gehen Sie eben zum Bäcker und sagen: „Ich hätte sehr gerne ein knuspriges helles Brötchen!“Ich sage weiterhin: „A Semml!“Zeiterspar­nis allein bei dieser Order: 3,7 Sekunden. Und des rechnen S’ jetzt mal hoch!

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